Ratskammer will Freitag über die U-Haft von Roland Jost entscheiden



Am Montagabend, 8. Mai, hatte die Föderale Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen Roland Jost und zwei mutmaßliche Mitwisser erlassen, nachdem einige Büroräume des Betriebs in mehreren Ländern durchsucht worden waren. Neben den Niederlassungen in der Region, Herstal, Stavelot, Weismes, Bierset und Herve, wurde auch der Hauptsitz im luxemburgischen Weiswampach von der Polizei am Montag unter die Lupe genommen. Seither sitzt der Chef des Transportunternehmens in Marche-en-Famenne (Provinz Luxemburg) in U-Haft. Die beiden anderen Festgenommenen, zwei leitende Angestellte, sollen sich laut Medienberichten im Gefängnis von Lantin befinden. Allen Verdächtigen wird Menschenhandel, Betrug, Geldwäsche und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Am Freitag wird die Lütticher Ratskammer entscheiden, ob die drei Verdächtigen aus der Untersuchungshaft entlassen werden oder weiter einsitzen müssen. Generell kann die Kammer die U-Haft um einen Monat ausweiten, bevor erneut über eine Verlängerung entschieden wird.

Zum Hintergrund: Die Jost Gruppe wird von der Föderale Staatsanwaltschaft beschuldigt, etwa 1.100 seiner osteuropäischen Lkw-Fahrer in Belgien nach den Löhnen in ihren Heimatländern bezahlt zu haben. Außerdem soll die Firma die Trucker mithilfe von Briefkastenfirmen in Osteuropa, besonders in Rumänien der Slowakei, beschäftigt haben, um so keinen Beitrag zur Sozialsicherheit für die Arbeiter in Belgien leisten zu müssen. Die Justiz geht davon aus, dass dadurch hierzulande rund 55,3 Millionen Euro an Sozialabgaben nicht bezahlt wurden. In Luxemburg soll die Transportgruppe ein ähnliches Geschäftsmodell aufgebaut haben.

Unternehmenssprecherin Véronique Hustin bestätigte die laufenden Ermittlungen, wies die im Raum stehenden Anschuldigungen der Justiz aber entschieden zurück. „Die Vorwürfe entbehren jeder Grundlage. Wir werden, wie andere Transportunternehmen vor uns, zu Unrecht des Sozialdumpings beschuldigt“, so Hustin. Zugleich verwies sie auf die Unschuldsvermutung. „Weder gegen Herrn Jost noch gegen andere Mitarbeiter unseres Unternehmens wurde Anklage erhoben. Wir arbeiten in völliger Transparenz mit den Behörden zusammen.“

Die Jost Group ist das größte Transport- und Logistikunternehmen in der Wallonie und beschäftigt aktuell rund 2.300 Personen in Belgien, darunter 1.800 Fahrer. Das Unternehmen besitzt knapp 1.300 Lkw. Vor rund einem Jahr hat es das belgische Transportunternehmen TTS mit seinen 260 Angestellten und 200 Lkw übernommen. Die Jost Gruppe verzeichnet einen Jahresumsatz von 270 Millionen Euro. (calü)