Münchner "Tatort" nur halb gelöst - 2017 geht es weiter

Die Schauspieler Udo Wachtveitl (l) und Miroslav Nemec posieren am Rande der Dreharbeiten für den "Tatort" in München. | dpa

In dem Film mussten die Ermittler zwei Morde aufklären – das gelang aber nur in einem Fall. Der Mörder eines arglosen Vaters blieb unerkannt. Alle seien sich einig gewesen, dass der Täter nicht gefasst wird, sagte BR-„Tatort“-Redakteurin Stephanie Heckner. „‚Die Wahrheit‘ sollte ein ‚Tatort‘ werden, der die Schmerzhaftigkeit polizeilicher Ermittlungsarbeit auf die Spitze treibt.“

9,52 Millionen Zuschauer interessierten sich im Ersten für die Story mit Cliffhanger. Ein starker Wert, aber die Zehn-Millionen-Marke blieb unberührt. Denn auch die Konkurrenz wie die erstmals gegen den „Tatort“ ausgestrahlte Musik-Castingshow „The Voice of Germany“ auf Sat.1 wurde mit etwas mehr als vier Millionen Zuschauern gut angenommen. Unter den Zuschauern war auch Schauspieler Elyas M’Barek, der twitterte: „Gerade zum ersten Mal einen ganzen Tatort gesehen. Von Anfang bis Ende.“

Online reagierten die Nutzer weitgehend positiv auf den „Tatort“. Eine Nutzerin schrieb überrascht: „Waaaaas? Ende?“ Ein anderer schrieb bei Facebook: „ich find’s schei…, dass jetzt auch schon bei Tatort auf Serie gesetzt wird. Der Sonntag Abend ist nicht mehr so, wie er eigentlich sein sollte!“ Der BR betonte, dass der neue Film dramaturgisch unabhängig von „Die Wahrheit“ verstanden werden könne.

François Werner, der die Fan-Homepage „tatort-fundus“ betreut, sagt, Zuschauer hätten das Bedürfnis nach einem festgenommenen Täter. Auf seiner Seite listet er aber auch einige Fälle auf, in denen „Tatorte“ nicht so ausgehen und kommt zu dem Fazit: „Das Bedürfnis vieler Zuschauer, am Sonntagabend durch die ‚Tatort‘-Ermittlungen einen Täter dingfest zu machen und so Recht und Ordnung wieder herzustellen, um dann beruhigt aus dem Wochenende der neuen Arbeitswoche entgegen zu schlummern, wird nicht immer befriedigt.“ Insgesamt setzten die Macher das Mittel selten und behutsam ein. Die Zuschauer sollten wohl nicht langfristig vergrault werden.

Sehr aktiv beteiligte sich auch die social-media-umtriebige Münchner Polizei auf Twitter und unterzog den „Tatort“ zum ersten Mal einem Faktencheck. Beispiel: „Akteneinsicht gibt es nur für den Rechtsanwalt. Muss bei der Staatsanwaltschaft beantragt werden.“ Und: „Persönliches Abendessen bei einer Zeugin? Keine Gute Idee! #Tatort“. Doch das Fazit der echten Polizei lautete: „Der Tatort war tatsächlich gut recherchiert“, sagte Sprecher Markus Ellmeier am Montag. Als „Krimi“ zur Unterhaltung sei dennoch ein – sicherlich auch gewollter – Unterschied zur Realität feststellbar.

Bis in die Nacht habe die Polizei rund 600 Tweets veröffentlicht, etwa 530 davon als Antwort auf Fragen anderer User. „Wir waren positiv von dem großen Interesse der Twitter-Community überrascht“, so Ellmeier. Die Fragen seien überwiegend sachlich zur Arbeit der Münchner Polizei und im speziellen zur Arbeit der Mordkommission und der Fallanalyse gewesen. A propos Wahrheitsgehalt: Bei Tötungsdelikten hat das Polizeipräsidium München eine sehr hohe Aufklärungsquote. 2015 wurden von 34 Taten 32 aufgeklärt.

In der nächsten Folge „Der Tod ist unser ganzes Leben“ soll sich dem BR zufolge dann ein ähnliches Verbrechen ohne erkennbares Motiv ereignen. Die Tat trägt dieselbe grausame Handschrift, der Alptraum für die Ermittler setzt sich fort. In einem „Schreckensszenario“ am Ende geht es für sie „um ihre berufliche Existenz, ihre Freundschaft und ihr Leben“. Der Sender veröffentlichte online einen Teaser. Darin ist ein Mann von hinten zu sehen, der offensichtlich Passanten abzählt. Dem achten sticht er in den Bauch. (dpa)