Erntedankfest in Eupen: Kühe, Kürbisse und Kaltblüter



Zum Start des 45 Gruppen starken Erntedankumzuges erwies sich der Wettergott als gnädig. Als sich der Tross in der Eupener Unterstadt kurz nach 12 Uhr in Bewegung setzte, gab es nur noch einen kurzen Schauer, bevor die Fußgruppen, Reiter, Musikgruppen und Traktorfahrer ohne Regen weiterziehen konnten. Vorgesorgt hatten die meisten Zugteilnehmer und die Sitzplätze auf ihren Wagen mit Haltern für Regenschirme versehen. Dank der Regenpause gab es für die Zuschauer am Straßenrand statt Ponchos und Schirmen prachtvoll geschmückte Wagen und originelle Kostüme zu sehen. Kürbisse, Maispflanzen, Stroh und Sonnenblumen waren die immer wiederkehrenden Motive. Ein abwechslungsreiches Bild, durch das sich der rote Faden „Erntedank“ zog. Möhren, Äpfel, Waffeln, Käse und sogar Bierkostproben wurden verteilt. Neben den Oldtimer-Traktoren sind jedes Jahr auch die imposanten Kaltblüterpferde ein Highlight des Zuges.

Die Junglandwirte vom Grünen Kreis nutzten den Umzug als Öffentlichkeitsarbeit.

Seltener als mit Pferden kann der Normalbürger jedoch mit Kühen auf Tuchfühlung gehen. Das haben in diesem Jahr die jungen Frauen und Männer vom „Grünen Kreis“ bemerkt, die zum ersten Mal am Eupener Erntedankumzug teilgenommen und zwei Kühe sowie drei Kälber mit sich geführt haben. „Einer der Zugbegleiter bemerkte: ‚Ich habe noch nie eine Kuh angefasst‘ und hat das Tier vorsichtig gestreichelt“, erzählt Elena Theissen, Vorstandsmitglied im Grünen Kreis. Die 28-Jährige aus Manderfeld hat erst vor Kurzem gemeinsam mit ihrer Schwester den elterlichen Milchviehbetrieb übernommen. Die Schwestern kümmern sich tagtäglich um 100 Kühe, ihre Milch verkaufen sie an die Molkerei Arla.

Ihre Premiere beim Erntedankumzug bewertet Elena Theissen als gelungen. „Es geht uns als Verband der Junglandwirte und Jungzüchter darum, ein positives Bild der Landwirtschaft zu vermitteln. Außerdem wollen wir uns in der Öffentlichkeit zeigen, damit die Menschen wissen, wer sich hinter dem Namen Grüner Kreis verbirgt“, erklärt sie. Ein frisch produzierter Imagefilm (zu sehen auf Facebook und Youtube) soll den Grünen Kreis in Ostbelgien bekannter machen. Dass sie gerade Werbung für Junglandwirte gemacht haben, interessiert die Kühe aus Manderfeld reichlich wenig. Sie freuen sich nach dem Umzug auf den warmen Stall und warten im Transporter auf die Rückfahrt. Beim Weg von der Unter- zur Oberstadt, gab es keine Pannen, die Tiere waren folgsam. „Natürlich wählt man nur Kühe aus, die es gewohnt sind, spazieren zu gehen und die sich unter Menschen wohlfühlen“, betont Elena Theissen. Ein Erntedankumzug bedeutet für die jungen Landwirte natürlich Mehrarbeit. „Wir waren heute Morgen alle schon melken. Danach haben wir den Schmuck für den Wagen und die Tiere angefertigt und heute Abend geht es wieder in den Stall“, erklärt Christoph Baum, Präsident der Eupener Abteilung des Grünen Kreises. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. „Unsere Teilnahme am Umzug in Eupen war bestimmt nicht die letzte“, sagt Elena Theissen.

Schon seit Jahren an forderster Front mit dabei ist René Dahlen. Mit seinem Team gehört der langjährige Präsident des Gartenbauvereins Eupen und Umgebung zu den Mitorganisatoren des Erntedankfestes, das nach dem Umzug auf dem Parkplatz an der Bergstraße fortgesetzt wird. Dass der Regen kurz nach Ende des Zuges wieder einsetzte und das Fest auf dem Platz ins Wasser fiel, sieht er gelassen. Wir hatten seit der Einführung im Jahr 2012 immer Glück mit dem Wetter, da darf es auch mal regnen“, sagt er.

Gartenbauverein stattete Imbisszelt schon am Vortag aus und schob Nachtwache.

„In der Nacht war es viel schlimmer. Der Regen hat keine Sekunde aufgehört.“ Dahlen weiss, wovon er spricht. In diesem Jahr hatten die Mitglieder des Gartenbauvereins am Samstag erstmals nicht nur ihr Zelt, sondern auch alle Utensilien für die Beköstigung der Gäste aufgebaut. Deshalb musste eine Nachtwache her. Drei Männer teilten sich diese Aufgabe. „Ein paar Jugendliche sind auf ihrem nächtlichen Nachhauseweg vorbei gekommen, ansonsten war es ruhig“, erzählt Dahlen.