Deutscher Jugendbuchautor Armin Kaster lud zur Autorenlesung in die Leonardo-Schulmediothek nach St.Vith ein

Die Schüler der 2. BU begegneten mit dem deutschen Jugendbuchautor Armin Kaster einem „leibhaftigen Schriftsteller“. | Gerd Hennen


Autorenlesungen blicken in der Schulgemeinschaft von Bischöflicher Schule und Technischem Institut in St.Vith auf eine lange Tradition zurück. Am Mittwoch, 14. November, war es wieder einmal soweit, die Schüler der 2. BU begegneten mit dem deutschen Jugendbuchautor Armin Kaster einem „leibhaftigen Schriftsteller“. Der renommierte Autor referierte auf Einladung der Leonardo-Schulmediothek vor allem über die aktuelle Klassenlektüre „Ich habe schon über 500 Freunde“, regte aber auch mit seinem Workshop die Kreativität der Jugendlichen an.

Der Zwei-Meter-Hüne aus Düsseldorf fand sofort den Draht zu den Jugendlichen, die in Sachen Buchlektüre immer schwieriger zu motivieren sind.

„Ich habe schon über 500 Freunde“ spricht er hierbei die Jugendlichen speziell an, handelt das Buch doch über die Gefahren der „Social Media“. „Das Buch ist schon einige Jahre alt, sodass Facebook bei den Jugendlichen nicht mehr der große Renner ist. Doch Ähnliches wie im Buch beschrieben, erleben die Kids heute in anderen Plattformen wie Snapshot, Instagram, WhatApp, YouTube und Twitter.

Ich möchte nicht belehren, sondern vielmehr auf einen bewussten und überlegten Umgang mit diesen neuen Medien hinweisen. Die „Social Media“ sind kein Teufelswerk, der Mensch muss sich nur entsprechend darauf einstellen“, so Armin Kaster in seiner Einleitung. Bei seiner Lesung ging Armin Kaster auch sofort auf das „subjektive Empfinden“ von Menschen ein. So projizierte der Autor Fotos von Menschen an die Wand und fragte die Schüler nach Eindrücken, Vermutungen und Sympathien. Hierbei staunten die Schüler nicht schlecht, da die veritablen Facebook-Profilbilder eigentlich nicht viele Informationen zur wahren Person lieferten.

„Fotos sind sehr subjektiv in der Analyse. Oft bilden wir uns ein zu schnelles Urteil nur wegen des Äußeren einer Person. In Social Media ist demnach die richtige Fotoauswahl stets besonders wichtig, denn bekanntlich vergisst das Internet nichts, sodass unbedachte Posts noch viele Jahre negative Effekte nach sich ziehen können“, meinte Armin Kaster. Schnell wurde den Schülern klar, dass ein Bild sehr schnell täuschen kann – so wie viele gepostete Fotos auf Facebook & Co.

Natürlich ging der Autor auf die Wesenheiten der Protagonisten des Buches ein und beantwortete hierbei die Themenfragen der Schüler. Die Idee für das Buch „Ich habe schon über 500 Freunde“ kam dem 49-jährigen Familienvater von drei Kindern beim Wunsch seines Sohnes, sich einen Facebook-Account anzulegen. „Parallel kam auch eine Anfrage vom Verlag, ein Buch über die Social Media zu schreiben. So habe ich mich einfach mal darauf eingelassen“.

Allerdings habe Kaster etwas Nachhaltiges im Bereich der sozialen Medien schaffen wollen, da er sich schon der Schnelllebigkeit der digitalen Welt bewusst ist. „Ich hätte auch einfach über aus den Schienen gelaufene Facebook-Partys schreiben können, doch das war mir zu plakativ und sensationsorientiert. Vielmehr wollte ich Menschen beschreiben, die im Netz zu offenherzig und großzügig sind und somit zu viele Dinge von sich preisgeben.

Und gerade das ist das Problem meiner Hauptfigur „Alina“, so Armin Kaster. Nach ihrem Umzug von Köln nach Hamburg fühlt sich Alina allein und auch alleine gelassen. Sie tröstet sich mit Facebook und fühlt sich bei den diversen Likes für persönliche Fotos geschmeichelt. Im Buhlen um FB-Freunde und Likes vergisst sie jedoch jegliche Scham und schliddert in eine Katastrophe, die mit Mobbing und einem Shitstorm endet.

„Es geht in diesem Buch um ein menschliches Schicksal. Alina hat nur aus dieser ausweglosen Situation finden können, da sie gute Freunde um sich hatte. Das hat leider nicht jeder, sodass es auch nicht immer zu einem relativen Happy-End wie bei Alina kommt. Hier ist die Gesellschaft, hier sind die Freunde und der Bekanntenkreis gefordert, stets wachsam zu sein.“

Der Autor beantwortete geduldig Fragen über das Autorensein, wie lange er für ein Buch benötige, welche Schritte vom Manuskript bis hin zum gedruckten Buch liegen, wie die Verdienstmöglichkeiten aussehen und wie die Titel ausgesucht werden. Bislang veröffentlichte Armin Kaster, der seit 2009 hauptberuflich als Autor arbeitet, 15 Romane sowie einige Fachbücher für Kunstlehrende. Nach diesen tollen Einblicken in das Leben eines Autors lud Armin Kaster in seiner Rolle als „Kunst-Pädagoge“ zu einem kleinen Workshop ein. „Eigentlich wollte ich diesen Workshop passend zum Thema von Facebook & Co. digital machen, doch die motivierten Schüler haben mich spontan umplanen lassen, sodass ich diesen Workshop „analog“ machte“.

Hierbei mussten die Schüler mit Edding und geschlossenen Augen ihr eigenes Konterfei auf eine überdimensionale Malpappe zeichnen. Natürlich wurden die Zeichnungen unproportional, unschön und verschroben. „Diese Rohzeichnung stellt im digitalen Bereich das Urfoto dar“, so Armin Kaster, der daraufhin die Schüler dazu aufforderte, einen zeichnerischen „Feinschliff“ zu bewerkstelligen. „Dieser Schritt stellt die Retusche wie mit Photoshop dar. Jeder möchte so positiv, so schön und attraktiv wie eben möglich aussehen. Und jeder ist für diese Retusche verantwortlich.“

Nach dem Fertigstellen der persönlichen Profilbilder mussten die Schüler nun die Runde machen und die Konterfei der Mitschüler kommentieren. Das geschah ähnlich wie bei den sozialen Netzwerken anonym. Die Kommentare reichten von ermutigend, aufbauend bis hin zu erniedrigend und verletzend. „Posts sind sehr schnell gemacht und man merkt oftmals gar nicht, welch verletzenden Charakter sie beinhalten können. Das Internet ist für viele Menschen ein viel zu schnelles Medium, mit dem sie einfach nicht umgehen können.“

Die Jugendlichen zeigten sich jedenfalls von den verschiedenen Aussagen und die jeweiligen Reaktionen der Mitschüler konsterniert. „Das war mir bislang noch nie so bewusst wie heute. Ich werde auf jeden Fall in Zukunft versuchen, besonnener zu posten, um niemanden zu verletzen. Ich möchte ja auch nicht verletzt werden“, so ein BU-Schüler selbstkritisch.

Dieser Workshop trug wesentlich zur Achtsamkeit innerhalb der Schüler bei. „Ich glaube, wir haben heute ein tolles Erlebnis gehabt, sodass diese Art von Workshops, Autorenlesungen und bearbeiteten Klassenlektüren auch in Zukunft von uns und den Lehrern angeboten werden“, erklärte Mona Theissen von der Leonardo-Schulmediothek der BSTI St.Vith.