Freud und Leid im Verein

Die GE-Redakteure Martin Klever (rechts) und Jürgen heck (Zweiter von links) konnten fünf Talkgäste in Lontzen begrüßen: Pierre Völl, Sylvain Heuschen, Hildegard Ramakers, Patrice Jennes und Benoît Gauder (von links). | Helmut Thönnissen



Die Station Lontzen-Herbesthal der GrenzEcho-Aktion LokalRunde war bisher eine der interaktivsten im Norden der DG. Die GE-Redakteure Jürgen Heck und Martin Klever mussten am Sonntagmorgen zur Frühschoppenzeit weder ihre Gesprächspartner noch das Publikum aus der Reserve locken. Schnell wurden auch brisante Themen wie die Spannung im WeHeLo-Karneval oder das Vandalismus-Problem an verschiedenen Stellen in Herbesthal angesprochen.

Innerhalb der Karnevalsgemeinschaft kriselt es.

Als Gesprächspartner bei der Talkrunde standen Hildegard Ramakers (50), Patrice Jennes (49) und Sylvain Heuschen (38) aus Lontzen sowie Benoît Gauder (45) und Pierre Völl (68) aus Herbesthal, Rede und Antwort. Fünf Talkgäste – das war eine LokalRunden-Premiere. Hatten sich bei den Vorbereitungen zunächst nur drei motivierte Bürger gefunden, waren es am Ende dann sogar einer mehr als erwartet.

Die Vereinswelt war ein großer Themenkomplex, der besprochen wurde. Es gibt fast keinen Lontzener, der nicht in einem der zahlreichen Vereine (Verkehrsverein, Schützen, Pétanque, Karneval, Fußball, Landfrauen, etc.) aktiv ist. Ein wenig anders sieht das in Herbesthal aus, wo nicht nur Pierre Völl bereits festgestellt hat, dass es vor allem schwierig ist, die frankofone Bevölkerung in das Dorfleben zu integrieren. „Sie gehen vielleicht beim Karnevalszug mit, nehmen aber nicht so richtig am Vereinsleben teil“, sagte Völl.

Doch auch in Lontzen ist nicht alles eitel Sonnenschein und wie vielerorts lautet die Devise: Mitglied sein ja, im Vorstand Verantwortung übernehmen, nein.

Innerhalb der Karnevalsgemeinschaft im WeHeLo-Land kriselt es derzeit. Vor allem der Welkenraedter Flügel ist ausgeschert. „Mich würde es nicht stören, wenn Welkenraedt sich karnevalstechnisch von uns trennt“, sagte Patrice Jennes ohne Umschweife. „Das wären sogar einige Probleme weniger. Es macht derzeit keinen Spaß mehr“, fand er deutliche Worte. Mit mehr Vorsicht will Benoît Gauder eine mögliche Abspaltung genießen.

Im neuen Programm zur ländlichen Entwicklung soll die Mobilität prioritär behandelt werden.

„Es ist nicht so einfach, ohne Welkenraedt weiter zu machen. Was den Umzug an Mittfasten betrifft, sind wir auf die Ortschaft angewiesen.“ In Herbesthal sei es fast nicht möglich einen Zugweg zu finden. Die fehlenden Verbindungsstraßen und die Bahnbrücken würden einen Rundgang unmöglich machen. „Es stimmt, dass wir die Hälfte der Vereinsversammlungen auf Französisch machen müssen, weil sonst viele Mitglieder nicht alles verstehen“, bedauerte Gauder die einseitige „Zweisprachigkeit“. Dafür gab es aus dem Saal Zwischenapplaus. Einerseits sollen sich also die Französischsprachigen in den Vereinen engagieren, anderseits stöhnt man über die Mehrarbeit, die dadurch entsteht…

Dass die Lebensqualität in Lontzen für junge Familien „top“ ist, bestätigte Sylvain Heuschen. Er stammt aus Astenet, doch gemeinsam mit seiner Frau entschied er sich bewusst dafür, im „aufstrebenden Dorf“ Lontzen zu bauen. Pluspunkte sind in den Augen des zweifachen Familienvaters die Landschaft, die Wandermöglichkeiten und die gute Schule. Nachholbedarf gibt es jedoch auch: „Die Busverbindungen sind nicht ideal und auch bei den Spielplätzen vermisse ich ein Gesamtkonzept. Es gibt links und rechts ein paar Spielgeräte, aber sie sind eben sehr verstreut.“

Bei der LokalRunde stehen die Politiker zwar nicht im Mittelpunkt, sollen jedoch auch zur Klärung gewisser Sachverhalte beitragen. Und so erfuhren die Gäste von Mobilitätsschöffe Roger Franssen (Union), dass die Verhandlungen mit der Nachverkehrsgesellschaft TEC zur Schaffung besserer Busverbindungen bisher immer erfolglos geblieben sind. „Wir versuchen, das zu erhalten, was bereits besteht. Im neuen Programm zur ländlichen Entwicklung steht die Mobilität jedoch ganz oben auf der Prioritätenliste und wir werden uns Gedanken über kreative Lösungen machen müssen“, so der Schöffe.

Den Vandalismus will man in Lontzen/Herbesthal durch das Areal an der Alten Schmiede, das neu gestaltet wird, in den Griff bekommen. „Wenn wir den Jugendlichen ein schönes Objekt zur Verfügung stellen, werden sie sich wertgeschätzt fühlen“, ist Franssen überzeugt. Bei diesem Projekt sei Geduld gefragt, bis alle Zuschüsse genehmigt seien.

Der Publifin-Skandal, in den auch Lontzens Bürgermeister Alfred Lecerf (Union) verwickelt ist, wurde übrigens mit keiner Silbe erwähnt. Hätte das Gemeindeoberhaupt das gewusst, vielleicht hätte es sich am Sonntag in die Hubertushalle getraut… Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass nicht bei jeder LokalRunde auch der Bürgermeister anwesend war.