Roboter ersetzen Steuerbeamte

Fragen Sie ihren freundlichen Roboter: Chatbots sind virtuelle „Roboter“ für Kommunikationsaufgaben. | 4



„Die Entwicklung vollständiger künstlicher Intelligenz“, warnte der Astrophysiker Stephen Hawking vor einigen Jahren, „könnte das Ende der menschlichen Rasse bedeuten.“ Dass Roboter uns zunehmend die Arbeitsplätze streitig machen, gilt in einzelnen Branchen bereits als ausgemachte Sache. Laut Studien kann der Einsatz von künstlicher Intelligenz in großem Maßstab die Produktivität in der Größenordnung von 10 bis 15 Prozent steigern. Und: Je stärker strukturiert der Beruf ist, desto leichter können ihn Maschinen übernehmen. Dazu gehören auch Verwaltungsdienste, deren Automatisierungspotenzial höher ist als in anderen Branchen, da es sich um eine verfahrenstechnische Welt mit vielen sich wiederholenden administrativen Aufgaben handelt. Die Zeitung „Le Soir“ berichtete in ihrer Montagsausgabe über zwei Pilotprojekte im Finanzamt, bei denen künstliche Intelligenz genutzt wird: mithilfe sogenannter Chatbots.

Ein Chatbot ist ein Programm bzw. ein virtueller Roboter, der versucht mündliche oder schriftliche Kommunikation mit einem realen Menschen zu imitieren. Die Idee dahinter ist nicht neu. Schon in den 60er Jahren gab es Anwendungen, die in der Lage waren auf vordefinierte Fragen zu antworten. Aktuelle Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz befähigen moderne Chatbots jedoch aus vergangenen Interaktionen zu lernen und somit eine immer genauere und natürlichere Hilfestellung zu leisten.

Genau das will das Finanzministerium in Brüssel für seine Dienste nutzen: Software-Roboter, die über einen automatisierten Konversationsdienst mit einer Person kommunizieren können, sollen den Steuerzahlern, die sich im Labyrinth der Verwaltung nicht mehr zurechtfinden, zur Hilfe kommen.

Die Pilotprojekte, die jetzt weiter entwickelt werden, betreffen die Registrierung von Mietverträgen und die Erklärung des Berufssteuerabzugs für Arbeitgeber. Beamte würden dadurch zwar ersetzt, aber Arbeitsplätze sollen dennoch nicht abgebaut werden, heißt es. Die betroffenen Mitarbeiter würden anderen Diensten zugewiesen. Die beiden Chatbots sollen bis 2021 einsatzbereit sein. Für die Steuerverwaltung geht es vor allem darum, erste Erfahrungen auf diesem Gebiet zu sammeln. Im Grunde genommen soll das Call-Center des Finanzministeriums mithilfe künstlicher Intelligenz rund um die Uhr zugänglich werden. (gz)