Trauergäste aus aller Welt nehmen Abschied von Schimon Peres

Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen haben Gäste aus aller Welt in Jerusalem Abschied von Schimon Peres genommen. Bei der emotionalen Trauerfeier am Freitag rief US-Präsident Barack Obama zur Fortsetzung der Friedensbemühungen des israelischen Altpräsidenten auf. Peres habe verstanden, „dass es Israels bester Schutz wäre, wenn die Palästinenser einen eigenen Staat hätten“, sagte Obama auf dem Nationalfriedhof Herzl-Berg, während im Publikum Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas saßen.

„Die Anwesenheit von Abbas hier erinnert uns an das unvollendete Friedenswerk“, mahnte Obama. Netanjahu und Abbas, die sich seit Jahren nicht auf ein Treffen einigen konnten, hatten zuvor kurz gesprochen und sich die Hand gegeben. In der arabischen Welt gab es Kritik an der Teilnahme von Abbas an dem Begräbnis.

Der Friedensnobelpreisträger war am Mittwoch im Alter von 93 Jahren gestorben, zwei Wochen nach einem schweren Schlaganfall.

Zur Sicherung der Trauerfeierlichkeiten waren rund 8.000 Polizisten im Einsatz. Zentrale Straßen in Jerusalem wurden gesperrt, ebenso wie die Autobahn zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Mehr als 90 Delegationen aus 70 Ländern waren angereist. Neben Spitzenpolitikern aus aller Welt kamen auch der britische Prinz Charles und der spanische König Felipe VI. Obama flog kurz nach dem Begräbnis wieder ab.

Peres habe die Erfüllung seines Traums vom Frieden nicht mehr miterleben dürfen, sagte Obama. Peres habe begriffen: „Die Juden sind nicht dazu bestimmt, über ein anderes Volk zu herrschen.“ Nach Peres‘ Tod liege „die Verantwortung in den Händen der nächsten Generation Israels“. Gleichzeitig kritisierte er, dass zu viele junge Araber von klein auf zum Hass auf Israel erzogen würden.

Peres galt als Architekt der Friedensverträge zwischen den Israelis und den Palästinensern. Er wurde dafür 1994 gemeinsam mit dem damaligen israelischen Regierungschef Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Der damalige US-Präsident Bill Clinton beschrieb Peres als Menschen, der Hoffnung spendete und Menschen zusammenbrachte. „Seine Kritiker haben ihn oft als naiven, viel zu optimistischen Träumer bezeichnet. Sie lagen nur falsch mit dem naiven Teil“, sagte er in seiner Trauerrede.

Die vorerst letzten Friedensverhandlungen unter US-Vermittlung brachen allerdings im Jahr 2014 zusammen. Damals war Peres noch Israels Präsident.

Netanjahu stufte Peres als „einen der größten Anführer unseres Volkes“ ein. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin beschrieb Peres‘ Tod als „riesigen persönlichen und nationalen Verlust“. Er bedeute das Ende der „Ära der Giganten“.

Auch die drei erwachsenen Kinder von Peres verabschiedeten sich in emotionalen Reden von ihrem Vater. Nach den Ansprachen wurde Peres beigesetzt. Zum Auftakt der Zeremonie war der Sarg von Militärangehörigen auf die Friedhofsanlage getragen worden, während ein Militärrabbiner jüdische Trauergebete rezitierte. Dem Sarg folgte die Familie von Peres mit Kindern, Enkeln und Urenkeln.

Die Zeitung „Jerusalem Post“ schrieb am Freitag, Peres habe Netanjahu von einem Luftangriff auf die iranischen Atomanlagen abgehalten. Er habe dies 2014 zwei Journalisten anvertraut, unter der Auflage, es bis nach seinem Tod geheim zu halten. „Er wollte einen Angriff anordnen und ich habe ihn gestoppt“, sagte Peres laut dem Bericht. „Ich habe ihm gesagt, dass die Konsequenzen katastrophal wären.“ (dpa)