Mehr Rock, mehr Haltung: Joris meldet sich zurück

Popmusiker Joris (Joris Ramon Buchholz) beim Festival „Fritz DeutschPoeten“ auf der Bühne. Am Freitag erscheint sein neues Album. | Britta Pedersen/dpa

„Diese Dualität meine ich. Freude und Trauer – krass“, sagt der Musiker, der 2015 mit „Herz über Kopf“ über Nacht zum Popstar wurde. An diesem Freitag bringt der 28-Jährige nach kleinerer Auszeit sein zweites Album „Schrei es raus“ auf den Markt.

Die Platte ist rockiger, progressiver, lauter, als ihr Vorgänger. Der Songwriter aus dem ostwestfälischen Vlotho will mehr Haltung zeigen. Mehr von sich erzählen. Seinen Sorgen. Seinen Unsicherheiten. „Für mich ist es manchmal schwer, diese Gleichzeitigkeit der Dinge auszuhalten.“ In der gefühlvollen Abschluss-Ballade „In all den Augen“ singt Joris darüber, aus der U-Bahn zu steigen, auf den Bildschirmen in der Station von hunderten Terror-Toten zu lesen und gleichzeitig lachend die beste Freundin zu begrüßen. „Das ist manchmal schwer für mich in Worte zu fassen, denn diese Situationen sind für mich nur sehr schwer aushaltbar.“

Schon der Titel des Albums gibt die Richtung vor, die der Musiker mit seiner neuen Musik anschlagen will – mehr Haltung zu zeigen. „Es ist wichtig rauszuschreien, dass wir alle zusammengehören. Egal, wie verschieden wir sind. Egal, wie bunt wir sind. Wir gehören zusammen. Es ist auch wichtig, vor Problemen nicht die Augen zu verschließen, sondern sie beim Namen zu nennen und versuchen, sie gemeinsam in den Griff zu bekommen.“

Joris ruft dazu in seinen Konzerten auf, war privat beim Chemnitzer Konzert gegen Rechts und diskutiert in seinem Umfeld viel über Politik. Jeder müsse seinen Beitrag für eine offene Gesellschaft leisten – eben auch Künstler. „Ich will niemanden dazu bringen, etwas Bestimmtes zu wählen. Wir Künstler haben aber die Möglichkeit, auf der Bühne für Weltoffenheit und Toleranz einzustehen.“ Der bei Bremen geborene Songwriter macht schon lange Musik, als er 2015 seinen ersten großen Hit landet. Der eingängige Popsong „Herz über Kopf“ und sein Debütalbum „Hoffnungslos hoffnungsvoll“ bringen ihm drei Echos und Gold-Status. Auf dem Höhepunkt schaltet Joris dann einen Gang zurück. „So richtig proaktiv habe ich mich dazu nicht entschlossen. Es kam irgendwann der Rat aus meinem Umfeld, nach zweieinhalb Jahren unterwegs sein einen kurzen Schnitt zu machen.“

Der Musiker fährt alleine nach Italien und mietet danach mit Freunden ein Landhaus in Spanien. Er feiert viel und setzt diese Energie auch in Songs um. „Das neue Album ist allgemein sehr viel progressiver mit viel mehr energetischen Momenten. Aber trotzdem gibt’s weiter die etwas introvertierteren Songwriter-Momente.“ Neben „In all den Augen“ sind das vor allem die Ballade „Unerreichbar weit“ und die Single „Glück auf“.

Nach der Promo-Reise für „Schrei es raus“ geht es für Joris auf Hallen-Tour. Eine längere Pause will er danach nicht mehr einlegen. „Es ist jetzt erstmal genug Pausetaste gewesen. Ich war damals drei Jahre lang nur unterwegs und hatte nur Weihnachten eine kleine Pause. Insofern war die Auszeit eine wichtige Sache. Aber ich bin ehrlich gesagt viel zu verrückt darauf, diese Sachen als Musiker zu machen, als danach wieder eine Pause einzulegen.“ (dpa)