Großbrand steigt Eupenern in die Nase

Die Rauchsäule, die sich im Zuge der Löscharbeiten entwickelte, war am Freitagmorgen über Kilometer hinweg zu sehen. | David Hagemann



Auch wenn die meisten Eupener noch schliefen, als das Feuer in der Industriezone zu nächtlicher Stunde ausbrach, so dürften sie spätestens beim Verlassen ihres Hauses am Morgen Wind davon bekommen haben. Der Geruch des Brandherds, der sich im Zuge der Löscharbeiten über das gesamte Stadtgebiet verteilte, stieg umgehend in die Nase. „Das riecht nach einer Mischung aus verbranntem Grillfleisch und Plastik“, fand ein Besucher des Oberstädter Wochenmarktes – und lag mit dieser Einschätzung nicht ganz daneben. Denn das Feuer war am Sitz des Unternehmens Frigera ausgebrochen, das auf die Produktion von Tierfutter spezialisiert ist.

Ein Großaufgebot der Feuerwehr war nach Eingang der Brandmeldung in der Lütticher Einsatzzentrale zur Handelsstraße ausgerückt, wo sie ein Industriegebäude vorfanden, das in Vollbrand stand. Umgehend wurde Verstärkung aus den umliegenden Hilfeleistungszonen angefordert, da die Flammen auf einen angrenzenden Schreinereibetrieb überzugreifen drohten. „Dort stehen zwei Silotürme mit Holzspänen gefüllt, die es zu schützen galt“, schilderte Einsatzleiter René Schoonbrood dem GrenzEcho am Freitagmorgen eine der zentralen Herausforderung. Eine Aufgabe, die gelang. Jedoch konnte nicht verhindert werden, dass Materialschäden am Schreinereigebäude entstanden. Allen voran die Verglasung wurde arg in die Mitleidenschaft gezogen.

Gleichwohl war dies kein Vergleich mit dem Schaden, den der Firmensitz von Frigera nahm. „Wir konnten relativ zügig die Flammen runterschlagen, aber die Rauchentwicklung blieb ziemlich stark“, erklärte René Schoonbrood. Wenngleich keine chemischen Substanzen verbrannten, wurden die Anwohner dazu aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten und etwaige Klimaanlagen auszuschalten. „Denn es gibt nun mal keine gesunden Rauchgase“, wie der Eupener Einsatzleiter betont.

Dass die Löscharbeiten verhältnismäßig reibungslos in Angriff genommen werden konnten, lag an der Konstellation vor Ort. Das Frigera-Gebäude an der Handelsstraße ist freistehend, sodass die Feuerwehrleute von allen Seiten den Brand bekämpfen konnten. Das ändert allerdings nichts am Umfang des entstandenen Schadens. Die Lager- und Produktionshallen des Unternehmens sind vollständig zerstört worden, der administrative Trakt des Komplexes wurde indes nur teilweise beschädigt. „Da konnten wir noch Schlimmeres verhindern“, berichtete der Eupener Feuerwehroffizier. Vor den Flammen gerettete Unterlagen wurden den Betriebsverantwortlichen schon am Freitagmorgen übergeben. Nichtsdestotrotz weiß auch René Schoonbrood, dass das Ganze „für die Firma ein Totalschaden ist“. Eine Einschätzung, die auch dem neutralen Beobachter des Einsatzes vor Ort nicht schwerfällt, denn das rund 2.500 Quadratmeter große Frigera-Gebäude gleicht einem großen Schutthaufen.

Wenngleich die heiße Phase am Freitagmorgen abgeschlossen war und im Laufe des Vormittags schrittweise Feuerwehrleute vom Einsatzort abgezogen werden konnten, war weiterhin Achtsamkeit geboten. „Durch die Außenverkleidung der Fassade, die aus Blech besteht, sind die Brandherde direkt dahinter für unsere Leute nicht wirklich gut erreichbar“, erklärte René Schoonbrood. Deshalb wartete man auf das Eintreffen eines angeforderten Bulldozers, der die verbliebenen Außenbleche wegziehen sollte, um auch die letzten Glutnester ausfindig zu machen.

Indes war die Brandursache zunächst noch unklar. „Feststeht aber, dass der Brand im industriellen Bereich des Gebäudes ausgebrochen ist“, so der Einsatzleiter. Zum Zeitpunkt des Unglücks hielt sich keine Person in dem Gebäude auf. Im Zuge der Löscharbeiten wurde jedoch ein Feuerwehrmann leicht verletzt; er konnte nach zwischenzeitlicher medizinischer Behandlung das Eupener Krankenhaus am Freitagmorgen wieder verlassen.

Die Dimensionen des Großeinsatzes lassen sich nicht zuletzt auch am Umfang des eingesetzten Materials erkennen. 70 Feuerwehrleute kämpften über Stunden gegen die Flammen, dabei griffen sie auf sieben Tankwagen mit einer Kapazität von insgesamt 60.000 Liter Wasser zurück. Hinzukamen zwei Löschfahrzeuge des Zivilschutzes, die als Puffer dienten. „Von der Brandlast her ist das hier schon eine große Sache. Natürlich nicht vergleichbar mit einem Außenbrand, wie man ihn vor einigen Jahren im Hohen Venn gekannt hat. Aber auch so ein Industriebrand ist keinesfalls zu unterschätzen“, gesteht René Schoonbrood.

Übrigens: Das am Donnerstag erstmals landesweit getestete Alarmierungssystem BE-Alert wurde aufgrund des Großbrandes in der Industriezone nicht eingesetzt, weil die sogenannte kommunale Phase nicht ausgelöst wurde.