Manfred Bartsch engagiert sich für Haie



In der vergangenen Woche erlag eine junge Deutsche auf Hawaii einem Haibiss. Manfred Bartsch aus Kettenis hat natürlich auch davon gehört. „Man muss bedenken, dass Haie Allesfresser sind. Wenn sie einen Menschen sehen, sind sie erst mal scheu. Wenn aber bestimmte Reize, wie Plantschen, Zappeln, usw. vorhanden sind, kann es sein, dass sie sich annähern und einen Testbiss machen“, erklärt er. Der 59-Jährige ist leidenschaftlicher Taucher und engagiert sich ehrenamtlich bei Sharkproject, einer weltweit agierenden Haischutz-Organisation. Die Zahlen sprechen für die Haie. Weltweit kommen durchschnittlich acht Menschen pro Jahr durch diese Meeresbewohner ums Leben. Zum Vergleich: Bei Unfällen mit Elefanten sind es 500, durch Giftschlangen sterben allein 75.000 Menschen. Doch das Image, das der Film „Der weiße Hai“ seit Generationen in den Köpfen der Menschen hinterlassen hat, hält sich hartnäckig. Auch aufgrund der Medien, die gerne über Haiangriffe berichten. Tierschützer halten dagegen und klären auf: Haie sind keine blutrünstigen Biester, aber ein Mensch auf einem Surfbrett sieht eben von unten aus wie eine Robbe, die für viele Haie auf dem Speiseplan steht. Doch die Hai-Lobby ist nach wie vor klein. „Delfine haben das Glück, dass sie freundlich aussehen. Doch sie sind rund 300 Kilogramm schwere Raubtiere“, sagt Manfred Bartsch. Der gebürtige Nürnberger lebt seit 1996 in Kettenis. Er taucht seit 2002 und hat bereits 1.800 Tauchgänge absolviert. Er ist Tauchlehrer im Aachener Verein „TSG-Aachen“ und im „Eupener Tauchklub ETK“. So ist er zum aktiven Umweltschützer geworden. „Das Tauchen ist für mich Mittel zum Zweck, um Umweltbewusstsein zu vermitteln. Ich gehe beispielsweise mit den Kindern in hiesigen Seen tauchen, damit sie die Tiere und Pflanzen kennenlernen.“

Manfred Bartsch ist mit der Unterwasserwelt bestens vertraut. Verschiedene Krebsarten, ihre Merkmale und ihre Parasiten kennt er aus dem Effeff. Das gilt auch für die Haie. Sein Wissen vermittelt er seit Kurzem im Rahmen von kostenlosen Animationen für Schulklassen. „Hai-Alarm in der Schule“, heißt es dann auf einem großen Banner, das er am Eingang aufhängt und das neugierig macht. In seinem Sharkproject-Koffer hat er Anschauungsmaterial für die Kinder dabei: eine zwei Meter große Nachbildung eines weißen Hais, Plastik-Miniaturfiguren der verschiedenen Haiarten, Haifischzähne und echte Fanghaken, mit denen Fischer auf hunderten von Kilometern sämtliche Meeresbewohner fangen, auch Haie. Bei lebendigem Leib werden ihnen die Flossen abgeschnitten. Danach werden sie einfach ins Meer zurückgeworfen, wo sie verhungern oder ersticken. „Haifischflossensuppe gilt in vielen Teilen Asiens immer noch als Delikatesse“, erklärt Bartsch, der selber keinen Fisch isst. Haifischflossen sind je nach Marktlage teurer als Gold, ein rentables Geschäft also. Die größte Anzahl Haie fällt allerdings als unerwünschter Beifang der industriellen Fischerei zum Opfer. Ein kleiner Teil wird zu Tierfutter, Fischfutter oder kosmetischen Artikeln verarbeitet. „Besonders trügerisch sind natürlich Bezeichnungen wie Schillerlocke, Dornfisch, Königsaal, usw. im Fischregal. Dabei handelt es sich um Bauchlappen des Dornhais“, klärt Bartsch auf. Im Atlantik ist bereits 75 Prozent der Haipopulation verschwunden. Die Fischer selbst sind es, die die Auswirkungen der Ausbeutung der Meere als erste zu spüren bekommen. Denn die Haie sind ein wichtiges Glied im Ökosystem Meer und sorgen für ein gesundes Gleichgewicht, beispielsweise bei den Oktopussen und Rochen. Sind keine Haie da, fressen diese Tiere sämtliche Muscheln und Krabben auf. Resultat: Die Muschel- und Krabbenfischer gehen leer aus.

Manfred Bartsch und die Mitstreiter von Sharkproject wollen vermitteln, dass die Gefahr für Haie größer ist, als die Gefährdung durch Haie. Sie informieren über die Raubfische, die in 400 Millionen Jahren besondere Sinne und Gewohnheiten entwickelt haben. „Bei Besuchen in den Schulklassen sind die Kinder meistens fasziniert von dem Thema und von den Dingen, die sie über Haie erfahren“, berichtet Manfred Bartsch, den die Kinder Manni nennen dürfen. Die verschiedenen Unterrichtseinheiten sind dem Alter der Schüler angepasst. Themen wie Plastik im Meer und die Zerstörung des Ökosystems werden ebenfalls behandelt. Manfred Bartsch ist bei seinen Tauchgängen übrigens noch nie einem Hai begegnet. „Sie sind sehr scheu“, weiß er.

Schulen oder andere Institutionen, die sich für Animationen durch Sharkproject interessieren, können Manfred Bartsch kontaktieren unter m.bartsch@sharkproject.org.