CD&V schlägt Zeitkredit für Großeltern vor

Die Lebensarbeitszeit wird erhöht, was zur Folge hat, dass ältere Arbeitnehmer, die bereits Großeltern sind, kaum Zeit haben, sich um ihre Enkel zu kümmern. Das will der CD&V-Kammerabgeordnete Stefaan Vercamer ändern. Er schlägt die Einführung eines Zeitkredits für Großeltern vor. | dpa



Stefaan Vercamer würde das System des Zeitkredits gerne auf Großeltern ausweiten, denen dann die Möglichkeit gegeben würde, ihre Enkel mehr zu betreuen. Mit dieser Maßnahme würde eine gesellschaftliche Win-win-Situation geschaffen.

Gesetzesvorschlag für „Großelternurlaub“ wird der Kammer vorgelegt.

Davon ist Vercamer jedenfalls überzeugt. Dies nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass die Föderalregierung die Lebensarbeitszeit bereits erhöht habe und noch weiter anheben möchte.

Während Großeltern ihr Laufbahnende sinnvoll neuorientieren könnten, würde auch die mancherorts angespannte Situation bei der Kleinkindbetreuung entkrampft. In einer Mitteilung weist der Kammerabgeordnete darauf hin, dass vielerorts die Nachfrage nach Betreuungsplätzen größer sei als das Angebot, was berufstätige Eltern in Bedrängnis bringe. Vercamer unterstreicht, dass sein Vorschlag Teil des bestehenden, vergüteten Zeitkreditsystems sein sollte, das in der Privatwirtschaft angewendet wird und das eine Gleichstellung der Zeit, die nicht gearbeitet wird, bei der Berechnung der Pensionsansprüche vorsieht. Vercamer kündigte an, einen Gesetzesvorschlag für den „Großelternurlaub“ in der Kammer einreichen zu wollen. In Reihen der flämischen Liberalen (Open VLD) stieß der Vorschlag auf wenig Verständnis.

Der Kammerabgeordnete Egbert Lachaert warf seinem Kollegen vor, sich der Tragweite seines Vorschlags nicht bewusst zu sein. „Vercamer sagt nicht, wie eine solche Maßnahme finanziert werden soll. Also wird es sie auch nicht geben“, so Lachaert, der den Vorstoß als „Augenwischerei“ bezeichnet. Der Zeitkredit für Großeltern stellt in den Augen der Liberalen keine Priorität dar. Zunächst wollen sie den Adoptions- und Pflegeurlaub besser regeln.

Auch beim flämischen „Gezinsbond“ ist man der Meinung, dass zunächst andere Prioritäten gesetzt werden sollten. Gegenüber der flämischen Tageszeitung „De Standaard“ vertritt die Organisation die Meinung, dass der Elternschaftsurlaub auf sechs Monate erhöht werden sollte. Mutterschaftsurlaub sollte dagegen auf 26Wochen ausgedehnt und der Vaterschaftsurlaub verdoppelt werden. Damit, so die Überzeugung des „Gezinsbond“, würde man den Eltern entgegenkommen. Allerdings sei die Vorstellung, einen Großelternurlaub einzuführen, nicht ganz so abwegig. Nur sollten zunächst andere Dinge in Angriff genommen werden. (um/belga)