Panik auf Sumatra

Die Opfer mussten teils unter meterhohen Trümmern geborgen werden. | afp

-Die Panik ist sofort wieder da. Als am frühen Mittwochmorgen im Norden der indonesischen Insel Sumatra die Erde bebt, gibt es für die Küstenbewohner nur eines: raus aus den Häusern und weg vom Meer. Die Erinnerungen an die verheerenden Erdstöße mit Tsunami am zweiten Weihnachtstag 2004 sind allzu präsent. Bei der Katastrophe starben damals 180 000 Einwohner der leidgeprüften Provinz Aceh.

Zwölf Jahre später sterben nun bei dem Beben der Stärke 6,4 nach Angaben der Behörden fast 100 Menschen. Hunderte weitere werden verletzt. Stundenlang suchen Rettungskräfte nach der Erschütterung nach Überlebenden unter den meterhohen Trümmern. Die Katastrophenschutzbehörde geht von weiteren Todesopfern aus.

Anders als 2004 lag das Epizentrum des Bebens am Mittwoch nicht vor der Westküste Sumatras, sondern in einer Bucht an der Nordküste. Tsunami-Gefahr bestand nicht. Im betroffenen Distrikt Pidie Jaya rund 100 Kilometer südöstlich der Provinzhauptstadt Banda Aceh leben mehr als 130.000 Menschen.

Aus Angst vor Nachbeben trauen sich viele Menschen nicht in Gebäude.

Zahlreiche von ihnen bereiten sich auf das Morgengebet vor, als die Erde um kurz nach 5 Uhr zu beben beginnt. „Wir sind so schnell, wie wir konnten, von der Küste weggerannt“, erzählt ein Einwohner. Die Erinnerung an 2004 sei noch immer sehr präsent. Eine Ärztin sagt: „Ich zittere immer noch vor Panik.“

Gemessen an früheren Katastrophen in der Region war der Erdstoß diesmal recht leicht. Weil der Bebenherd nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS aber nur acht Kilometer unter der Erdoberfläche lag, sind die Folgen fatal.

Nach einer ersten Bilanz der nationalen Katastrophenschutzbehörde sind mindestens 125 Wohnungen, 105 Geschäfte und 14 Moscheen zerstört worden. Bilder aus Pidie Jaya zeigen zahlreiche eingestürzte Häuser und meterhohe Trümmerberge. „Wir haben drei Bagger in die zerstörten Bezirke geschickt, die Betonwände heben können“, sagt Katastrophenschutz-Chef Suyitno, der wie viele Indonesier nur einen Namen trägt.

Weil die Krankenhäuser völlig überfüllt sind, werden Überlebende in Kliniken umliegender Bezirke gebracht. Ärzte müssen auch auf der Straße Erste Hilfe leisten. Aus Angst vor Nachbeben trauen sich viele Menschen nicht in Gebäude.

Indonesien wird immer wieder von Erdbeben erschüttert. Die verheerende Katastrophe von 2004 hatte eine Stärke von 9,1. Die größte Zerstörung verursachten damals die meterhohen Tsunamiwellen. Rund um den Indischen Ozean kamen mehr als 230.000 Menschen um. (dpa)