Ende der Geschlechtertrennung an BS und MG

<p>Auf BSTI (Foto) und MG kommen grundlegende Veränderungen zu.</p>
Auf BSTI (Foto) und MG kommen grundlegende Veränderungen zu. | GE-Archiv


Ab 1. September 2019 wird das erste Jahr der beiden freien Sekundarschulen in St.Vith in sogenannter Koedukation organisiert werden, heißt: Die beiden Schulen nehmen in allen Stufen sowohl Jungen als auch Mädchen auf. Diese Entscheidung ist in Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Schulen und deren Schulträger getroffen worden und die Umsetzung wird seitdem sowohl gemeinsam wie auch schulintern intensiv vorbereitet, wie am Freitag in einem Kommuniqué seitens des Trägers Bischöfliche Schulen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft (BSDG) offiziell mitgeteilt wurde.

Ab dem dritten Jahr stehen die Studienangebote der jeweiligen Schulen schon seit Jahrzehnten allen Schülern, ob Jungen oder Mädchen, offen. Nur die 1. und 2. Jahre wurden, von historisch bedingten Gegebenheiten ausgehend, bis heute geschlechtergetrennt organisiert. Dies wird ab 2019 für das erste Mittelschuljahr also nicht mehr der Fall sein. Für das zweite Mittelschuljahr hingegen bleibt die bisherige Regelung noch ein Jahr gültig.
Eltern können ab dem nächsten Schuljahr frei entscheiden, in welcher Schule ihr Kind nach der Primarschulzeit das erste Mittelschuljahr besuchen wird. Sie können dabei auch auf Informationen zurückgreifen, die die Schulen auf ihren Webseiten veröffentlichen, ihnen auf Anfrage und bei den dazu vorgesehenen Veranstaltungen im Mai dieses Jahres anbieten werden. Mehr ist nicht bekannt. Die Verantwortlichen wollen sich erst am kommenden Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz äußern.

Die Koedukation in der Oberstufe wurde in den freien Schulen St.Viths bereits 1969 eingeführt. Wie dem Archiv unserer Zeitung zu entnehmen ist, konnten im selben Jahr die ersten 13 Jungen auf der Mädchenschule begrüßt werden. Sie galten fortan als „beschützte Minderheit“, heißt es in der MG-Chronik „Von der Schürze bis zur Jeans“, die im Jahr 2000 anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Schule herausgegeben worden war.
Die Geschlechtertrennung in freien Schulen existierte nicht nur im Süden Ostbelgiens. Lange Zeit führten das Collège Patronné und das Heidberg-Institut in Eupen ein paralleles Dasein. Die Koedukation und Fusion der beiden Schulen wurde im September 1994 perfekt gemacht.

Ein Jahr nach dieser Entscheidung bezog der frühere Schulleiter des Technischen Instituts und damalige BSDG-Präsident Leo Veithen Stellung zu dieser Neuerung. Auf die Fragen, ob die Koedukation nicht schon früher hätte eingeführt werden müssen und ob es künftig keine reinen Mädchen- und Jungenschulen mehr geben würde, antwortete der frühere Schulleiter des Technischen Instituts: „Die Einführung der Koedukation in Eupen stand schon lange zur Debatte. Man soll ja nichts überstürzen und manche Ideen müssen erst reifen. Ich finde es sinnvoll und bin auch froh darüber, dass nun beides, die Koedukation und die Umstrukturierung, zur gleichen Zeit erfolgt ist. Die Trennung Jungen/Mädchen scheint mir überlebt. Sie mag vereinzelt aus sozialen Gründen noch angebracht sein, in unseren Schulen jedoch gehört diese Trennung in einigen Jahren der Vergangenheit an.“

2018 verstarb Leo Veithen. Die vollständige Umsetzung der Koedukation in BSTI und MG erlebte er somit nicht mehr mit. 1995 sprach er von „einigen Jahren“. Letztendlich sollten 24 Jahre ins Land ziehen, ehe die Geschlechtertrennung in den freien Schulen Ostbelgiens endgültig abgeschafft wurde.

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