50 Tote in Schwulenclub - Schütze möglicherweise vom IS inspiriert

FBI Agent Ron Hopper. | dpa



Nach Angaben der Bundespolizei FBI bekannte sich der von den Ermittlern als Omar Mateen identifizierte Mann in einem Anruf bei der Polizei kurz vor der Bluttat zum IS. Die Ermittlungsbehörden legten sich aber zunächst nicht auf ein Motiv fest. Es wurde weiter auch in Richtung eines sogenannten Hassverbrechens ermittelt.

Präsident Barack Obama sprach von einem „Akt des Terrorismus und Akt des Hasses“. Er ließ alle Fahnen an US-Bundesgebäuden auf Halbmast setzen.

Die Bluttat löste in vielen Ländern der Welt Abscheu und Trauer aus.

Die größte Muslimorganisation der USA verurteilte das Massaker aufs Schärfste. Nihad Awad vom CAIR (Council On American-Islamic Relations) sagte in Washington: „Wie kann so jemand glauben, für uns zu sprechen? Er ist das Gegenteil von allem, wofür wir stehen, als Muslime und als Amerikaner.“

Der mutmaßliche Täter Mateen ist ein 29-jähriger US-Bürger mit afghanischen Eltern. Er hatte gegen 2.00 Uhr das Feuer auf Besucher des Nachtclubs „Pulse“ eröffnet. Etwa drei Stunden später wurde der mit einem Sturmgewehr vom Typ AR-15 und einer Handfeuerwaffe ausgerüstete Mann in einem Feuergefecht mit elf Polizisten getötet.

Wie bekannt wurde, arbeitete Mateen für eine Sicherheitsfirma in Florida und erwarb seine Waffen kurz vor der Tat legal. Das konnte er, obwohl das FBI 2013 und 2014 gegen ihn ermittelte. Dabei sei es auch um mögliche Verbindungen zum IS gegangen, sagte ein Vertreter der US-Bundesbehörde vor Journalisten.

Mateen habe aber aktuell nicht unter Beobachtung gestanden.

Nach Medienberichten wurde Mateen in New York geboren und lebte in Port St. Lucie in Florida. Er fuhr mit einem Mietauto ins rund 170 Kilometer entfernte Orlando.

Obama sprach mit Blick auf die Wahl des Mordziels sichtlich erschüttert von einem „Anschlag auf uns alle und auf die fundamentalen Werte der Gleichheit und Würde, die unser Land definieren»“

Der Vater des mutmaßlichen Täters sagte dem Sender MSNBC, er glaube nicht an ein religiöses Motiv. Stattdessen deutete er an, dass sein Sohn starke Antipathien gegen Schwule gehegt habe. Omar sei einmal extrem ärgerlich geworden, als sich zwei Männer in der Öffentlichkeit geküsst hätten. „Sie tun das, und mein Sohn sieht zu“, habe er gesagt.

Mateens 2011 von ihm geschiedene Ex-Frau sagte, ihr Mann sei gewalttätig und unberechenbar gewesen. Sie bezeichnete ihn als nicht sehr religiös.

In Orlando und dem Bezirk Orange wurde der Ausnahmezustand erklärt. Damit können schneller Bundesmittel für die Ermittlungen in die Stadt gelangen. Floridas Senator Marco Rubio und Behördenvertreter riefen zu Blutspenden auf. Schon kurz darauf bildeten sich an mehreren Orten der Stadt lange Schlangen Tausender spendenbereiter Bürger.

Der Polizei zufolge hatte der Mann im Club „Pulse“ im Herzen Orlandos kurz vor Schließung zu schießen begonnen. Zunächst habe sich ein einzelner Polizist mit ihm ein Feuergefecht geliefert, dann seien zwei weitere Beamte hinzugekommen. Einer von ihnen sei verletzt worden. Der Schütze habe dann Geiseln genommen.

Die Polizei habe sich nach ungefähr drei Stunden zu einer gewaltsamen Befreiung entschieden. Die Beamten verschafften sich eigenen Angaben zufolge unter anderem mit Hilfe eines Sprengsatzes Zugang zum Club. Dieser ist laut Medienberichten keine große Halle, sondern ein verzweigtes Gebäude mit vielen Räumen.

Der Täter sei in der Nähe einer Eingangstür gewesen und in einem Feuergefecht getötet worden. „Mindestens 30 Geiseln konnten durch die Aktion gerettet werden“, sagte der örtliche Polizeichef John Mina. Der Täter sei „sehr gut organisiert und vorbereitet gewesen“.

Der Club war Mina zufolge mit mehr als 300 Menschen gut besucht. Laut Medienberichten stand eine „Latin Night“ auf dem Programm, eine Nacht mit lateinamerikanischer Musik. Nach Augenzeugenberichten fielen die Schüsse, als viele Menschen tanzten.

Augenzeugen berichteten von Dutzenden Schüssen in schneller Folge – mindestens 40 seien es gewesen, sagte Christopher Hansen dem Sender CNN. „Ich dachte zuerst, es war Musik. Dann warfen sich die Menschen auf den Boden, und ich auch.“

Viele flohen aus dem Gebäude. Das Fernsehen zeigte Opfer, die von Clubbesuchern aus dem Gebäude gebracht und auf die Ladeflächen von Kleinlastern gelegt wurden. Manche hatten Blut auf ihrer Kleidung.

In mehreren Städten, auch in Washington, wurden die Sicherheitsvorkehrungen für am Sonntag geplante Schwulen-Paraden im Zuge des „Gay Pride Month“ Juni verschärft. Im kalifornischen Santa Monica nahm die Polizei einen Mann mit Gewehren, Munition und verdächtigen Chemikalien in seinem Auto fest. Der Mann habe den Beamten gesagt, er habe bei einer großen Schwulen-Parade in Los Angeles „Schaden anrichten“ wollen, hieß es. Ein Zusammenhang mit dem verheerenden Anschlag in Orlando wurde den Ermittlern zufolge nicht festgestellt. (dpa)