Eupener drückt den Roten Teufel gegen England in London die Daumen

Drückt am Donnerstagabend in London die Daumen für die Roten Teufel: der Eupener Sean Schrauben. | privat



Gezwungenermaßen hat es Sean Schrauben aber nicht nach England verschlagen, sondern eher freiwillig, und zwar des Jobs wegen. Denn seit März 2018 arbeitet der 27-Jährige im Mutterland des Fußballs bei McLaren Applied Technologies in der Produktentwicklung. Eingelebt hat sich der studierte Chemieingenieur nach den ersten Wochen „sehr gut“, wie er selbst sagt. „Sehr gut“ sei aber auch das Verhältnis zu seinen neuen Kollegen, mit denen er öfters die Spiele der Weltmeisterschaft verfolgt – „natürlich nicht während der Arbeitszeit“. Hoch im Kurs stehen dabei die Partien der Three Lions, die ganz London in Ekstase versetzen können. „Wenn hier ein Tor für England fällt, hört man die ganze Stadt grölen. Hier ist jeder Engländer mit Herzblut dabei, auch meine Kollegen“, berichtet er.

Wenn am Donnerstag das Topspiel der Gruppe G läuft, hofft Sean Schrauben aber, dass die Stadt still bleibt – zumindest während der 90 Minuten. Denn er drückt nicht den Engländern, sondern Eden Hazard und Co. die Daumen. „Ich bin auf jeden Fall für Belgien. Zu England habe ich nicht so eine besondere Verbindung wie zu Belgien – also noch nicht“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Geschaut wird das Match mit den Kollegen aber nicht „klassisch“ in einem Pub, sondern auf der Arbeit, und das hat einen simplen Grund. „Der Anpfiff wird kurz nach Feierabend ertönen und wir wollen bloß keine Spielminute verpassen“, erklärt der Fan der Roten Teufel. Als Ort zum Rudelgucken wird ganz unkonventionell ein Gemeinschaftsraum mit Beamer im Bürogebäude, das im Geschäftsviertel South Bank steht, umfunktioniert. Ein Public Viewing in unmittelbarer Nähe wäre übrigens keine Alternative, denn das gibt es in der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs überhaupt nicht. „Das ist eine Sache, von der ich hier bislang noch nichts gehört, geschweige denn gesehen habe. Eigentlich schade, denn ich vermisse diese besondere Atmosphäre eines Public Viewings, wie wir es aus Belgien kennen, hier schon ein wenig.“

Damit im Bürokomplex ein wenig WM-Feeling aufkommt, wird der Eupener „selbstverständlich“ Farbe bekennen, und das trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit. „Das Belgien-Trikot ist ein Must-have und darf nicht fehlen“, meint er und schiebt scherzhaft hinterher: „Hoffentlich kassieren wir aber nicht zu viele Gegentore, sonst bin ich nämlich ein gefundenes Fressen für meine Arbeitskollegen.“

Doch an eine Niederlage glaubt Sean Schrauben nicht. Sein Tipp: 2:1 für die Roten Teufel. Was den Spielverlauf angeht, sagt der 27-Jährige eine zähe Partie voraus: „Beide Teams sind schon durch und müssen nicht angreifen. Ich erwarte, dass Belgien vorsichtig agieren und erst in der zweiten Halbzeit die eine oder andere gefährliche Aktion wagen wird.“

Sean Schrauben über Vincent Kompany: „Den Mann kann man einfach nur respektieren.“

Dabei helfen könnten auch die wiedergenesenen Defensiv-Stars Thomas Vermaelen (31) und Vincent Kompany (32), die sich pünktlich für den Kracher gegen England fit gemeldet haben. Vor allem das „Vinnie“ wieder zur Verfügung steht, freut Schrauben. „Er hat nicht nur spielerisches Talent, sondern ist auch abseits des Platzes extrem wichtig für das Team. Den Mann kann man einfach nur respektieren“, findet er.

Respekt hat Sean Schrauben auch für die bisherige Leistung des mit etlichen Weltstars gespickten Teams von Cheftrainer Roberto Martinez übrig. „Das ist schon verdammt gut, was die Jungs da auf den Platz zaubern“, meint der Eupener. Und wie weit kommt Belgien mit dem Zauberfußball bei der WM? „Gute Frage“, kommentiert er, „ich hoffe, mindestens bis ins Halbfinale“.