PDS-Lehrer lassen sich auf Wette um rote Schaumstoffnasen ein

Schüler und Schulleiter Elmar Schlabertz (Mitte oben) tragen die roten Nasen nicht mit Scham, sondern mit Stolz. | privat



Wettschulden sind Ehrenschulden, heißt es. Deswegen wollen sich auch die Lehrer der PDS nicht nachsagen lassen, sich vor einer Peinlichkeit gedrückt zu haben: Sollten die Schüler des Schülerrats heute mindestens 600 rote Schaumstoffnasen verkaufen, wollen die Lehrer diese einen Tag lang aufsetzen. Damit sind die Pädagogen eine Wette eingegangen, die sie gerne verlieren, immerhin dient sie dem guten Zweck.

Aber wozu das Ganze? Als Vorbild der Aktion dient der jährliche „Red Nose Day“ (Rote Nase Tag), der seinen Ursprung in Großbritannien hat, inzwischen aber auch in anderen Ländern stattfindet, und zu dessen Anlass Spenden für finanziell benachteiligte Schüler gesammelt werden. In Flandern findet der Aktionstag alljährlich am 30. November statt. Und nun zum ersten Mal auch in Eupen. Der Erlös aus dem Verkauf der roten Nasen kommt den Cliniclowns zu Gute, die ehrenamtlich gute Laune in den Krankenhäusern in Eupen und St.Vith verbreiten.

Schulleiter Elmar Schlabertz, der einige Zeit in England unterrichtet hat, kam auf die Idee, die Spendenaktion nach Ostbelgien zu holen: „Die Schüler des Schülerrats, denen wir vorgeschlagen haben, sich um den Verkauf zu kümmern, waren direkt Feuer und Flamme“, erzählt er. Die Wette sollte den Schülern lediglich als zusätzlicher Ansporn dienen, der gar nicht nötig gewesen wäre, denn das Ziel hatten sie zuvor aus eigener Initiative festgelegt: mindestens 600 Clown-Nasen wollen die Schüler verkaufen. Unrealistisch ist das nicht, immerhin gibt es an der Schule 900 potenzielle Abnehmer, rechnet man Schüler, Lehrer und sonstiges Personal zusammen. Der Verkauf spielt sich diesmal noch ausschließlich innerhalb der Schulhofgrenzen ab, doch die Spendenaktion hat Potenzial, sodass sie im kommenden Jahr möglicherweise öffentlich stattfinden könnte. Gleichzeitig nutzen die Schüler die Aufmerksamkeit, die die roten Nasen ihnen einbringen, dafür, um auf ein Problem aufmerksam zu machen, das nur allzu gerne unter den Teppich gekehrt oder totgeschwiegen wird: psychische Probleme bei Schülern. „Das kann viele, verschiedene Formen annehmen: Es gibt Schüler, die fühlen sich nicht wohl in ihrer Haut, leiden unter Essstörungen oder Burnout, verletzen sich selbst oder plagen sich gar mit Selbstmordgedanken herum. Solche Fälle werden nicht an die große Glocke gehängt, daher besteht auch in der Öffentlichkeit kein großes Bewusstsein dafür, dass es sie tatsächlich gibt“, so Elmar Schlabertz. An seiner Schule genauso, wie an allen anderen Schulen. „Wir wollen gemeinsam Offenheit demonstrieren für psychische Problematiken bei Schülern und allen Betroffenen zeigen, dass sie nicht alleine sind.“

In der Oberstufe wird das Thema vereinzelt im Unterricht angesprochen. Andere Schüler nehmen im Englischunterricht die Ursprungsidee des Rote-Nase-Tags unter die Lupe, und auch die Cliniclowns werden ihr Engagement heute in einigen Klassen vorstellen. Vor allem soll die Aktion dazu beitragen, dass die Schüler sensibler für die Probleme ihrer Mitschüler werden.

Die roten Nasen werden zum Preis von 0,50 Euro pro Stück angeboten. „Das entspricht beinahe dem Einkaufspreis, aber jeder soll einen Beitrag leisten können, wenn er das möchte“, so Schlabertz. „Es geht nicht darum, einen Haufen Geld zu sammeln. Wir wollen uns in erster Linie gemeinsam für eine gute Sache und ein ernstes Thema stark machen, und gleichzeitig Spaß dabei haben. Ganz nach dem Motto: Lachen ist die beste Medizin.“ Schlabertz setzt noch einen drauf: „Sollten die Schüler ihr selbst gestecktes Ziel erreicht haben, werde ich bei nächster Gelegenheit im Clownkostüm zur Schule kommen“, verspricht er. Und Wettschulden sind schließlich Ehrenschulden – in Mann, eine rote Nase.