Zahl der Toten von Genua auf 43 gestiegen

Mit einer ergreifenden Trauerfeier hat sich Genua am Samstag von den Opfern des Brückeneinsturzes verabschiedet. | ap

Rettungskräfte in Genua haben die Leichen der letzten Vermissten aus den Trümmern der eingestürzten Brücke geborgen. Zuletzt habe man in der Nacht zum Sonntag die Körper eines neunjährigen Mädchens und seiner Eltern herausgeholt, teilte die Feuerwehr bei Twitter mit. Außerdem starb am Samstag ein verletzter Mann im Krankenhaus, wie ein Kliniksprecher bestätigte. Damit stieg die offizielle Zahl der Todesopfer auf 43. In einer bewegenden Trauerfeier, in der die Namen aller Toten verlesen wurden, nahmen Tausende Menschen Abschied.

Die Feuerwehr betonte, man wolle die Unglücksstelle weiter untersuchen, um sicherzustellen, dass sich keine weiteren Menschen unter den Trümmern befänden, die eventuell nicht als vermisst gemeldet worden seien. Laut Innenministerium sind unter den Toten 13 Ausländer. Dabei handle es sich um vier Franzosen, drei Chilenen, zwei Albaner, zwei Rumänen sowie einen Kolumbianer und einen Peruaner. Neun Verletzte befänden sich derzeit noch im Krankenhaus.

Bei einer Trauerzeremonie nahmen Tausende Menschen am Samstag Abschied von den Opfern des Einsturzes. Feuerwehrleute wurden bei ihrer Ankunft mit Applaus begrüßt. „Auf Genua schaut derzeit die ganze Welt, in einer großen Umarmung aus Emotionen, Zuneigung und Erwartung“, sagt Erzbischof Angelo Bagnasco. Im Mittelpunkt der Zeremonie standen 18 mit Blumen geschmückte Särge. Einige Angehörige von Opfern nahmen aus Protest gegen die Regierung nicht an der Veranstaltung teil. Sie halten das Schaulaufen der Politiker für eine Schande. Andere halten Trauerfeiern in ihren eigenen Gemeinden ab, wie etwa im piemontischen Alessandria oder im süditalienischen Torre del Greco.

Nach der Trauerfeier hatte die italienische Regierung angekündigt, weitere 28,5 Millionen Euro Soforthilfe bereitzustellen, zusätzlich zu den am Mittwoch versprochenen 5 Millionen Euro.

Alle beschäftigt weiterhin die Frage, wie es zu dem verheerenden Brückeneinsturz kommen konnte. Die Regierung hat ihre Schuldzuweisungen gegen den Betreiber der Autobahn Tag für Tag verschärft, doch aus der Sicht einiger Opfer-Familien trifft auch die Politik eine große Schuld. Die Katastrophe von Genua ist so innerhalb weniger Tage zu einem großen Politikum geworden.

Die private Betreibergesellschaft Autostrade per l’Italia weist die Verantwortung für den verheerenden Brückeneinsturz von sich. „Wir denken nicht, dass die Voraussetzungen vorliegen, Verantwortung für ein Ereignis zu übernehmen, dessen Ursache zunächst noch ermittelt werden muss“, sagte Hauptgeschäftsführer Giovanni Castellucci auf einer Pressekonferenz. Experten vermuten, dass der Einsturz durch den Riss eines Tragseils verursacht worden sein könnte. (dpa)