Mestdagh rechtfertigt Kündigungen mit zu hohen Personalkosten

Von den knapp 2.500 Mitarbeitern der zur Mestdagh-Gruppe gehörenden Carrefour Märkten sollen 450 entlassen werden. | belga



Mestdagh beschäftigte im letzten Jahr knapp 2.500 Personen – von einem Fünftel des Personals will man sich in den kommenden Monaten trennen. Seit nunmehr sechs Jahren ist die Gruppe unrentabel und fährt im Schnitt pro Geschäftsjahr einen Verlust von rund zwei Prozent ein. Vergangenes Jahr sank der Umsatz sogar um 5,3 Prozent. Das große Problem von Mestdagh ist die zunehmende Konkurrenz durch Discounter wie Aldi und Lidl. Aber auch der Internethandel mache der Gruppe zu schaffen, heißt es.

Vor dem Hintergrund, dass die Personalkosten, die etwa 16,3 Prozent des Jahresumsatzes ausmachten, höher seien, als in vergleichbaren Geschäften, seien nicht genügend Mittel für unbedingt erforderliche Investitionen vorhanden. Deshalb müsse dringend etwas getan werden, da Mestdagh ansonsten der Untergang drohe, erklärt Geschäftsführer Guillaume Beuscart in einer Pressemitteilung.

Mittelfristig will der Konzern die Verkaufszahlen steigern, gleichzeitig aber auch Kosten sparen. Nur so könne die Gruppe fit für die Zukunft gemacht werden. Bis 2020 sollen 21,2 Millionen Euro in die bestehenden Geschäftsniederlassungen investiert werden. Die Supermärkte sollen künftig über eine Metzgerei-, eine Fertiggerichtabteilung und über eine Bäckerei verfügen. Außerdem soll das Angebot von frischen Produkten erheblich erweitert werden. Ferner gibt es Überlegungen, sonntags zu öffnen sowie Bestell- und Lieferdienste einzuführen.

Auch will man dafür Sorge tragen, die Stellenstreichungen weitestgehend durch Verrentungen und freiwilligen Abgängen aufzufangen. Man trage sich jedenfalls nicht mit dem Gedanken, auch nur eine der über 80 Niederlassungen zu schließen, heißt es. Allerdings kündigt die Direktion an, dass man von den verbleibenden Personalmitgliedern mehr Polyvalenz erwarte. Auch werde man die Arbeitszeiten überprüfen und vereinheitlichen, um einen optimalen Service in den Filialen zu gewährleisten und gleichzeitig den Wünschen der Mitarbeiter besser Rechnung zu tragen.

Mestdagh ist der größte Franchisenehmer der Carrefour-Supermärkte in der Wallonie. Die Supermärkte der französischen Carrefour-Gruppe sind übrigens nicht von den anstehenden Maßnahmen betroffen (und damit auch kein Geschäft in Ostbelgien).

Die Gewerkschaften riefen das Mestdagh-Personal dazu auf, die Arbeit niederzulegen.

Die Reaktionen des von Mestdagh angekündigten Abbaus von 450 Stellen ließen am Montag nicht lange auf sich warten. Premier Charles Michel (MR) rief die Direktion von Mestdagh dazu auf, die Zahl der reinen Kündigungen so niedrig wie möglich zu halten. Michel und Wirtschaftsminister Kris Peeters (CD&V) sagten den Mitarbeitern und deren Familien ihre Unterstützung zu. Die Regierung werde die weiteren Schritte von Mestdagh kontrollieren und dabei den entlassenen Mitarbeitern zur Seite stehen. Peeters teilte ferner mit, bereits Kontakt mit den Gewerkschaften aufgenommen zu haben. Außerdem wünsche er sich, dass die sogenannte Renault-Prozedur so schnell wie möglich eingeläutet werde.

Die Gewerkschaften riefen das Mestdagh-Personal dazu auf, die Arbeit niederzulegen. Dieser Aufforderung wurde ab Mittag in zahlreichen Carrefour Mestdagh-Niederlassungen Folge geleistet. Die christliche Gewerkschaft CSC sprach von einer Tragödie. Außerdem stellt man sich die Frage, wie Mestdagh mit weniger Personal mehr Angebote schaffen will.