Schock in Berlin: Auto rast in Menschenmenge

<p>Das Auto fuhr erst in eine Gruppe von Menschen und landete anschließend in einem Schaufenster.</p>
Das Auto fuhr erst in eine Gruppe von Menschen und landete anschließend in einem Schaufenster. | Foto: dpa

Millionen Menschen kennen den Ort, an dem sich das Leben für einige am Mittwoch schlagartig ändert. Zwischen der Gedächtniskirche und dem luxuriösen Kaufhaus des Westens („KaDeWe“) ist großflächig mit rot-weißem Flatterband abgesperrt.

Gegen 10.30 Uhr sind vorher mehrere Notrufe eingegangen. Ein Auto ist in eine Menschenmenge gefahren. Der silberfarbene Wagen steckt in einem Schaufenster. Das Glas zersplittert, die Scherben sind auf dem Boden verteilt.

Etwas entfernt sieht man einen abgedeckten Körper. Es sind Bilder, die einem klar machen, was das bedeutet, wenn jemand aus dem Leben gerissen wird. Die Frau wurde getötet, mehrere Menschen werden schwer oder leicht verletzt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist auch eine Schülergruppe betroffen, die nicht aus Berlin kommt.

Viele Fragen sind erstmal unklar. Handelt es sich um einen Unfall? Oder ist hier etwas anderes passiert? Die Polizei ist mit vielen Kräften vor Ort, ein Hubschrauber kreist über den Straßen.

Passanten hätten den Fahrer des Kleinwagens festgehalten, erzählt Polizeisprecher Thilo Cablitz später. Die Polizei habe den 29-Jährigen dann festgenommen und werde ihn vernehmen. Die Ermittler prüfen, ob es sich um einen Unfall, einen medizinischen Notfall oder um eine vorsätzliche Tat handelt.

Gegenüber dem zerstörten Schaufenster steht ein Mann. Der 42-Jährige hat einen freien Tag; mit dem Auto wollte er zu einem Termin. Er habe an der roten Ampel gestanden, wollte abbiegen. Plötzlich sei ein Auto - „es war sehr, sehr schnell, bestimmt 150“ - über den Gehweg gekommen und im Schaufenster gelandet.

Schon vorher war das Auto in eine Menschenmenge gefahren, von dort noch rund 200 Meter weiter und dann in die Parfümerie. Berlins frühere Staatssekretärin Sawsan Chebli twittert: „Ich höre Hubschrauber. Sirenen. Mein Körper zittert. Was für ein Horror!“ Auch Regierungschefin Franziska Giffey (SPD) gibt ein Statement.

Der Ort, an dem Polizei und Feuerwehr am Mittwoch gemeinsam helfen, ist ein besonderer in der Berliner Geschichte. 2016 hatte dort auf dem Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche ein Attentäter einen Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt gesteuert. Nun stehen Journalistinnen und Journalisten genau dort, wo damals der Anschlag passierte, und filmen auf die gegenüberliegende Seite.

„Es klafft noch immer eine Wunde im Herzen dieser Stadt“, sagt Polizeisprecher Cablitz. Vor Ort sind deswegen auch einige Polizisten mit Maschinenpistolen. Manche Menschen haben auch Bilder von 2019 im Kopf. Damals war ein Mann mit seinem schweren Wagen von der Invalidenstraße abgekommen. Vier Menschen starben. Der Mann war trotz einer Epilepsie-Erkrankung und einer Gehirnoperation einen Monat vor dem Unfall Auto gefahren.

Am Mittwoch fordert die Polizei Menschen bei Twitter auf, keine Bilder vom Ort des Geschehens zu posten. Stattdessen bittet sie um Hinweise. Der Fahrer des Wagens, ein in Berlin lebender Deutsch-Armenier, sollte befragt werden. Augenzeugen sollten psychologisch betreut werden, wie ein Feuerwehrsprecher sagt. Das Angebot gelte auch für Einsatzkräfte, manche seien vielleicht auch 2016 im Einsatz gewesen. „Es ist im Kopf drinnen.“

„Es ist eine Situation, wo man denkt: Um Gottes willen, nicht schon wieder!“, sagt Giffey. „Ob das jetzt ein Zufall war, der Ort, ob das ein bewusst gewählter Ort war, das wissen wir alles noch nicht.“

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