Vor 80 Jahren begann der Siegeszug der Kulis

Eine Person schreibt mit einem Kugelschreiber auf ein Blatt Papier. | Fabian Sommer/dpa

Als der Ungar Lászlo Bíró das sieht, hat er die Lösung. Vor 80 Jahren lässt sich der Erfinder seinen ersten Kugelschreiber in Argentinien patentieren (Stichtag 10. Juni): schreibt leicht, kleckst nicht und lässt die Tinte im Tank nicht trocknen. Der Kuli beginnt seinen Siegeszug um die Welt. Schreibtische ohne Kuli sind heute kaum vorstellbar – trotz Computern, Digitalisierung und des Traums vom papierlosen Büro.

Ob Konzern oder Kneipe, Fahrschule, Disco oder Partei – zahllose Institutionen bedrucken Kugelschreiber, um bei Kunden, Partnern und Anhängern im Gedächtnis zu bleiben. „Anders als ein Hörfunk- oder TV-Spot haben sie die Werbebotschaft immer beim Nutzer präsent“, sagt Verbandsgeschäftsführer Ralf Samuel. Die Fachmesse PSI rückt vor der WM in Russland Kulis mit Fußball am Clip in den Blickpunkt. Man kann mehrere Tausend Euro für einen Kuli ausgeben, das Gros ist aber sehr günstig. Werbekulis beginnen bei etwa 10 Cent.

Dagegen waren die Stifte anfangs echte Luxusartikel: Als ein New Yorker Kaufhaus 1945 die ersten Kugelschreiber in die Auslage brachte, kosteten sie 12,30 Dollar. Dafür musste ein Industriearbeiter acht Stunden arbeiten. Der Kuli war eine kleine Errungenschaft. Über Jahrzehnte hatten immer wieder Tüftler an Füller-Alternativen gearbeitet, die nicht klecksen und austrocknen – meist mit mäßigem Erfolg. Anders als Bíró (1899-1985). Er erhielt zunächst ein Patent in Ungarn, die Flucht vor den Nazis führte ihn aber nach Buenos Aires, wo er mit seinem Bruder Georg eine Schreibgerätefirma gründete. Ob der Kuli die Handschrift versaut, wie viele meinen, bleibt wohl ewig umstritten. In vielen Klassenzimmern ist er tabu.

Doch die meisten Erwachsenen schreiben nach Umfragen hauptsächlich mit dem Kuli. Es gibt sie in unzähligen Farben und Größen. Sammler hüten Zehntausende Exemplare in Schuhkartons und Vitrinen. Zwar tippen heute schnelle Finger Millionen von Nachrichten und Posts in Handys, vom Kalender bis zum Einkaufszettel lässt sich immer mehr digital festhalten. Dennoch schreiben noch viele Menschen mit dem Kugelschreiber. Der Kuli wandelt sich. Es gibt ihn mit eingebautem USB-Stick und inzwischen auch als digitales Gerät. Die Smartpens speichern die Notizen, damit der Schreiber sie später auf den Computer übertragen kann. Wie bei der Spracherkennung lernt die Software, die Handschrift nach und nach besser zu entziffern – klappt jedoch nur, wenn man halbwegs ordentlich schreibt.

Weil der Plastikmüllberg wächst, gibt es Stifte aus Bio-Kunststoffen etwa auf Cellulose- oder Maisstärke-Basis, die sich recyceln lassen – sofern man sie richtig entsorgt. Anbieter werben auch mit Stiften, für die das Kohlendioxid an anderer Stelle kompensiert wird. Obwohl viele Kulis sehr billig sind, sind sie begehrt. Vor Jahren fragte die GfK repräsentativ, wer schon mal etwas im Büro mitgehen ließ. Jeder fünfte Befragte gab es zu. Und zu den Arbeitsmitteln, die am häufigsten in den Taschen der Mitarbeiter verschwanden, zählte der Kugelschreiber. (dpa)