Heiratsvermittlung made in Eynatten



Als „fast 70-Jähriger“ kann Manny Cormann auf einige Veränderungen im Dorf zurückblicken. Der ehemalige Landwirt ist seinem Heimatdorf immer treu geblieben. Die große weite Welt hat ihn nie so sehr gelockt, dass er dafür seine Wurzeln ganz kappen wollte. Dazu trägt natürlich auch sein Beruf bei. Als er sich einmal entschieden hatte, den elterlichen Hof zu übernehmen, war er an Eynatten gebunden. Heute, als Pensionär, ist er in der Archivgruppe tätig und gräbt gemeinsam mit einigen Mitstreitern Wissenswertes und Kurioses aus der Vergangenheit seines Dorfes aus. Jeden Montag treffen sich die Geschichtsinteressierten – unter ihnen auch zwei Studenten. Im Moment geht es vor allem um das Archivieren und Ordnen von Material. Rund 270 Menschen haben der Gruppe schon Dokumente anvertraut. Vergilbtes Papier, alte Fotos, Überbleibsel aus verstaubten Speichern und alten Zeiten. Bereits mehrere Dorfchroniken sind unter der Federführung der Gruppe ausgehend von diesem Material erschienen.

Manny Cormann ist als einer dieser Spürnasen und Bücherwürmer prädestiniert, um über Eynattens Vergangenheit Auskunft zu geben. Fest steht für ihn: „Eynatten hat sich gewaltig verändert.“ Früher setzte sich Eynatten aus Lichtenbusch, Berlott und dem Weiler Hagebend zusammen. Mit dem Straßenbau und der Achsenführung durch den Hauptort Eynatten – wie man ihn heute kennt – sei „erst richtig Leben aufgekommen“. Von einem negativen Beigeschmack, der in dem Wort „Durchfahrtsort“ mitschwingt, will Manny Cormann nichts wissen. Er sieht in jeglicher Öffnung und Erneuerung etwas Positives. „Als in den 1960er Jahren die Autobahn durch die Wiesen und Ländereien hier in und um Eynatten gezogen wurde, gab es auch einen lauten Protestaufschrei. Aber heute sieht man all die Vorteile, die wir durch diese Anbindung haben. Man muss eben offen für Veränderung bleiben.“

Eine Herausforderung sieht er eher in dem starken Zuzug aus Deutschland. „Es gibt viele Leute, die sich integrieren und wohlfühlen. Aber leider gibt es auch Schläfer, die hier nur wohnen und nicht wissen, was sich im Dorf tut.“ Um dem entgegenzuwirken gebe es kein besseres Mittel als das Vereinsleben. Und das ist in Eynatten „glücklicherweise noch recht aktiv, wenn auch im Rückgang begriffen“, wie man an der Fusion der Fußballvereine von Eynatten und Raeren oder dem Untergang des Musikvereins feststellen könne. Dabei hätten die Vereine früher sogar bei der Ehevermittlung eine wichtige Rolle gespielt. „Alle Paare, die ich kenne, haben sich in Sälen in Eynatten kennengelernt. Die Vereine organisierten hier regelmäßig Feste. Aus der ganzen Region kamen die jungen Leute nach Eynatten, um hier zu tanzen und zu feiern – nicht nur im Karneval“, so Manny Cormann. Noch früher – in den Nachkriegsjahren – war Eynatten nicht nur Schmugglerhochburg, sondern auch gern gesehenes Ausflugsziel für die Aachener, die ein paar Wochenendstündchen im Grünen verbringen wollten. Diese Zeiten sind heute längst vorbei, und der pensionierte Landwirt attestiert seinem Heimatdorf keine sehr große Attraktivität aus touristischer Sicht. Daran seien auch die wenigen Cafés schuld. Tagsüber sei es quasi unmöglich, „ein Bierchen oder einen Kaffee zu trinken“. Was schlecht für Touristen ist, ist auch schlecht für die Dorfgemeinschaft, denn auch ihr täte ein Ort der Begegnung gut – ob mit oder ohne Begleitgetränke.

Ein weiterer wichtiger Punkt für das Zusammenwachsen der Gemeinschaft ist daher aus Sicht von Manny Cormann das Dorfhaus. Schon vor Jahren ist die Idee dafür entstanden, nun rückt die Umsetzung immer näher. In dem Neubau am Jugendheim sollen nicht nur Vereine ein Zuhause finden und Großveranstaltungen organisiert werden, auch die Archivgruppe soll in den Kellerräumen einen ständigen Forschungsraum erhalten. Dort können die Archivalien aufbewahrt werden. Mittlerweile handelt es sich um mehr als 3.000 Bilder und Dokumente. Bereits seit zwei Jahren durchforsten die Mitglieder der Gruppe diese. Alles wird digitalisiert und nach Themen gesammelt. „Später können zum Beispiel Studenten, die etwas über Eynatten schreiben wollen, hier ganz einfach über eine Stichwortsuche das Material finden, das sie brauchen. Ihre Arbeiten helfen uns dann, noch mehr über das Dorf in Erfahrung zu bringen“, so Manny Cormann. In dem Material, das zum größten Teil aus Schenkungen stammt, befinden sich „wahre Schätze“, so der Eynattener. Er ist der Meinung: „So ein Archiv ist für jedes Dorf nicht nur wichtig, sondern notwendig. Das ermöglicht zurückzublicken, zu verstehen, voranzukommen. Die Jahre fliegen dahin und die Generationen vergehen, und vieles würde in Vergessenheit geraten, wenn man es nicht festhalten würde.“

Im Großen und Ganzen ist Manny Cormann mit dem Blick in Zukunft und Vergangenheit recht zufrieden. Das Gewerbegebiet beispielsweise habe sich seiner Meinung nach sehr gut entwickelt. Eynatten sei mit großen Arbeitgebern wie beispielsweise NMC gut aufgestellt. „Eynatten ist gut bestückt für die nächsten Jahre. Aber wir müssen die Augen offenhalten und Möglichkeiten beim Schopf ergreifen. Ich sehe die Grenznähe als großen Vorteil“, so urteilt der Ur-Eynattener über sein Dorf.

Und wie sehen es die anderen Eynattener? Über was wird noch gesprochen, gestritten und gelacht? Am kommenden Sonntag, 28. August, um 11 Uhr macht die dritte Auflage der GrenzEcho-Veranstaltungsreihe LokalRunde in Eynatten halt, um genau über diese Themen mit Interessierten zu quatschen – ein lockeres Gespräch mit Originalen, Ehrenamtlern, Menschen, die das Dorfleben prägen.