Gin, Seife und Brot locken Besucher ins Kloster

Pater Justinus Pech zeigt vor der Kirche des Zisterzienser-Klosters im Stadtteil Stipel eine Flasche des nach seinem Rezept hergestellten „Monastic Dry Gin“. Die Sprirituose wird u.a. über den Klosterladen und das Internet vertrieben. | Bernd Thissen/dpa

Die Idee ist frech und lag trotzdem irgendwie nah. Mit seinem „Monastic Dry Gin“ ist Pater Justinus Pech aus dem Kloster Bochum-Stiepel zum Geheimtipp geworden. Rund um Bochum und bis Österreich verkauft der Mönch des Zisterzienserordens seit November 2017 Gin. „Liköre gibt es in den Klosterläden wie Sand am Meer, ich wollte etwas Neues machen“, erzählt der Theologe und promovierte Wirtschaftswissenschaftler. Whiskey hätte zu lange lagern müssen, also habe er sich an die Gin-Produktion herangewagt.

Mit selbstgezüchtetem Basilikum aus Bochum, Zitronen und Wacholder als Zutaten seien in diesem Jahr bereits drei Chargen hergestellt worden. Pro Produktion werden 600 Halb-Liter-Flaschen, also 300 Liter, abgefüllt. Das Getreide, aus dem der Alkohol gewonnen wird, kommt ab nächstem Jahr aus Stiepels Mutter-Abtei Heiligenkreuz bei Wien. Jede Flasche bekommt eine Nummer. Jeweils nach einem Papst wird eine Abfüllung genannt. Nach „Linus“ und „Cletus“ ist Pater Justinus bei „Clemens“ angekommen. „Made in Silence“ lautet der Werbe-Slogan.

Bislang wird der Gewinn direkt reinvestiert. Sollte der Gin aber mehr als nur ein Geheimtipp werden, will der Pater mit dem Erlös Menschen helfen, die es nicht immer leicht im Leben hatten. Die Mönche verfolgen mit dem neuen Angebot außerdem ein weiteres Ziel: Der Gin soll als ein hochprozentiger „Köder“ dem Klosterladen neue Kunden bringen. Bei Instagram ist der Gin mit schicken Bildern genauso zu finden wie im Bochumer Feinkostladen oder eben im Kloster selbst.

Pater Alban spürt in seinem Alltag als Verkäufer im Bochumer Klosterladen die Auswirkungen: „Ich verkaufe hier etwa drei Flaschen am Tag. Es kommen viele Leute extra wegen des Gins hierher.“ Und sie entdeckten mehr: „Sie lernen den Ort kennen, viele sind überrascht, wie schön es hier ist“, freut er sich. Gespräche kämen in Gang, Ängste und Hemmungen würden abgebaut. „Und natürlich nimmt der eine oder andere aus dem Klosterladen noch mehr mit als die Flasche Gin.“

Ähnliche Erfahrungen gibt es in anderen Klöstern in NRW. Die Benediktinerinnen-Abtei vom Heiligen Kreuz in Beverungen-Herstelle an der Weser etwa bietet Naturseife aus eigener Herstellung an – ein Nischenprodukt, das Kunden in den Klosterladen lockt. Viele Besucher empfänden die Seifenmanufaktur als einen Ort, an dem die klösterliche Tradition auch heute noch lebendig sei, heißt es aus dem Kloster.

Im Abteiladen Königsmünster im sauerländischen Meschede ist Brot der Verkaufsschlager. „Brot braucht Zeit und natürliche Zutaten. Brot braucht nur Mehl, Wasser und eine bestimmte Temperatur“, erläutert Pater Werner den Herstellungsprozess. „So stellen wir unser Sauerteigbrot auch her.“ Schon im Alten Testament in der Bibel werde Sauerteigbrot erwähnt. Zusatzstoffe gebe es nicht. „Viele Menschen sind durch die oft unverständlichen Zutatenlisten verunsichert.“ Ursprüngliche Lebensmittel seien deswegen im Kommen, meint er.

Die Nachfrage nach dem Sauerteigbrot der klösterlichen Bäckerei steigt. „Allerdings steigt sie verhalten an, nicht sprunghaft.“ Festgestellt hat der 61-Jährige vor allem: „Wenn es denn schmeckt, spielt der Preis eine nachgeordnete Rolle.“ Bei klösterlicher Ernährung glaubten viele Menschen, dass sie Geheimnisse berge.

Darüber kann Pater Werner jedoch nur lachen. „Wir haben keine Geheimnisse. Hier wird mit Wasser gekocht.“ Mit Wasser und Zeit. „Nur eins gibt es nicht. Effekte aus der Lebensmitteltechnik.“ (dpa)