Mordprozess von Höxter: Erstmals sagt Wilfried W. aus

Die Aussage des Angeklagten Wilfried Max W. soll neue Erkentnisse bringen. | dpa



Bislang hatte er an den ersten zwölf Verhandlungstagen nur den Ausführungen seiner Mitangeklagten Angelika W. zugehört, sich Notizen gemacht und mit dem Kopf geschüttelt. Nur einen Vorwurf, dass er bei einer Misshandlung Zeuge gewesen sei, hatte er per lautem Zwischenruf als Lüge bezeichnet. Sein Anwalt Detlev Binder wollte dies aber nicht als Aussage verstanden wissen.

„Mein Mandant wird sich zuerst zu seinem Lebenslauf äußern, dann selbst eine Erklärung vorlesen und sich dann den Fragen stellen“, sagte Binder. Wie weit man am Dienstag bei diesen drei Punkten komme, sei aber offen, sagte Binder.

Das Puzzle um die juristische Aufarbeitung der tödlichen Misshandlungen von Höxter ist noch lange nicht zusammengesetzt. Bislang hat das Gericht neben der Angeklagten Zeugen aus dem Umfeld der Opfer und Nachbarn aus Höxter-Bosseborn gehört.

Angelika W. hat umfassend ausgesagt und sich sowie ihrem Ex-Mann Wilfried W. Taten zugeschrieben. Dabei schilderte sie brutale Details zu den Misshandlungen und Quälereien der Frauen und auch ihre eigenen leidvollen Erfahrungen mit dem Mitangeklagten. Die treibende Kraft ist nach ihrer Schilderung ihr Ex-Mann gewesen.

Nach Ansicht des Gerichts aber ist seit dem Prozessauftakt im Oktober mit Blick auf ihre Aussage eine Frage noch offen geblieben: Warum ist die Angeklagte in dem Haus geblieben? Warum hat sie Wilfried W. trotz des eigenen Leids nicht verlassen? Der Vorsitzende Richter Bernd Emminghaus hat darauf bislang keine Antwort erhalten.

Deshalb wird die Aussage des Angeklagten mit Spannung erwartet. Bei Vernehmungen durch die Kripo hat er sich stets als unschuldig dargestellt.

Wilfried W. und Angelika W. sollen über Jahre hinweg gemeinsam mehrere Frauen in ein Haus in Ostwestfalen gelockt und dort schwer misshandelt haben. Zwei Frauen starben infolge der Quälereien. Die Anklage lautet auf Mord durch Unterlassen und mehrfache Körperverletzung. Insgesamt hat das Gericht rund 50 Zeugen geladen. Mit einem Urteil rechnen Prozessbeobachter erst in der zweiten Jahreshälfte. (dpa)