„Tiere haben mich gerettet“ - Brigitte Bardot blickt zurück

Filmikone Brigitte Bardot | Eric Feferberg/AFP/dpa

Die Kinolegende („Und ewig lockt das Weib“) berichtet auf rund 250 Seiten vor allem über ihr Engagement für den Tierschutz. „Im Alter von 38 Jahren habe ich für die Tiere alles verlassen“, erzählte sie unlängst der Tageszeitung „Le Monde“ in einem großen Interview. „Es war die schönste Entscheidung meines Lebens“, resümierte sie. „Tiere haben mich gerettet.“ Die frühere Mimin zog sich in ihre Villa „La Madrague“ in Saint-Tropez an der Côte d’Azur zurück. Mit militanten Tierschutzaktionen und ausländerfeindlichen Hetzreden kam sie nach dem Abschied vom Kino weiter in die Schlagzeilen. Die gebürtige Pariserin nimmt auch in dem Buch kein Blatt vor den Mund. Sie spricht – oft ungeordnet – über ihre Tierschutzstiftung, das schwierige Verhältnis zu ihrem 57 Jahre alten Sohn Nicolas oder die Angst vor dem Tod. „Non, je ne regrette rien“ (Nein, ich bedauere nichts), sang früher Edith Piaf. Die Lebensbilanz der Dauer-Avantgardistin Bardot dürfte ähnlich lauten.

Eines ist ganz klar: Für die Glitzerwelt des Kinos hat „B.B.“, wie die Schauspielerin früher oft genannt wurde, überhaupt nichts mehr übrig. „Es ist nichts als Oberflächlichkeit und Frivolität. Alles ist dort falsch“, bekannte sie in „Le Monde“. Kaum einer ahne, wie zerstörerisch der Starruhm sei. „Das ist ein Gift“, lautet das bittere Resümee Bardots, die als verführerische Schmollmund-Blondine im grauen Nachkriegs-Europa bekannt wurde. Der frühere Superstar wird ungeachtet aller Provokationen und Tabu-Brüche bis heute verehrt. Erst im vergangenen Jahr enthüllte ihre mondäne Heimatgemeinde Saint-Tropez ein Denkmal am Ortseingang.

Die aus großbürgerlichen Verhältnissen stammende Diva lässt keinen Zweifel daran, sich von den Menschen und der Gesellschaft abgewandt zu haben. Ihre Worte lassen auch Verachtung spüren. „Ich möchte keine Leute sehen“, lautet ihr Credo. Ihre Sympathie für die rechtsextremistische Partei Front National der Le-Pen-Familie ist in Frankreich seit Langem bekannt, mehrfach wurde sie wegen Aufwiegelung zum Rassenhass gerichtlich verurteilt. In dem Buch spricht Bardot auch darüber, wiegelt aber ab: „Ich habe niemals jemanden aufgefordert, Rassist zu sein (…)“, versichert sie. Verletzungen sitzen bei Bardot tief, und sie macht keinen Hehl daraus. Als Filmstar habe sowohl Missachtung als auch grenzenlose Bewunderung erfahren. Für Journalisten und Paparazzi sei sie „Freiwild“ gewesen, bilanzierte sie im Gespräch mit „Le Monde“. Bardot war in den 1950er und 1960er Jahren weit über die Grenzen Frankreichs hinaus als Sexsymbol bekannt. Bekannte Filme waren „Die Wahrheit“, „Die Verachtung“ oder „Viva Maria“.

Anlass für den spektakulären Bruch mit dem Kino im Jahr 1973 sei eine Begegnung mit einer alten Frau gewesen, die sie während der Dreharbeiten für den Mittelalter-Streifen „Die gute und sehr hübsche Geschichte vom pluderhosenbekleideten Colinot“ kennengelernt habe.

Die Komparsin sei mit ihrer Ziege aufgetreten, deren baldiges Schicksal der heimische Grill sein sollte. „Ich war entsetzt“, erinnert sich Bardot. „Ich habe sofort die Ziege gekauft. Ich bin mit ihr in mein Vier-Sterne-Hotel zurückgekehrt. Das war der Auslöser. Kino adieu.“ Jahrzehnte nach dem abrupten Ende ihrer Karriere mit über 45 Filmen und 80 Liedern ist es kaum verwunderlich, dass Bardot für heutige Schauspielerinnen nicht viel übrig hat. (dpa)