Mit Rollstuhl und Blindenhund: eine abenteuerliche Reise um den Marktplatz

Das erste Hindernis erwartet uns bereits am Ausgang der Redaktion. Um in den Innenhof zu gelangen, muss eine etwas höhere Stufe bewältigt werden. Während Lorena und ihr Blindenhund damit kein Problem haben, stellt diese Stufe für Rollstuhlfahrerin Katrin ein unüberwindbares Hindernis dar, an dem sie nur durch fremde Hilfe vorbeikommt. Zumindest sind die Pflastersteine in diesem Fall kein Problem für uns beide, da sie nahe genug aneinander liegen. Anders sieht das aber am Werthplatz aus. Hier liegen die Pflastersteine teils so weit auseinander, dass sowohl Rollstuhl als auch Blindenstock darin hängenbleiben. Nachdem der Torbogen zum Innenhof hinter uns liegt, wenden wir uns nach rechts in Richtung Hufengasse. Das Überqueren des Zebrastreifens am Ende des Marktplatzes ist keine größere Herausforderung, da der Übergang ebenerdig gestaltet ist und tastbare Bodenmarkierungen für Blinde angebracht sind. Generell sind die meisten Zebrastreifen in Eupen durchaus barrierefrei, allerdings sucht man akustische Ampelanlagen zu Lorenas Bedauern noch vergebens.

In der Hufengasse werden wir dann jedoch mit dem nächsten Problem konfrontiert. Schon nach wenigen Metern werden die Bürgersteige so eng, dass Katrin mit ihrem Rollstuhl auf die Straße ausweichen muss, und wenig später will auch Blindenhund Merlin dem engen Gehweg nicht mehr folgen. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als hintereinander auf der Fahrbahn zu gehen. Dadurch begeben wir uns nicht nur in Gefahr, sondern blockieren auch gleichzeitig den Autoverkehr.

Leicht frustriert machen wir also kehrt und steuern wieder den Marktplatz an. Hier fällt Katrin der besonders ebenerdig gepflasterte und dadurch sehr rollstuhlgerechte Weg auf, der über den Platz führt.

Nachdem wir den Marktplatz überquert haben, biegen wir nach links in die Klosterstraße ein. Damit betreten wir das Herz der Eupener Begegnungszone. Hier sind die Bürgersteige nicht klar von der Fahrbahn abgegrenzt, sodass Blindenhund Merlin schlecht zwischen Gehweg und Straße unterscheiden kann. Somit führt er Lorena manchmal aus Versehen auf die Straße, ohne sich, wie er eigentlich sollte, vorher an den nicht vorhandenen Bordstein zu setzen. Die Begegnungszone birgt also durchaus eine Gefahr für Lorena und Merlin und erfordert besondere Konzentration. Anders sieht es für Katrin aus: Für sie ist der reibungslose Übergang zwischen Gehweg und Fahrbahn besonders praktisch.

Nach unserem kurzen Schlenker in die Klosterstraße wird es auch schon langsam Zeit, in die Redaktion zurückzukehren, also begeben wir uns auf den Weg in Richtung des GrenzEcho-Haupteinganges. Während Lorena und Merlin die paar Stufen zur Empfangshalle problemlos hinaufsteigen, endet der Weg für Katrin am Fuße der Treppe.

Eine Rampe für Rollstuhlfahrer gibt es dort zwar nicht, dafür aber einen alternativen Eingang seitlich des Gebäudes. Auch an vielen anderen Geschäften in der Eupener Innenstadt sucht man barrierefreie Eingänge noch vergeblich. Lorena und Merlin gesellen sich also zurück zu Katrin und gemeinsam geht es über den Innenhof zurück in die Redaktion.

Unser Fazit: Eupen ist zwar noch nicht barrierefrei, der Marktplatz ist es aber dennoch wert, dass man die Herausforderung annimmt und ihm trotz Behinderung einen Besuch abstattet. Und wer weiß, vielleicht ist unser kleiner Spaziergang ein Denkanstoß für alle, die noch etwas zur Barrierefreiheit in Eupen beitragen können.