Raketenbetreiber sieht EU-Staaten in der Pflicht

Das Bild zeigt die Baustelle für die Startanlage der neuen Trägerrakete Ariane 6 auf dem Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana. Die Ariane 6 soll am 16. Juli 2020 erstmals ins Weltall starten. | Janne Kieselbach/dpa

Angesichts wachsender Konkurrenz von privaten US-Unternehmen fordert der europäische Raketenbetreiber Arianespace mehr öffentliche Aufträge aus Europa. „Wir werden billiger werden, aber wir brauchen die Unterstützung unserer Regierungen“, sagte der Chef von Arianespace, Stéphane Israël, der Deutschen Presse-Agentur. Europa müsse sich ein klares Ziel setzen: Hundert Prozent der europäischen Aufträge sollten an europäische Raketen vergeben werden. „Der Markt hat eine dramatische Veränderung erfahren durch sehr kostengünstige Raketen“, sagte Johann-Dietrich Wörner, Chef der Europäischen Weltraumorganisation Esa, der dpa. Gleichzeitig sei festzustellen, dass der Satellitenmarkt gerade im Telekommunikationsbereich einen Einbruch erlebt habe. „Das alles führt zu einer schwierigen Wettbewerbssituation“, so Wörner vor einem Treffen der Esa-Mitgliedsstaaten an diesem Donnerstag in Madrid.

Hintergrund ist der rasante Aufstieg der US-amerikanischen Konkurrenzunternehmen SpaceX von Investor Elon Musk und Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Beide Raketenanbieter erhalten hochdotierte Aufträge von der US-Regierung und können so die Preise auf dem kommerziellen Markt drücken. Als Antwort lässt die Esa die neuen Trägerraketen Ariane 6 und Vega C entwickeln, die Fracht günstiger ins Weltall bringen können. Die Ariane 6, deren Oberstufe in Bremen montiert wird, soll im Juli 2020 erstmals vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana abheben.

Die ebenfalls neue und deutlich kleinere Vega-C-Rakete wird bereits Ende 2019 ins Weltall aufbrechen.

Bislang liegen Arianespace sechs Startaufträge für dieses Modell vor. „Um ehrlich zu sein, erhoffen wir uns auch einen Auftrag aus Deutschland. Aber natürlich ist das eine souveräne Entscheidung der deutschen Regierung“, sagte Israël. Zuletzt hatte eine Entscheidung der Bundeswehr für Unmut gesorgt, in diesem und dem kommenden Jahr mehrere Spionagesatelliten von SpaceX ins All befördern zu lassen. Die ebenfalls neue und deutlich kleinere Vega-C-Rakete wird bereits Ende 2019 ins Weltall aufbrechen. Drei Starts aus Kourou sind bislang vertraglich vereinbart. Insgesamt hat Arianespace 62 Raketeneinsätze in den Auftragsbüchern mit einem Gesamtvolumen von rund fünf Milliarden Euro.

Arianespace ist ein Tochterunternehmen der ArianeGroup, einem Gemeinschaftsunternehmen des Luft- und Raumfahrtkonzerns Airbus und des französischen Triebwerkherstellers Safran. Die ArianeGroup hat die Entwicklung der Ariane 6 im Auftrag der Esa übernommen. (dpa)