Kern, Kurz, Strache: Drei Männer kämpfen um die Spitze

Kanzler Christian Kern | R. Schlager/APA/dpa

CHRISTIAN KERN (SPÖ) – Vom Bahn-Chef zum Kanzler:

Seine ersten politischen Auftritte im Mai 2016 versprachen Aufbruch und Bewegung. Nach dem Reform-Stillstand der Kanzlerschaft von Werner Faymann wurde Christian Kern, der smarte Quereinsteiger aus der Wirtschaft, von vielen Österreichern als Hoffnungsträger begrüßt. Kern kritisierte die eigene Partei, die Politikerkaste und warnte vor dem Untergang der inzwischen volksfernen Volksparteien.

Der vierfache Vater, nach seinem Studium Wirtschaftsredakteur, ist bekennender „Kopf-Mensch“. Er lässt sich auch privat eher vom Verstand als von Emotionen leiten. Anfangs galt er als umsetzungsstark und visionär.

Kern ist im Wiener Arbeiterbezirk Simmering aufgewachsen.

Rund 15 Jahre lang hatte der heute 51-Jährige in staatsnahen Betrieben wie dem Energiekonzern Verbund und den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) gearbeitet. Von 2010 bis 2016 war er als ÖBB-Chef Vorgesetzter von 40.000 Mitarbeitern.

Der passionierte Läufer und Mountainbiker identifizierte sich nicht völlig mit der neuen Rolle. „Für mich ist die Aufgabe hier ein Projekt für zehn Jahre“, sagte er.

Seine Markenzeichen: geschliffene Rhetorik und eng sitzende Anzüge. Als „Slim-Fit-Kanzler“ machte er international eine gute Figur. 2017 litt sein Image als Macher unter den Querelen in der Koalition. Im Wahlkampf stolperten die Sozialdemokraten von Panne zu Panne.

SEBASTIAN KURZ (ÖVP) –

Gipfelstürmer und Wächter der Balkanroute:

In einem seiner Wahlkampfvideos klettert der 31-jährige ÖVP-Chef auf den knapp 3.000 Meter hohen Dachstein. Die Botschaft: Einer, der den Weg findet, die richtigen Entscheidungen trifft und das Land wieder an die Spitze führt. Und eine vielsagende Frage: „Glaubst du, du weißt selber alles besser? Oder vertraust du auch auf die Erfahrung anderer?“ Kurz, der in seiner Freizeit tatsächlich auf Berge klettert und wandert, umgibt sich jedenfalls gern mit kundigen Beratern. Kontrolliert und konzentriert geht Kurz ans Werk. Seinen Kritikern wirkt er dabei oft zu glatt, seine Sprüche seien zu schablonenhaft, seine Reaktionen zu erwartbar.

Politische Erfahrung in hohen Ämtern hat Kurz schon mit 24 Jahren als Integrations-Staatssekretär gesammelt. Derdamalige Spott wegen seines Alters hat ihn geprägt. „Durchhalten auch bei Gegenwind“ – ist seine Devise. Mit 27 Jahren wurde er Außenminister.

National und international hat er sich seinen Ruf vor allem durch seine strikte Anti-Migrationspolitik erarbeitet. Er sonnt sich darin, dass andere Länder seine Ansichten mittlerweile teilen. Seine politische Sternstunde war die von ihm mitinitiierte Schließung der Balkanroute zur Eindämmung der illegalen Zuwanderung.

Kurz ist im Wiener Arbeiterbezirk Meidling aufgewachsen. Seine Mutter ist Lehrerin, sein Vater Techniker. Sein Privatleben schirmt Kurz weitgehend von der Öffentlichkeit ab.

HEINZ-CHRISTIAN STRACHE (FPÖ) – Der Retter der FPÖ will endlich in die Regierung:

Sein ganzer Stolz gilt dem Wiederaufstieg der FPÖ. Als Heinz-Christian Strache die Partei 2005 übernahm, lag sie bei wenigen Prozent, inzwischen sind die Rechtspopulisten als dritte Kraft in Österreich fester denn je etabliert. Bei den Wahlen 2013 erreichten sie 20,5 Prozent. Der 48-Jährige selbst hat im Ringen um die Wähler der Mitte seinen polternden Ton weitgehend abgelegt und gibt sich staatstragend. Antisemitische Töne sind inzwischen offiziell verpönt. Strache selbst war mehrfach auf Polit-Reisen in Israel. Die Migration und die angebliche Bedrohung durch den politischen Islam sind Hauptthemen der FPÖ. Im Wahlkampf warnt die FPÖ vor allem vor einer möglichen Fortsetzung der Koalition der Volksparteien SPÖ und ÖVP.

Straches Lieblingsgestalt in der Geschichte ist der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck; sein liebster Romanheld der sagenhafte Robin Hood. Der Wiener hat Erfahrung in der Auseinandersetzung von Mann zu Mann. Als er sich einst von einem Salzburger Arzt beleidigt fühlte, focht der FPÖ-Politiker ein Duell mit stumpfen Waffen gegen den Mediziner aus. Zu seinem Kreis gehören bis jetzt Mitglieder national-konservativer schlagender Burschenschaften.

Straches politischer Ziehvater war der Rechtspopulist Jörg Haider (1950-2008), mit dem er sich bei Weitem nicht immer einig war. Als Haider 2005 die FPÖ verließ und das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) gründete, war der Weg für Strache frei. Seit Längerem ist der in zweiter Ehe verheiratete zweifache Vater dabei, die FPÖ zumindest dem Anschein nach mehr in die Mitte zu rücken. (dpa)