Musikalisch-szenische Lesung im Jünglingshaus: „Kosmos Brel“

Der Musikwissenschaftler und Frankreich-Spezialist Jens Rosteck widmet sich dem facettenreichen Leben und Schaffen von Jacques Brel. | privat

Mit großer Kennerschaft und Einfühlung nähert sich der Musikwissenschaftler und Frankreich-Spezialist Jens Rosteck dem facettenreichen Leben und Schaffen des Ausnahmekünstlers Jacques Brel. Er beleuchtet den oft widersprüchlichen, umtriebigen Charakter des großen Zweiflers, liefert feinsinnige Interpretationen ausgewählter Chansons und erweckt auf beeindruckende Weise Musikgeschichte zum Leben.

Am Sonntag, 15. Oktober, liest Rosteck im Eupener Kulturzentrum Jünglingshaus um 17 Uhr im Rahmen der Reihe „Wieder Worte!“ aus seinem Buch „Brel – Der Mann, der eine Insel war“. Seinen Textvortrag illustriert er mit kommentierten Bilder-Shows, und mehrere von Brels Chansons werden via CD-Einspielung und Live-Pianospiel zu Gehör gebracht.

„Es gibt zwei Arten von Menschen: Es gibt die Lebenden. Und mich. Und ich, ich bin auf See.“

Ein knappes Jahrzehnt, bevor Leonard Cohen und Bob Dylan sich aufmachten, die Welt zu erobern, betrat ein nicht mehr ganz junger Belgier mit demselben Ziel die Bühnen von Paris: ein schlaksiger Barde namens Jacques Brel. Bald lag die Welt des Chansons dem beeindruckenden Sänger mit der expressiven Mimik zu Füßen. Brel bezirzte das Publikum durch seine Darbietung und sein Repertoire, in dem er neben seltenen Ausflügen in die Melancholie raue Matrosen-Romantik zelebrierte, sich über Spießer mokierte oder zarte Worte für das Altern und die Zerbrechlichkeit der Liebe fand.

1967, auf dem Höhepunkt seines Ruhmes, beendete er völlig unerwartet seine Bühnenkarriere. Als habe er geahnt, wie wenig Zeit ihm noch blieb, frönte er jenseits des Rampenlichts umso exzessiver seinen Leidenschaften: den Frauen, dem Filmemachen, dem Fliegen und dem Segeln. Seine monatelangen Segeltouren führten Brel schließlich ans Ende der Welt: nach Polynesien. Hier lebte er als direkter Nachbar von Paul Gauguin, verdingte sich als fliegender Briefträger und schien endlich angekommen. Bis er, mit nur 49 Jahren viel zu früh, auf „seiner“ Insel Hiva Oa die letzte Ruhe fand.

Jens Rosteck zeigt sich als genauer Hörer und Beobachter, vermittelt dem Publikum sein Wissen auf anschauliche Weise mit Sprache, Bild und Klang. Er liefert feinsinnige griffige Interpretationen einiger ausgewählter Chansons und erweckt auf intelligente und kurzweilige Weise Musikgeschichte zum Leben.

Die Lesung beginnt um 17 Uhr (Einlass ab 16 Uhr). Vorverkaufskarten zum Preis von neun Euro (reduziert: sechs Euro) sind erhältlich im Büro des Kulturellen Komitees, Kirchstraße 15, Eupen, Tel. 087/740028. (red)

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