Prof. Van Hulle: „Das ist die Zukunft, vielleicht in zehn bis 20 Jahren“

Das Mind Speller-Projekt, das Sie in Eupen vorstellen, ist das pure Science-fiction oder tatsächlich ein Programm mit künstlicher Intelligenz, wodurch Gedanken lesbar gemacht werden können?

Es ist die Realität: Mehrere Studien an gesunden Testpersonen sowie an Patienten, auch die unseren, haben gezeigt, dass dies tatsächlich machbar ist. Wir können somit Patienten, die bisher auf die Kommunikation mit der Außenwelt verzichten mussten, bei ihrer Kontaktaufnahme helfen.

Ist es Ihrer Ansicht nach denkbar, dass BCIs (Brain-Computer-Interface, siehe auch Artikel oben) in einigen Jahren in großer Zahl eingesetzt werden?

Neben den Anwendungen für Patienten sind auch zahlreiche Unternehmen an BCI interessiert. Visionäre wie Elon Musk, Bryan Johnson und Mark Zuckerberg glauben daran, dass dies nicht zuletzt die Art und Weise verändern wird, wie wir künftig mit Apparaten interagieren werden. Sie haben Unternehmen und Forschungslabors gegründet, um diese Technologie massentauglich zu machen. Das ist die Zukunft, vielleicht in zehn bis 20 Jahren.

Muss einem diese Entwicklung nicht Angst machen? Sind nicht auch Anwendungsmöglichkeiten im militärischen Bereich denkbar?

Mehr und mehr Unternehmen im Bereich Neuromarketing nutzen BCIs, um die Wünsche ihrer Kunden in Erfahrung zu bringen. Wenn also Firmen impliziert sind, stellen sich natürlich ethische Fragen. Facebook verkauft z. B. die Daten seiner Kunden an den meistbietenden Interessenten. Es gibt auch bereits militärische Anwendungen: BCI kann Soldaten helfen, die auf Grund eines Gehirntraumas oder durch Schäden am Rückenmark bestimmte Körperfunktionen verloren haben. BCIs könnten allerdings auch dazu verwendet werden, um Soldaten in der Analyse von Satelliten- und Radarbildern auszubilden und um deren Entscheidungskompetenz bei einem eventuellen Kampfeinsatz zu verbessern. (red)