Karnevalspop aus Ostbelgien bei „Lot dech Jue“

Im Kultursaal in Gemmenich war am Samstag Karnevalsmusik angesagt. | David Hagemann


Nach den vergangenen Jahren hatten sich die „Lot dech jue“-Künstler um Mirko Braem nach einer neuen Location umgesehen: „Walhorn war für viele unbekannt. Und Kelmiser sagten, dass sie nicht nach Walhorn fahren. Mit Gemmenich haben wir eine nähere Lösung gefunden“, erklärte Mirko Braem. Darüber hinaus sei der Ort auch vielen Niederländern ein Begriff und auch von Limburg her schneller zu erreichen, so der Produzent am Rande der Veranstaltung am Samstagabend. Ebenso habe der gute Kontakt zu den Mitgliedern der Karnevalsvereinigung „Royal Cercle Les 21 Gemmenich“ eine wichtige Rolle gespielt: „Sie helfen hier im Auf- und Abbau und im Verkauf mit.“

Um 20.11 Uhr zeigten sich alle Beteiligten startklar – jede Gruppe wurde einzeln ins Rampenlicht gerufen. Den musikalischen Auftakt machten die Allstars mit „Zepter, Hoot än Väre“ aus dem vergangenen Album. Doch bevor die anderen bekannte und vor allem neuen Lieder kundtun sollten, betonte Moderator Patrick Knops in bestem Kelmiser Platt: „Alles und auch der Karneval wird immer teurer: Das Bier, die Kostüme. Das geht auch an uns nicht spurlos vorbei. Zum ersten Mal müssen wir deshalb jetzt einen Werbeblock einschieben.“ Ein ganz besonderer Klamauk.

„3-Wetter-Taft“ und die Frisur von „Sven ohne Girls“ hält in allen Lebenslagen – nur gut, dass er so gut wie keine Haare hat, dachten sich wohl die Frauen. Nespresso schmeckt wohl beiden Geschlechtern, und dennoch wusste der Werbemann „Et Pipke“ von Los Cannonos zu betonen: „Schmeckt gut, aber das Bier doch immer besser.“ Dann fragte im Einspieler Mike Nüchtern, aus Eupen in Bademantel und Saunaatmosphäre: „Wer hat es erfunden?“ Die Antwort kam prompt: „Die Kelmiser, Nicola!“ Dies war eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass auch ehemalige Mitglieder der Lot dech jue in irgendeiner Form weitermachen und gerne dabei sind: „Jeder ist auch nach der Sangeskarriere noch herzlich willkommen bei uns“, so Braem, der hinzufügt, dass alles selbst entwickelt wird, von der Idee bis zum fertigen Einspieler und bis zur fertigen Platte.

Iech & die Anger Tswei waren mit neuer Besetzung angereist. Sie brachen das Eis für Céline & d’r Welsch: „Sie sind vor allem wallonischen Landesteil unterwegs. Da braucht man modernere Musik“, erklärte Mirko Braem den leicht rappigen Stil ihrer neuen Lieder „Lève les mains en l’air“ und „Are you ready for Confetti“. Seit vielen Jahren sind auch Chouke & Kowalski und auch die Glitter Girls mittlerweile dabei, deren Auftritte von Jahr zu Jahr souveräner werden.

Insgesamt habe man in Ostbelgien, unter anderem mit den sehr beliebten Los Cannonos und Sven ohne Girls, einen eigenen ostbelgischen Musikstil entwickelt: „Die Kölner sind rockiger geworden. Ich sage immer, dass wir Karnevalspopmusik produzieren“, so Braem. Es sei ihm wichtig, dass man sich unterscheidet. Einen weiteren Unterschied bringe da Mike Nüchtern, alias Mike Thissen, ein. In Deutschland im Ballermann-Geschäft unterwegs, kann er schon mehr die Schlagerseite bedienen, was ihm wohl auch in dieser Session mit „Nein!Nein! Nein!“ und „Ein Hoch auf die alten Zeiten“ auch gelingen wird.

Zu guter Letzt besinnt sich die Karnevalsmusikfamilie aus Kelmis in ihrem neuen Allstars-Auftritt auf ihren Eigennamen. Mit „Lot dech Jue denn hü es Karneval“ wollen sie jeden daran erinnern, den Alltag für einige Stunden im Festsaal oder auf der Straße wirklich vergessen zu machen.