Ersatz-Heim ohne Schlüssel: Möhnen stürmten Triangel statt des Rathauses



„Wir sind nicht schuld, dass das Rathaus kaputt ist“, betonte Karin Wagner, Obermöhn aus St.Vith, eingangs ihrer Rede mit Nachdruck. Aufgrund der Bauarbeiten konnte der Empfang der jecken Schar nicht wie gewohnt im Rathaussaal stattfinden, sondern musste ins Foyer des Kulturzentrums verlegt werden. Gegen 10.45 Uhr traf der Umzug bei grauem, aber trockenem Himmel am Triangel ein. Die Damen packten die Scheren aus und machten sich an die Krawatten. Eine offizielle Schlüsselübergabe gab es in diesem Jahr nicht: Kein Wunder, denn schließlich öffnen die Türen zum Kulturzentrum sich automatisch…

Auch wenn es schön war: 2018 ziehen die Möhnen ins Rathaus zurück.

„Hier ist auch Platz genug für uns“, betonten die Möhnen und amüsierten sich bestens. Für die richtigen Töne sorgte der Kgl. Musikverein bzw. im späteren Verlauf zwei DJs. Und auch an Getränken sollte es nicht mangeln.

Bürgermeister Christian Krings und seine Kollegen aus dem Kollegium empfingen die Damen in edler Rittertracht, auf der Brust trugen sie stolz das Stadtwappen. Dies nicht ohne Grund, wie der Bürgermeister betonte: „Däan nöen Rathausplatz jet mot dem Wappen geschmökt, dat wollten mirr ösch zeen, dat jut Stöck“, erklärte der Bürgermeister. Das Kollegium sei der Meinung, dass 40 Jahre nach der Fusion jedermann hinter dem Wappen stehen könne. Dies solle auch am Rathaus dokumentiert werden, und alle Namen der Dörfer in dem neuen Wahrzeichen eingraviert werden.

Die Möhnen hatten eigentlich eine andere Vorstellung vom künftigen Denkmal am Rathausplatz: „Karlheinz Berens kann ich schon oben thronen sehen, oder sollte es doch Alain Cremer sein“, blickte Karin Wagner in die Zukunft. So ganz klar scheint die Sache also noch nicht…

Neben Karin Wagner ergriff in diesem Jahr die Schönberger Möhn Claudine Schröder das Wort und erwies sich als wahres Talent für die Bütt: Gar nix zu meckern hatten die Möhnen aus Schümmerisch, seit man für sie eine Straße bauen ließ, seien sie die glücklichsten Frauen der Welt. Nur einer sei traurig, und zwar Thierry Neuville, der ohne diese Straße wohl nie ein großer Rallye-Star geworden wäre. „Drum hat er jetzt zum Trainieren in Monaco sein Heim“, vermutete sie. „Es wird wohl wegen der dort seeehr schlechten Straßen sein.“

Auch über den Ravel-Weg, die Atomkraftwerke Tihange und Doel und die St.Vither Gastronomie-Szene ließ sie sich aus – sehr zur Freude ihrer Zuhörer.

Eines allerdings steht fest: Auch wenn die Damen sich im Triangel wohlfühlten, geht es nächstes Jahr zurück ins Zentrum, in den frisch renovierten Rathaussaal.

Das versprach der Bürgermeister. Und dann wird er wohl auch wieder den Schlüssel mitbringen müssen. Aber schön war‘s auch im Ersatz-Rathaus.