Unwetter in Welkenraedt: Vermisste Frau tot aufgefunden



Die Frau war von den Fluten des über die Ufer getretenen Bayon mitgerissen worden. Es wurde mit Hochdruck nach ihr gesucht. Am späten Montagabend bestätigte Jean-Luc Nix, Bürgermeister von Welkenraedt, dass der leblose Körper der Frau geborgen wurde. „Die Frau war in Begleitung von sechs weiteren Personen. Sie wurden auf einer Brücke von dem plötzlich ansteigenden Wasser überrascht. Die anderen Personen konnten gerettet werden. Sie haben kleinere Verletzungen, befinden sich aber außer Lebensgefahr.

Feuerwehrkommandant Claudy Marchal hatte am Montagnachmittag gegen 17 Uhr gegenüber dem GrenzEcho erklärt: „In Welkenraedt ist Land unter. Sämtliche Straßen und Häuser stehen unter Wasser. Die Neutralstraße ist überflutet.“ Die Straße wurde zeitweise für den Verkehr gesperrt. In der rue de la Liberté stand das Wasser in einigen Häusern bis zu 80 cm hoch. Besonders hart hat es auch das Roma Garden Center getroffen, das am Rande der Neutralstraße etwas tiefer liegt. Dort stand das Wasser so hoch, dass von den Fahrzeugen auf dem Parkplatz nur noch die Dächer zu sehen waren.

Gegen 18 Uhr war die Neutralstraße wieder befahrbar – die von der Polizei errichteten Straßensperren wurden aufgehoben. Vor dem Roma Garden Center machten sich die Menschen derweil ein Bild vom Ausmaß der Überschwemmung. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, kommentiert ein Mann. Raphael Remacle, ein Bekannter der Betreiberfamilie, kann nur mit dem Kopf schütteln: „Alles ging sehr schnell.“ Es sei bereits das dritte Mal innerhalb einer Woche, dass das Gelände überflutet worden sei. So schlimm wie jetzt sei es aber bislang noch nicht gewesen. Zwischen den Fahrzeugen auf dem Parkplatz schwimmen Topfpflanzen und Paletten. „Die zwei Autos da hinten gehören Kunden, die restlichen Fahrzeuge sind Firmenfahrzeuge“, so Remacle.

Danny Tychon, der mit seiner Frau Tatiana und den drei Kindern mit dem Auto auf dem Weg nach Hause nach Kelmis war, als der starke Regen einsetzte, schildert die Situation wie folgt: „Wir sind von den heftigen Regenfällen überrascht worden. Wir wollten umdrehen, aber es gab kein Vor und kein Zurück mehr. Für die Kinder war es ein Erlebnis, sie hatten Spaß – erst als der Hagel dann einsetzte, bekamen auch sie Angst. Das war kurz nachdem wir am Roma Garden Center vorbei waren.“ Obwohl das Wasser bis an den Radkasten ihres Wagens stand, hat Tychon sich dafür entschieden, weiterzufahren. Entspannt habe sich die Situation dann an der Autobahnbrücke in Eupen: „Da war es knochentrocken“,  wunderte die Familie Tychon-Hamel sich, die dann über Walhorn den Weg nach Hause noch gefunden hat: „Ich möchte betonen, dass wir gerne bereit sind, zu helfen, wenn am Garden Center aufgeräumt werden muss“, erklärte die Familie am Montagabend gegen 20.15 Uhr.

Auch in Lontzen war die Situation am Montagnachmittag chaotisch: „In der König-Baudouin-Straße, der Grünstraße, Busch und Schmalgraf sind mehrere Häuser vollgelaufen“, erklärte  Jean-Luc Moutschen von der Feuerwehr Lontzen. „Das gesamte Ausmaß ist jetzt noch nicht festzustellen.“

 

In der Herbesthaler Feuerwehrkaserne hatte der Krisenstab derweil seine Zentrale aufgebaut. Die Feuerwehrkommandaten Jean-Luc Moutschen (Lontzen) und Francis Cloth (Kelmis) waren im Einsatz und unterstützen ihre Kräfte auf der Straße. Das erklärte Alfred Lecerf (Union), Bürgermeister der Gemeinde Lontzen, am Montag gegen 19 Uhr auf Nachfrage: „Zwei bis vier Personen müssen in einer Notaufnahmewohnung untergebracht werden. Zwei Notaufnahmewohnungen können wir zur Verfügung stellen.“

Weitere Fälle von Unbewohnbarkeit waren zunächst nicht bekannt. „Für den Fall, dass doch noch Personen untergebracht werden müssen, haben wir die Möglichkeit, sie im Pfadfinderheim in Herbesthal einzuquartieren. 40 Betten haben wir bei der Provinz in Option genommen“, so der Bürgermeister weiter.

René Schoonbroodt, Feuerwehrkommandant in Eupen, der vorübergehend die Einsatzleitung in der Herbesthaler Kaserne übernommen hatte, erklärte dazu: „Wir befinden uns aktuell in einer provinzialen Phase. Das heißt, die Koordination läuft über den Krisenstab der Provinz Lüttich.“ Die Lage hat sich aber am Montagabend insgesamt beruhigt. Die Feuerwehren seien noch mit Pumparbeiten beschäftigt und zwei Straßen in Lontzen gesperrt, hieß es kurz vor 20 Uhr. „Wir hoffen, dass das Wetter so stabil bleibt. Dann, würde ich sagen, wären wir noch mal mit einem blauen Auge davongekommen“, so Schoonbroodt.

Der Krisenstab wollte voraussichtlich bis mindestens 23 Uhr am Montagabend in der Herbesthaler Feuerwehrkaserne die Lage beobachten und für die umliegenden Gemeinden koordinieren.

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