Goldene Feder geht an...

Annie Michaelis, Leiterin des Palliativteams am Eupener St. Nikolaus Hospital, wird 2018 mit der Goldenen Feder ausgezeichnet. | EKP/Edgar Hungs



Gemeinsam mit 15 weiteren Mitarbeitern begleitet sie Menschen in der wohl schwierigsten Phase ihres Lebens. Für die gelernte Krankenpflegerin bedeutet ihre Arbeit ein ständiges Geben und Nehmen. Sie selber umschreibt ihre Arbeit mit einer Kernbotschaft: „Wie kann ich es schaffen, mit meiner Art des persönlichen Seins, Licht in die oft dunklen Seiten des täglichen Miteinanders hineinzubringen?“

Annie Michaelis leitet das Palliativteam mit 15 Mitarbeitern.

Annie Michaelis ist nach Mariechen Kurth (2003) und Irene Kalbusch (2013) die dritte Frau, der diese Auszeichnung zuteil wird. Dadurch ehren die Eupener Exprinzen das zwischenmenschliche und soziale Engagement des gesamten Krankenpflegebereichs. In der Begründung der diesjährigen Wahl der Preisträgerin heißt es: „In ihrem Berufsalltag werden die Mitarbeiter mit den Einzelschicksalen vieler Menschen konfrontiert. Bewusst spricht die neue Ordensträgerin nicht von Patienten, sondern von Menschen mit ihren eigenen Geschichten. Was für viele wie Routine und Jobarbeit aussieht, ist in Wirklichkeit ein ständiges Auseinandersetzen mit dem Leben. Annie Michaelis arbeitet nach einem eigenen Konzept der lebendigen, kreativen Pflege von Menschen. Gerade in der Palliativpflege erleben alle Beteiligten eine harte Wirklichkeit, eine Konfrontation von Leben und Sterben.“

Annie Michaelis übernahm am 1. März 1998 die Leitung der Palliativpflege am Eupener Krankenhaus. Ihre Ausbildung absolvierte sie an der Krankenpflegeschule des Hospitals, damals noch in der Hufengasse. Schon seit Kindesjahren wollte sie diesen Beruf erlernen. Als junges Mädchen hatte die neue Ordensträgerin ihre Großmutter zu Hause gepflegt. Somit wurde der Grundstein der zukünftigen Berufsorientierung gelegt. Sie ist das dritte Kind aus einem Haushalt mit fünf Mädchen.

Die Preisträgerin ist Verwaltungsratsmitglied des Palliativpflegeverbands der Deutschsprachigen Gemeinschaft VoG, Mitglied der Ethikkommission im Eupener Krankenhaus und Mitbegründerin des Palliativforums der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Dieses findet seit 1998 alljährlich statt.

Sie kommt aus der traditionellen Krankenpflege und wurde praktisch unvorbereitet und spontan in ihre neue Dienststelle eingesetzt. Seit nunmehr 20 Jahren arbeitet sie dort mit großer Leidenschaft. Aber ohne ein Team wäre diese Arbeit nicht möglich. Denn es kommt nicht auf Einzelpersonen an, sondern die Interaktion aller Beteiligten ist enorm wichtig. Es entsteht ein Flechtwerk, wo jeder Einzelne seine Aufgabe hat. In der Palliativversorgung arbeitet das Team eng mit den Ehrenamtlichen des Josephine-Koch-Service, dem Ordenspreisträger des Jahres 2009, zusammen.

Für Annie Michaelis ist ihre tägliche Arbeit eine Berufung, eine Arbeit des Herzens und der Liebe. Und dies vermittelt sie zu jedem Zeitpunkt den ihr anvertrauten Menschen und den Angehörigen: „Das Leben muss lebenswert bleiben. Dabei orientieren wir uns ausschließlich an den Menschen. Jedes Schicksal ist individuell und situationsgebunden. Nach der Betreuungsphase durch das Palliativteam sollen sie wieder nach Hause in ihrer normalen Umgebung. Der Mensch hat ein Recht auf Selbstbestimmung.“

„Eine Auszeichnung für alle, die sich täglich für Menschen einsetzen.“

Das Palliativteam wurde 2008 mit dem Krankenpflegepreis durch den Deutschsprachigen Krankenpflegeverband in Belgien (KPVDB) ausgezeichnet. Die Goldene Feder ist für Annie Michaelis ein wahnsinniges Geschenk: „Gold ist ein Zeichen der Liebe, der Gerechtigkeit, der Achtung und der Verbundenheit. Deshalb soll die Auszeichnung auch eine Anerkennung für alle sein, die sich tagtäglich für Menschen einsetzen“. Für sie persönlich hat die Kugel eine große Symbolik. Sie ist weder Anfang noch Ende, weder Richtung noch Orientierung, in sich geschlossen, ganz vollkommen. Mit ihr schließt sich jeder Kreis.

Die Verleihung des Ordens der Goldenen Feder findet am 10. März 2018 im Rahmen des Festes Rot-Gelb statt. Eine Woche zuvor erhält die Ausgezeichnete die Ehrenmütze der Exprinzen der Stadt Eupen während eines Empfangs im Rathaus. Mit der Auszeichnung für Annie Michaelis ehren die Exprinzen eine sympathische und engagierte Krankenpflegerin, still und diskret in der Ausübung ihre Arbeit. Dabei stellt das Ordensgremium insbesondere die Leistung der gesamten Palliativpflege mit in den Vordergrund. (red)