Neues Rettungssystem aus Aachen für Menschen in Seenot

Das neue Rettungssystem spürt Opfer von Schiffsunglücken auf. | dpa



Am Institut für Mikrowellen- und Plasmatechnik (IMP) der FH in Aachen wird derzeit die „Seerad“-Technologie entwickelt, ein Seenotrettungssystem basierend auf einem störungsfreien Radar.

Institutsleiter Prof. Dr. Holger Heuermann erklärt, das Grundprinzip sei ähnlich wie bei Lawinenrettungssystemen. Ein sogenannter „Tag“ reflektiert Radarsignale und erlaubt so die Ortung des Verunglückten – in tiefem Schnee oder auf hoher See. Solch ein Tag kostet in der Produktion gerade mal zwei Euro, er kann in Kleidungsstücke eingenäht werden, aber auch an Schwimmwesten oder Rettungsbooten befestigt werden. „Unser System ist störungsarm, preiswert und zuverlässig“, betont der FH-Forscher, es erlaube die Ortung von Schiffbrüchigen auch über große Distanzen. Entfernung und Richtung könnten dank der „Seerad“-Technologie präzise ermittelt werden, sowohl von Rettungsschiffen als auch von Hubschraubern aus.

Das Besondere an der Entwicklung von Prof. Heuermann ist, dass die Radarsignale durch den Tag in eine andere Frequenz umgewandelt werden. Das Basissignal, das etwa vom Rettungsschiff ausgestrahlt wird, liegt bei 3 GHz, das Antwortsignal hingegen bei 6 GHz. „Wir haben eine spezielle Multifrequenz-Messtechnik entwickelt, mit der wir die 6-GHz-Signale genau analysieren können“, erläutert er. So kann es nicht zu Überlagerungen mit dem Basissignal oder anderen Radaranlagen kommen. Darüber hinaus kann SEERAD auch Kollisionen zwischen Schiffen verhindern, wenn das normale Schiffsradar – etwa bei schweren Stürmen und hohem Seegang – an seine Grenzen kommt.

Derzeit wird im Rahmen eines vom BMBF geförderten Projektes geprüft, wie das neue System sich als Prototyp in der Praxis bewährt. Dabei ist mit der Raytheon Anschütz GmbH ein Partner aus der Industrie mit an Bord, der große Erfahrungen mit Hochsee-Navigationssystemen hat und die Integration des neuen Systems in ein „seefähiges“ Radargerät mit der Anzeige auf der Navigationsbrücke für die Crew sicherstellen soll. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger beteiligt sich ebenso an dem Projekt wie das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR).

FH-Rektor Prof. Dr. Marcus Baumann, selbst viele Jahre zur See gefahren, ist vom Projekt begeistert: „Dieses Verfahren ist ein Quantensprung in der Entwicklung von Rettungssystemen, da damit eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit bei der Ortung von Schiffbrüchigen gegeben ist.“ (red)