Freimaurer-Jubiläum: Der lange Weg zur Öffnung

In dem Tempel der Freimaurer Loge „Zu den ehernen Säulen“ in Dresden (Sachsen) liegt das Patent der Freimaurer Loge aus. | Arno Burgi/dpa

Die Bewegung ist weltumspannend und hat Menschen wie Wolfgang Amadeus Mozart, Friedrich den Großen und Theodor Roosevelt gleichermaßen fasziniert und bewegt. „To make a good man better“ – ist ein zentraler Kern des Freimaurerei. Der 24.Juni ist aber nicht nur wegen des legendären Treffens im „Goose and Gridiron“ der Jubiläumstag. Der 24. Juni ist Johannistag und Geburtstag des Heiligen Johannes dem Täufer, der seit Urzeiten Schutzpatron der Steinmetzgilden ist, aus denen die Logen hervorgingen. Vieles bei den Freimaurern erinnert an religiöse Begriffe und Riten. Das Versammlungshaus heißt Tempel, die Brüder sind zur Tempelarbeit angehalten. Es gibt Rituale, den „Allmächtigen Baumeister aller Welten“ und den Glauben an ein übergeordnetes Wesen.

„Bei einem freimaurerischen Ritual muss immer ein Heiliges Buch aufgeschlagen sein. Ob das die Bibel, die Tora oder der Koran ist, das ist zweitrangig. Es gibt Logen, da sind alle drei aufgeschlagen“, erläutert Christoph Bosbach. Seit über einem Vierteljahrhundert ist er Freimaurer und inzwischen Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD). In den Ritualen in den Tempeln entstehen Dialoge zwischen dem Meister vom Stuhl und anderen Freimaurern. Es geht um philosophische und ethische Themen. „Eine Art schauspielerische Darstellung dessen, was wir als freimaurerische Lehre, als Königliche Kunst betrachten“, so Bosbach. Erörtert werden die Bedeutung der jahrhundertealten wiederkehrenden Symbole aus der Maurerei wie Winkel, Zirkel, Lot oder Wasserwaage. Die Dialogsituation inspirierte schon Mozart bei der „Zauberflöte“, die seit jeher als die „Freimaurer-Oper“ gilt. So wichtig den Freimaurern Verschwiegenheit und Geheimhaltung sind, sie müssen und wollen sich mit Bedacht öffnen, denn auch ihnen bereitet der Nachwuchs Kopfzerbrechen. Ein Blick weiter zurück in die Historie zeigt, dass die Freimaurer eine wichtige gesellschaftspolitische Rolle spielten. Im 18. Jahrhundert waren die Klüfte zwischen den einzelnen Ständen und Konfessionen groß. Als abgeschirmte und verschwiegene Sozietät waren und sind die Logen immer auch geheimnisumwittert. Ritualtexte, Kennwörter oder Erkennungsgriffe sollen nicht bekannt und Brüder dürfen nicht „geoutet“ werden. „Die Rituale sind auch ein Mittel, um das alles spannend und attraktiv zu machen“, erläutert Barbara Stollberg-Rilinger, Historikerin und Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Ob Schauspiel, Attraktion oder elegantes Spiel – für die Katholische Kirche ist die Freimaurerei unvereinbar mit ihrer Glaubenslehre. Ein zu undifferenziertes Gottesbild, sakramentsähnliche Handlungen und einige Rituale, die wie eine Persiflage auf die Heilige Messe wirken könnten – all das spricht aus Sicht Roms gegen die Freimaurerei.

Deswegen machte die Glaubenskongregation 1983 nochmals unmissverständlich klar: „Die Gläubigen, die freimaurerischen Vereinigungen angehören, befinden sich also im Stand schwerer Sünde und können nicht die Heilige Kommunion empfangen.“ Das gilt bis heute. (dpa)