Angebliche Giftköder-Funde wurden Behörden nicht gemeldet

So sieht ein in Lontzen gemachter Fund aus. Eine Anzeige bei den Behörden oder eine Analyse des vermeintlichen Giftköders gab es auch in diesem Fall nicht. Foto: Facebook | 4



Auf privaten Seiten des sozialen Netzwerkes, in regionalen Facebook-Gruppen oder auf „spezialisierten“ Seiten wie „Giftköder-Radar“, „Giftköder-Atlas“, „Giftköder-Info“ oder „Giftköder-Warnungen“ gibt es zahlreiche Meldungen von Tierbesitzern oder Tierfreunden aus dem deutschen Grenzland, aber eben auch aus ostbelgischen Gemeinden. Und – wie immer in solchen Fällen – wird dem vermeintlichen Täter meist in wüster Form mit Vergeltung gedroht.

Unsere Nachfrage bei den Behörden ergab, dass weder die Polizei, noch das Forstamt oder das Tierheim aktuell von gefundenen Giftködern Kenntnis haben. An keiner dieser Stellen wurde Anzeige erstattet oder eine Meldung gemacht. Auch unsere Nachfrage bei mehreren hiesigen Tierärzten ergab nur in einem Fall eine – indirekte – Bestätigung: Man habe von einer Kollegin gehört, dass ein Hund durch das Verschlucken eines solchen Köders in Hauset verendet sei, sagte eine Tierärztin aus Eynatten.

Meldungen in sozialen Netzwerken posten, das ist nicht der richtige Weg.

Ein Sprecher der Polizei sagte dem GrenzEcho, dass es in letzter Zeit weder eine Klage noch einen internen Bericht zu solchen Vorfällen gebe. Und gleichzeitig rief er dazu auf, sich zu melden, wenn man eine solche Feststellung mache. „Die Polizei kann nur aktiv werden, wenn sie über möglichst konkrete Informationen und Zeugenaussagen verfügt“, stellte er unmissverständlich klar.

Auch beim Eupener Tierheim – das im übrigen für solche Fälle nicht zuständig ist – gab es keine aktuellen und konkreten Informationen über Giftköder-Funde. Hier lautete die unmissverständliche Botschaft ebenfalls: „In den sozialen Netzwerken Meldungen posten, die dann von Tierfreunden natürlich eifrig kommentiert und geteilt werden, ist in solchen Fällen nicht der richtige Weg.“ Man solle vielmehr die Polizei oder – wenn der Fund im Wald erfolgt – das Forstamt informieren, die dann ihrerseits mit dem Veterinäramt oder anderen zuständigen Behörden aktiv würden. Nur so könne man Tiere wirksam schützen, sagte eine Sprecherin. Aus eigener Erfahrung wisse sie, dass Vergiftungen bei Tieren gelegentlich auch auf ausgelegtes Rattengift zurückzuführen seien. Und da könne beispielsweise die Polizei gezielt bei Gemeinden oder Privatleuten nachforschen.

Tierschutzverbände raten dazu, den Fundort eines vermeintlichen Giftköders mit Fotos zu dokumentieren, sowie den Giftköder mit Schutzhandschuhen einzusammeln und – zusammen mit dem Erstatten einer Anzeige gegen Unbekannt – den Behörden zu übergeben.