Immer mehr Häftlinge sitzen volle Strafe ab

Immer mehr Häftlinge sitzen ihre volle Strafe ab. Das hat aber auch Nachteile. | belga

Im vergangenen Jahr wurden in Belgien 828 Häftlinge entlassen, nachdem sie die volle Dauer ihrer Gefängnisstrafe abgesessen hatten. Dies ist ein Rekord, wie aus einer parlamentarischen Antwort von Justizminister Koen Geens (CD&V) hervorgeht.

Betroffen von dem Anstieg waren vor allem jene Insassen, die eine Haftstrafe von weniger als fünf Jahren absaßen. Diese können zwischen der kompletten Dauer des Vollzugs und einer Freilassung unter Auflagen optieren. Letztere Variante bedeutet allerdings nicht nur Auflagen, sondern auch eine insgesamt längere Strafe als die komplette Verbüßung in der Haftanstalt. Zudem wurden die Bedingungen für den offenen Vollzug verschärft. Dadurch erklärt sich, warum so viele Verurteilte wie noch nie bis zum letzten Tag ihrer Freiheitsstraße im Gefängnis gesessen haben.

Der Trend habe allerdings, das berichtet am Montag die Zeitung „De Standaard“ Nachteile. „Ein Häftling, der am Ende seiner Haftstrafe entlassen wird, wird buchstäblich auf die Straße gespült. Es gibt praktisch keine Begleitung. Viele von diesen Menschen verfügen in der Freiheit über kein Netzwerk zur Reintegration oder haben finanzielle Probleme“, so Eric Maes vom Landesinstitut für Kriminalistik und Kriminologie (INCC). Wer hingegen für eine vorzeitige Haftentlassung unter Auflagen optiert, bekommt klare Vorgaben, an die er sich zu halten hat, mit auf den Weg in die Freiheit. (boc)