Der Patriarch des Pop: Michael Jacksons Vater Joe ist tot

Joe Jackson, Vater des 2009 gestorbenen Popstars Michael Jackson und Manager von dessen erster Band Jackson 5. | dpa

Wenn man so will, war Joe Jackson der Papa des modernen Pop. Unter seiner harten Führung sangen Galionsfigur Michael Jackson und dessen Brüder ihre ersten Hits ein. Dass Joe Jackson seine Kinder schlug, überschattete sein Verhältnis zum weltberühmten Sohn bis zum Schluss.

Wer Michael Jackson tanzen sah, konnte meinen, der „King of Pop“ sei der Ursuppe irgendeines fernen Planeten entstiegen, um die Erdbewohner den „Moonwalk“ zu lehren. Aber auch Könige haben Eltern auf Erden, und ohne seinen Vater Joe wäre Michael vermutlich nie der Superstar der 1980er und 90er Jahre geworden, als der er bis heute in Erinnerung bleibt. Joe Jackson war Mentor und unerbittlicher Manager einer musikalisch begabten Familie, der den Erfolg seiner Kinder mit Weitsicht und großer Härte heraufbeschwor. Nun ist der Jackson-Patriarch im Alter von 89 Jahren gestorben, wie seine Nachlassverwalter bestätigten.

Ein bisschen furchteinflößend konnte er wirken, wenn Joe Jackson mit blitzenden Augen und breitem Lächeln vor die Kameras trat. In der Öffentlichkeit gab er den verdienten Musikunternehmer, Talentmanager und natürlich Vater des 2009 gestorbenen Michael und dessen ebenfalls erfolgreichen Schwester Janet. Mit Fedora-Hüten, glänzenden Anzügen und mittelschweren Halsketten ließ er auch hin und wieder den Gangster aufblitzen. Dabei hatte sich Joseph Walter Jackson das eigene Auskommen hart verdient und auch seine Kinder gelehrt, dass man für Ruhm und Geld im Showbusiness schwitzen muss.

Einen leichten Start hatte Joe Jackson nicht, als er als ältester von fünf Geschwistern im Südstaat Arkansas geboren wurde. Die Eltern gingen getrennter Wege in Richtung Kalifornien und Chicago, als er zwölf Jahre alt war. Vielleicht war es die Suche nach verpasster Zuneigung, die ihn früh heiraten ließ: Vor seiner Hochzeit mit seiner später langjährigen Frau Katherine im Alter von 21 Jahren hatte Jackson schon einmal geheiratet, ließ diese Ehe aber rasch wieder annullieren.

So recht gelingen wollte ihm der Start im Musikgeschäft erst nicht: Seine Band The Ford Falcons mit Bruder Luther löste sich bald wieder auf, Jackson kehrte zurück zu seinem Job als Kranführer bei einem Stahlhersteller im Staat Indiana. Doch dann erkannte er das Talent seiner Söhne Jackie, Tito und Jermaine und verwandelte die erst als Jackson Brothers und Jackson Family bekannte Gruppe mit den jüngeren Brüdern Marlon und Michael in die Jackson 5. Der Rest, will man fast sagen, ist (Musik-)Geschichte.

Mit „strikter Führung“ brachte der Vater die Söhne dazu, ihre „Talente aufzupolieren“, wie es auf seiner Website heißt. Zu seinem harten Drill gehörten lange und anstrengende Proben. Auf Auftritte bei Talentshows im Ort Gary folgten Shows im Klub Mr. Lucky’s, sechs- oder siebenmal die Woche. Ihr Gewinn der Talentshow im Apollo Theater in New York markierte den Karrierebeginn: Das Motown-Label, das Joe Jacksons Demo-Kassette 1965 noch ohne Angebot zurückgeschickt hatte, nahm die Jungs 1968 unter Vertrag. Gleich ihre ersten vier Singles „I Want You Back“, „ABC“, „The Love You Save“ und „I’ll Be There“ belegten den ersten Platz der US-Charts.

Doch je älter die Brüder würden, desto mehr kamen Details über Jacksons harten Umgang mit seinen Kindern ans Licht. Michael trennte sich 1979 von seinem Vater als Manager, die anderen Brüder zogen vier Jahre später nach. 1993 packte Michael Jackson im Interview mit Oprah Winfrey schließlich über den Missbrauch in der Familie aus: „Es gab Zeiten, als er zu mir kam, und ich krank wurde“, sagte der Sänger. Er habe sich erbrechen müssen. Konkreter wurde er nicht.

Öffentlich gestand Joe Jackson dieses Verhalten erst gut ein Jahr nach dem überraschenden Tod seines weltberühmten Sohnes im Juni 2009 ein. „Du kannst es auch einfach zugeben“, sagte Katherine Jackson neben ihrem Mann sitzend im Interview mit Talkmasterin Winfrey. „Das war die Art, auf die schwarze Menschen ihre Kinder erzogen.“ Schläge mit dem Riemen habe es gegeben, gestand Vater Jackson schließlich ein, Reue zeigte er dabei nicht. Denn seine Kinder haben sich stets gut benommen und seien „nie im Gefängnis“ gewesen, sagte er Winfrey mit verschränkten Armen.

Popstar Michael Jackson, der den Anfang seiner vier Jahrzehnte langen Karriere auch seinem Vater verdankte, wirkte demütig, als er den Missbrauch öffentlich machte. „Es tut mir leid, bitte sei nicht böse“, sagte er 1993 mit Blick in die Kamera. „Ich liebe ihn und ich vergebe.“ In Michael Jacksons letzter Verfügung, die die Obhut seiner drei Kinder in die Hände von Mutter Katherine legte, wurde Vater Joe allerdings mit keinem Wort erwähnt.(dpa)