Belgien und Russland im diplomatischen Clinch

Belgische F-16 bombardieren in Irak und Syrien Stellungen von IS. | Photo News

Nach Angaben der örtlichen Behörden wurden am Dienstag bei einem Luftangriff auf den Ort Hassajek in der Provinz Aleppo mindestens sechs Menschen getötet, weitere vier seien verletzt worden. Dabei will die russische Luftkontrolle den Einsatz von zwei belgischen Kampfjets vom Typ F-16 festgestellt haben. „Bei der Bombardierung wurden zwei Wohnhäuser zerstört und sechs Menschen getötet, vier erlitten Verletzungen verschiedener Schweregrade. Weder russische noch syrische Luftstreitkräfte befanden sich in der Region“, heißt es auf der Webseite des russischen Verteidigungsministeriums.

Sie hätten die Bombardierungen über Aleppo aus humanitären Gründen vorübergehend ausgesetzt, sodass die Bürger die Chance erhalten, das Gebiet zu verlassen, und die Hilfsdienste die Verletzten evakuieren können.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Zacharowa schrieb bezüglich dieses Luftangriffs auf Facebook, „wir erwarten vom US-Außenministerium, dass es auf diesen Angriff reagiert und die Tötung von unschuldigen Zivilisten verurteilt.“

Verteidigungsminister Steven Vandeput (N-VA) dementierte am Mittwoch die Präsenz seiner Kampfjets vom Typ F-16 über Hassajek. „Die Vorwürfe sind haltlos“, sage er im VRT-Fernsehen. „Gewöhnlich sprechen wir nicht darüber, wo wir aktiv sind, aber ich kann Hand aufs Herz bestätigen, dass wir in den letzten drei Tagen nicht über die Region geflogen sind“. Belgien ist Teil der internationalen US-geführten Militärkoalition im Kampf gegen Dschihadisten im Irak und in Syrien. Unser Land bombardiert im Rahmen dieses Auftrags Stellungen von IS in Syrien und Irak. „Die Terrormiliz ist unser einziges Ziel“, betonte Vandeput. „Wir wollen keine zivilen Opfer und werfen Bomben nur auf Ziele ab, die wir zu hundert Prozent als IS identifiziert haben.“ Vandeput meinte, dass die Russen mit der bewussten Verbreitung falscher Informationen versuchen, Zwietracht innerhalb der Koalition zu säen.

Belgien beließ es aber nicht bei einem Dementi. Um sein Missfallen wegen der russischen Behauptungen zum Ausdruck zu bringen, hat Außenminister Didier Reynders (MR) den russischen Botschafter in Brüssel einbestellt. „Ich habe um eine Einbestellung des Botschafters gebeten, um ihn über unser Dementi in Kenntnis zu setzen, aber auch über unsere Unzufriedenheit bezüglich Angaben, die offenkundig nicht überprüft wurden“, so Reynders.

Er könne die genauen Hintergründe der Behauptungen nicht nachvollziehen, meinte der Außenminister. Sie seien aber auf jeden Fall inakzeptabel. Reynders verwies noch darauf, dass er stets dafür plädiert habe, die Kommunikationskanäle mit Russland trotz aller Spannungen in zahlreichen Bereichen offen zu halten.

Der Westen kritisiert Russland wegen der Eskalation im Syrienkrieg, und der Unmut wächst. Die syrische Regierung unter Baschar al-Assad und die Russen seien für den endlosen Krieg und die zahlreichen zivilen Opfer verantwortlich, und der Regierung in Moskau werden Gräueltaten in Aleppo vorgeworfen, während nach russischer Darstellung die Angriffe Terroristen gelten. Moskau ist der engste Verbündete des syrischen Präsidenten und hilft dessen Armee mit Luftangriffen. (gz/vrt)