"Bares für Rares": Spabrunnenmännchen erzielt 320 Euro



Ralf Bendter aus Verl, der die kleine Statue von seiner Schwiegermutter geschenkt bekommen hatte, wäre mit 100 Euro zufrieden gewesen, doch Experte Albert Maier erkannte den wahren Wert der Figur und bezifferte ihn auf rund 350 Euro.

Der Fachmann wusste einiges über das etwa 30 Zentimeter hohe Kunstwerk zu berichten. Es handelt sich – wie ein Stempel im Sockel beweist – um eine Alabasterfigur aus den Wiener Werkstätten von Friedrich Goldscheiter.

Der „Junge mit Apfel“ errang einen Preis auf der Pariser Weltausstellung von 1900.

Figuren der Manufaktur Goldscheiter waren Ende des 19. Jahrhunderts international begehrt und trafen den Geschmack eines breiten Publikums. Goldscheider gehörte zu den erfolgreichsten Unternehmen der europäischen Keramikgeschichte.

Von Beginn an setzte die „Porzellan-Manufactur und Majolica-Fabrik“ auf seriell produzierte, hochwertige Ware, die von jungen Künstlern entworfen wurde. Eine breite Produktpalette – mit Figuren, Büsten, Tieren, Masken, Gefäße, Lampen – kam den unterschiedlichen Kundenwünschen entgegen, insgesamt gingen in 70 Jahren über 10.000 Modelle aus Fayence und Terrakotta sowie Bronze und Alabaster in Produktion. Figuren und Gefäße auf höchstem künstlerischen und technischen Niveau entstanden in den zeittypischen Stilen Historismus, Jugendstil und Art Déco. Mit dem Modell der Figur, die bei „Bares für Rares“ zum Kauf angeboten wurde, errang die Firma Goldscheidter einen Preis auf der Pariser Weltausstellung von 1900. Entworfen wurde das Kunstwerk vom Berliner Bildhauer Otto Petri (1860-1942). Man kann davon ausgehen, dass dem letzten Raerener Töpfermeister Hubert Schiffer die Produktion der Firma Goldscheider und damit die als „Knabe mit Apfel“ benannte Figur von Otto Petri bekannt war, als er sich 1910 daran machte, ein Standbild für den Eupener Spabrunnen zu entwerfen.

Die Ähnlichkeit der beiden Kunstwerke ist frappierend.

Die Ähnlichkeit der beiden Kunstwerke ist jedenfalls frappierend, nur dass der von Schiffer als „trotzig blickender Bauernjunge“ bezeichnete Eupener Knabe statt des Apfels ein Schälchen in der Hand hält, das er, wie es scheint, ein wenig widerwillig, dem Betrachter darreicht.

Während die bei „Bares für Rares“ gehandelte Figur – Käufer war der Düsseldorfer Antiquitätenhändler Markus Wildhagen – aus Alabaster gefertigt ist, hat Hubert Schiffer sein Spabrunnenmännchen aus Sandstein gemeißelt und dies um einiges größer als den „Jungen mit Apfel“. Das Original des Spabrunnenmännchens kann übrigens bald wieder im Eupener Stadtmuseum bestaunt werden. Ein Abguss in Bronze steht bekanntlich seit nunmehr sechs Jahren am Zusammenfluss von Weser und Hill.