Eupen außer Rand und Band



Zum Staunen gab es eine Menge. In dreistöckigen Wagen mit aufwendigen Aufbauten zogen die großen Karnevalsgesellschaften durch die Straßen. Nicht weniger auffällig die Fußgruppen, deren Ende fast gar nicht abzuschätzen war. Alle waren in Höchststimmung, und die war ansteckend. Im Zug wurde getanzt, auf den Bürgersteigen wurde getanzt. „Die Musik stimmt“, meinten tanzende und schunkelnde Gruppen am Zugrand. „Richtig gute Stimmungsmusik mit dem richtigen Rhythmus.“

Tanzende Eskimos, fröhliche Hippies, Indianer, die Oepe Alaaf erklingen lassen und die letzten Ketteniser Samurai waren unterwegs. Eine Raupe Nimmersatt, länger als etliche Häuserbreiten, bewegte sich im Eiltempo. Rotkäppchen wurde durch Eupen gefahren, und auch et Wäserscheff war unterwegs. Auffällig, wie viele Kinder mit unterwegs waren. Etliche von ihnen im Kinderwagen. Um Nachwuchs muss sich der Rosenmontagszug wohl keine Sorgen machen. Das bewiesen auch Gruppen, wie die Königliche landwirtschaftliche Jugendvereinigung Eynatten, die zu eine Safari eingeladen hatte. Etliche hundert Zebras, Tiger und Löwen kamen.

Keine Berührungsängste mit der Gruseltheke oder den Thekengerippen der Thekenkleber zeigten die Gäste des Zuges, auch nicht mit und mit irischen Kobolden und Elfen. Besonders freudig klangen die Alaaf-Rufe, als die Blauen Funken vorbeizogen. Kommentare, wie „Totgesagte leben länger“ und „schön, dass es euch noch gibt“ waren zu hören. „Wäre schade, wäre sehr trauen, wenn so ein Traditionsverein sich verabschieden würde.“ Von Auflösungserscheinungen war bei den Blauen Funken im Rosenmontagszug keine Spur zu sehen. Vorsichtshalber hatten die Gruppe Sherlocks eine Rettungsaktion gestartet. Eine Parodie in Hellblau. Visitenkarten wurden verteilt, mit der Botschaft „Blauwe Vunke söeke Noewuchs, roof oos aan!“. Und sogar eine funktionierende Telefonnummer war angegeben.

„Der Rosenmontagszug in Eupen ist ein sehr persönlicher Zug“, freuten sich Karnevalisten auf der Straße und am Straßenrand. „Man trifft so viele, die man kennt.“ So waren viele Umarmungen angesagt, gemeinsame Tänzchen im Zug und am Straßenrand. Über etliche Themen im Zug konnten auch nur Eupener und Eupenkenner schmunzeln. So über die Eupener Kübelschieber und die Jäger aus dem Kübelwald, über „Eupen im Goldrausch“, über Ziegen-Philippe und über Eupens Kombibad und seine Bademeister. Oder das Angebot von „In the Summertime“, die Ministerbetreuung der DG zu übernehmen, und unter anderem dafür zu sorgen, dass die Minister täglich eine frische weiße Weste bekommen.

Ist die Karnevalsfreude einmal geweckt, ebbt sie offensichtlich nicht so schnell wieder ab. Auch als der Rosenmontagszug seine zweite Runde durch Eupen machte, sich auf dem Rückweg vom Schilsweg in Richtung Oberstadt befand, waren Alaaf-Rufe am Straßenrand zu hören. (eb)