Was ist falsch, was echt? Ausstellung nährt den Zweifel

Die Internationale Gruppenausstellung will die Macht konspirativer Erzählungen sichtbar machen und zu kritischem Zweifeln anregen. | Jana Bauch/dpa

Der Gang ist vollkommen schwarz, aus dem Nichts ertönen plötzlich ein Martinshorn und Sprechchöre von Demonstranten. Wo geht es weiter? Der Eingang zur Ausstellung im Düsseldorfer NRW Forum irritiert, verwirrt und ängstigt. Und das soll die Installation auch. Die Düsseldorfer Ausstellung „Im Zweifel für den Zweifel: Die große Weltverschwörung“ (21.9. – 18.11.) spielt absichtlich mit Gewissheiten. Der dänisch-isländische Konzeptkünstler Olafur Eliasson ist mit seiner Arbeit „Highlighter“ vertreten, einem Suchscheinwerfer, der Besucher in den Räumen zu verfolgen scheint. Der amerikanische Künstler Tony Oursler hat einen riesigen Kopf mit beweglichem Auge und Mund geschaffen, aus dem immer wieder Sprachfetzen tönen, während das Auge kontrollierend die Lage peilt.

„Die Ausstellung verstrickt in nicht-eindeutige Situationen und fordert das eigene Orientierungs- und Urteilsvermögen heraus“, erläutert Alain Bieber, Mitkurator und Chef des Hauses. 18 Künstler und Gruppen zeigen Arbeiten, die sich mit Manipulation, Irritation und dem Zweifel am Dargebotenen befassen. Ein paar Bananen, die wie vergessen in einer Ecke liegen, sind tatsächlich nicht zum Verzehr bestimmt. Der Künstler Michael Schirner hat historische Bilder manipuliert und entscheidende Personen herausretuschiert. Vor 31 Jahren etwa wurde der CDU-Politiker Uwe Barschel tot in der Badewanne eines Genfer Hotels entdeckt, die Umstände sind bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Von dem Bild wurde der Tote entfernt. Auch andere bildgewaltige Fotografien lassen sich trotz der Manipulationen bestimmen.

Die Formulierung „Alternative Fakten“ wurde zum „Unwort des Jahres“ 2017, und im Halbdunkel des Internet blühen Verschwörungstheorien, etwa um die Anschläge des 11. September 2001 in New York. Bewusst gestreute Desinformationen schürten Angst, sagt Bieber, „und Angst führt vor allem zu abstrusen Verschwörungstheorien.“ Dagegen wollen die Ausstellungsmacher Florian Waldvogel und Alain Bieber mithilfe der Kunst die kritische Skepsis setzen. Eine große Installation des Kunst- und Rechercheinstituts Forensic Architecture befasst sich im Detail mit den Umständen des NSU-Mordes am Betreiber eines Internetcafés 2006 in Kassel. Der Grundriss des Ladens ist nachgebildet, Ungereimtheiten sind dokumentiert. Die Schau fürs Zweifeln bietet auch wandfüllende Collagen, Skulpturen und eine Fotoserie über Freimaurer. Über dem NRW Forum schwebt währenddessen ein motorbetriebener kleiner Drache. Im Dunkeln sieht er irritierenderweise aus wie ein Stern. (dpa)