Zwei Tote bei Klinikbrand

An einem Balkongitter im sechsten Stock des Bettenhauses im Bochumer Bergmannsheil-Krankenhaus hängen noch zwei aneinandergeknotete Laken. Auf der anderen Seite des Gebäudes steht ein Rollstuhl auf einem Balkon. Jalousien sind durch die Hitze geschmolzen, sie hängen an der Fassade, Fenster sind herausgedrückt. Die Bilder von Freitagmorgen beweisen die Dramatik. Wenige Stunden zuvor sind bei dem Großbrand zwei Menschen in dem Klinikgebäude ums Leben gekommen, 15 weitere erlitten Verletzungen.

Um 2.35 Uhr wird die Bochumer Feuerwehr alarmiert. Ein Brandmelder schlägt an, fast gleichzeitig geht ein Notruf in der Leitstelle ein. Als erste Rettungskräfte sechs Minuten später am Krankenhaus eintreffen, ist der Brand schon „untypischerweise viel weiter fortgeschritten, als es zu erwarten gewesen wäre“, wie Einsatzleiter Gottfried Wingler-Scholz später die Abläufe schildert. Die Lage sei „sehr, sehr brenzlig“ gewesen.

An zwei Fenstern stehen Patienten. „Man hat den Flammenschein im Hintergrund schon gesehen“, berichtet Wingler-Scholz. Die beiden Kranken werden über eine Drehleiter in Sicherheit gebracht. Feuerwehrleute hasten mit schwerem Atemschutzgerät das Treppenhaus bis in den sechsten Stock hinauf. Zum Glück sind in den siebten und achten Etage, die das Feuer komplett zerstört, keine Patienten untergebracht, sondern nur technische Einrichtungen.

Viele bettlägerige Patienten aus der Station für Infektionskrankheiten müssen heruntergetragen werden. Unter den Geretteten ist nach Angaben von Wingler-Scholz auch der Patient, der sich wohl mit den zusammengeknoteten Laken vom Balkon abseilen wollte.

Nach 45 Minuten ist das Gebäude evakuiert. Pflegekräfte, Ärzte, Polizisten hätten „beherzt an allen Ecken und Enden mitgeholfen, die Leute in sichere Bereiche zu bringen“, berichtet der Einsatzleiter. 126 Patienten werden aus dem Haus geholt, 4 von ihnen sind so schwer verletzt, dass sie mit Hubschraubern am Vormittag in Spezialkliniken geflogen werden müssen.

Für zwei Patienten kommt der Rettungseinsatz zu spät. In dem Krankenzimmer, in dem das Feuer nach ersten Erkenntnissen ausgebrochen ist, stirbt eine Frau, die nach Angaben des ärztlichen Direktors der Klinik, Prof. Thomas Schildhauer, allein dort untergebracht war. Das zweite Todesopfer wird aus dem Nachbarzimmer geborgen.

Auch das Krankenhaus löst Großalarm aus. Alle Ärzte und Pflegekräfte im Dienst eilen zum brennenden Gebäude, sie helfen dabei, die Patienten aus den nicht vom Feuer betroffenen Etagen zu holen. Darunter sind Patienten mit Querschnittslähmungen, wie Schildhauer berichtet. Sie können alle auf anderen Stationen auf dem großen Klinikgelände untergebracht werden. Um Platz für sie zu schaffen, werden andere Patienten früher entlassen.

Für eine solche Notlage gebe es „festgelegte Pläne, die auch immer wieder geübt werden“, sagt der Klinikdirektor. Vor eineinhalb Jahren habe es eine sehr große Übung mit der Simulation einer ähnlichen Lage gegeben. Ärzte, Schwestern, Pflegekräfte seien „betroffen und erschöpft, aber auch froh, dass sie so viele Patienten retten konnten“.

Die Klinikleitung muss jetzt den Weiterbetrieb des wichtigen Unfallkrankenhauses organisieren. „Das Krankenhaus ist einsatzfähig, die Notfallversorgung nicht eingeschränkt“, versichert Schildhauer. Wichtige Bereiche wie Operationssäle und Intensivstationen seien nicht betroffen. Durch die Löscharbeiten sei die Krankenhausküche stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es gebe aber eine Ersatzküche. Andere Kliniken und das Technische Hilfswerk hätten Hilfe bei der Versorgung der Patienten mit Essen und Trinken angeboten.

Zur Brandursache machen Polizei und Feuerwehr am Freitag noch keine Angaben. Am Vormittag verschaffen sich Ermittler in weißen Overalls ein erstes Bild auf der sechsten Etage. Die Löscharbeiten dauern da noch an. (dpa)