Eupener Bahnhof: Der Blinddarm der Bahn

Der Eupener Bahnhof hat nur dann eine Zukunft, wenn sich die Bahngesellschaft SNCB Gedanken über seine Nutzung macht. | Ralf Schaus



Wird Eupen zum Geisterbahnhof? Kein Hirngespinst, sondern ein durchaus mögliches Zukunftsszenario. Die SNCB hat in den vergangenen Jahren den gleichen Fehler gemacht wie viele andere Bahnunternehmen in Europa. Sie hat fleißig in Hochgeschwindigkeitsstrecken investiert und dabei vergessen, dass schmucke Schnellzüge nur dann Sinn machen, wenn diese Verbindungen mit kleinen Bahnhöfen und anderen Transportmitteln (Bus, Fahrrad,…) Doppelpass spielen.

Eupen ist ein Beleg dafür, dass dieser ganzheitliche Aspekt des Schienenverkehrs sträflich vernachlässigt wurde. Die Ankündigung der SNCB, in Eupen die Schalteröffnungszeiten zu reduzieren, hat jedenfalls mal wieder deutlich gemacht, welch geringen Stellenwert der einzige Bahnhof im deutschsprachigen Landesteil aus Sicht der Bahnoberen in Brüssel hat. Für sie ist der Eupener Bahnhof so etwas wie der Blinddarm des Schienennetzes: ein evolutionäres Überbleibsel, operativ ersatzlos entfernbar. Kein Brückenkopf für den internationalen Schienenverkehr wie das wenige Kilometer entfernte Welkenraedt. Bei der SNCB hätte wohl niemand etwas dagegen, wenn Schienenbelgien dort enden würde. Dann bliebe den Intercity-Zügen im Ostzipfel des Landes die lästige Weiterfahrt nach Eupen erspart.

Dabei kann der Eupener Bahnhof weit mehr sein als ein politisches Zugeständnis an die deutschsprachige Minderheit des Landes. Von dort aus könnte die Bahn Shuttle-Busse zur Wesertalsperre, an den Rursee oder ins Hohe Venn organisieren. „Mit der SNCB auf den höchsten Punkt Belgiens“, das wäre doch mal ein Slogan.

Ein weiterer Ansatz: Die im Aachener Raum erfolgreiche Euregiobahn wäre nicht abgeneigt, ihr Streckennetz über Walheim und Raeren bis nach Eupen zu erweitern. Ein „Schubser“ durch die belgische Bahn wäre da sicher hilfreich. Dies alles verlangt einen länderübergreifenden Horizont. Aber in den Köpfen der SNCB gibt es die Grenze nach wie vor. Sie liegt sogar in Welkenraedt.