Besucher Maxime Bontemps: "Jobs liegen nicht auf der Straße"



Die Stimmung im Alten Schlachthof ist am Mittwochmorgen hektisch. Aussteller verpassen ihrem Stand den letzten Feinschliff, suchen händeringend nach einem Techniker, der in Sachen Internetverbindung Auskunft geben kann, und organisieren auf den letzten Drücker Ventilatoren, denn es ist heiß im Alten Schlachthof. Pünktlich um 10 Uhr sind alle bereit. Es kann losgehen – die einzige Jobmesse in der DG öffnet ihre Pforten.

Arbeitgeber aus der Region und potenzielle Bewerber sollen heute zusammengeführt werden. Sowohl Schüler, die Orientierung für ihre berufliche Zukunft suchen, und Studenten, die kurz vor dem Start ins Berufsleben stehen, als auch Arbeitsuchende und berufserfahrene Fachkräfte, die eine neue berufliche Herausforderung suchen, sind willkommen. Das Angebot ist groß, 35 Aussteller sind vertreten, darunter auch die großen Arbeitgeber der Region: Kabelwerk, Ministerium und der Schaumstoffspezialist NMC. Trotzdem bleibt der Besucheransturm vorerst aus. Nur vereinzelt schlendern Besucher durch die Gänge, informieren sich an den Ständen über Jobmöglichkeiten und besuchen die Fachvorträge, die im Stundentakt abgehalten werden. Rachel Ossemann zum Beispiel referiert zum Thema Bewerben und Einstellen. Die eine oder andere Bewerbung wechselt den Besitzer, von Gewühl und Trubel ist im Alten Schlachthof aber nicht viel zu sehen.

Einer der wenigen Besucher, der mit Bewerbungsmappe über den grünen Teppich durch den Alten Schlachthof läuft, ist Maxime Bontemps aus Eupen. Der zierliche, junge Mann ist adrett gekleidet: blaue Stoffhose, graues Hemd und Schuhe mit kleinem Absatz – richtig seriös. Er ist derzeit auf Jobsuche und zum ersten Mal auf der Talentum. Die tropischen Temperaturen in Eupen hielten ihn aber nicht davon ab, einen Abstecher auf der Messe zu machen. „Ich finde, die Talentum bietet eine gute Möglichkeit, mein Profil und meine Kompetenz einem Unternehmen der Region zu präsentieren und einen ersten positiven Eindruck zu vermitteln“, meint der 26-Jährige und fügt hinzu: „Jobs liegen nicht auf der Straße. Solche Möglichkeiten sollte jeder nutzen, der auf Arbeitssuche ist.“

Ähnlich sieht es Unternehmer Sven Cloth, der mit seinem Kreativbureau auf der Jobmesse vertreten ist. Der gelernte Werbedesigner ist die Triebfeder einer Kooperation von fünf Kreativfirmen, die an der Schnellewindgasse in Kettenis unter einem Dach zusammenarbeiten. „Wir wollen uns hier in erster Linie präsentieren und neue potenzielle Mitarbeiter finden. Aber ich denke auch, dass die Talentum eine passende Bühne ist, um sich ins Gespräch zu bringen“, so Cloth. In dieselbe Kerbe haut Paul Kittel, Personaler beim Polstermöbel-Hersteller Rom: „Es ist eine tolle Gelegenheit, dass sich hier der ostbelgische Arbeitsmarkt präsentieren kann.“ Ein wenig Kritik äußert er dennoch: „Man sollte sich überlegen, welches Zielpublikum in Zukunft angesprochen werden soll. Will man als Jobmesse oder als Ausbildungsmesse auftreten?“ Für eine Ausbildungsmesse sei der Zeitpunkt der Veranstaltung schlecht gewählt, denn die meisten Ausbildungsplätze seien jetzt schon vergeben.

Nichtsdestotrotz besuchen viele junge Menschen, auch Schüler, die Jobmesse. Die Stunden im Alten Schlachthof verstreichen und die Temperatur steigt. Der erhoffte Besucheransturm bleibt bis zum Ende der Veranstaltung aus. In der Stimme von Mitorganisator David Schmitz schwingt ein wenig Enttäuschung mit: „Das Wetter hat uns leider nicht in die Karten gespielt. Es war wahrscheinlich einfach zu heiß für viele Besucher, um der Messe einen Besuch abzustatten. Schade um das tolle Angebot.“ Dass die Talentum auch im kommenden Jahr an den Start geht, steht aber außer Frage. „Wir werden im nächsten Jahr hundertprozentig die dritte Auflage der Jobmesse durchführen. Wie, wo und wann werden uns aber noch überlegen“, so Mitorganisator Guy Adrian.

Gegen 18 Uhr endet die diesjährige Talentum. Für Maxime Bontemps hat sich sein Abstecher jedenfalls gelohnt. Der junge Eupener geht mit einem Bewerbungsgespräch in der Tasche nach Hause. „Ich habe mich hier bei einigen Betrieben ins Gespräch gebracht und schon nach 30 Minuten wurden meine Bemühungen belohnt. Der Tag hat sich für mich gelohnt“, freut er sich.

 Aftermovie der Talentum DG