Fidschis Nationalgetränk

Auf den Fidschi-Inseln kostet der Liter Wasser nur wenig. Im Ausland aber müssen für Fiji Water fünf Euro bezahlt werden - und deutlich mehr. | Christoph Sator/dpa

Bei „Max Valu“, einem der größten Supermärkte auf den Fidschi-Inseln, kostet die Halbliter-Flasche Fiji Water 1,95 Dollar, umgerechnet etwa 80 Cent. Das ist nicht wenig, zumal für die No-Name-Flasche daneben nicht einmal die Hälfte bezahlt werden muss. Andererseits verkauft sich das Fidschi-Wasser eben als „Earth’s Finest Water“ („Bestes Wasser der Welt“, so die Eigenwerbung) und ist in dem Pazifikstaat so etwas wie das Nationalgetränk.

Und überhaupt: Was sind schon 1,95 Fidschi-Dollar? Anderswo kostet Fiji Water erheblich mehr. In besseren europäischen und amerikanischen Hotels oder Restaurants kann es einem passieren, dass das Zwanzig- und Dreißigfache verlangt wird. Das stille Wasser aus einer Quelle im Yaqara-Tal, in den Bergen von Viti Levu, Fidschis größter Insel, hat sich in den vergangenen Jahren zum globalen In-Getränk entwickelt. Alle mögliche Prominenz hat sich damit schon fotografieren lassen, Lady Gaga genauso wie David Beckham oder Barack Obama. Auch in verschiedenen Hollywood-Filmen tauchte die blau schimmernde Flasche mit der Hibiskus-Blüte auf. Bei gesundheitsbewussten Teenagern ist sie besonders gefragt. Die Firmengeschichte reicht bis in die Mitte der 1990er Jahre zurück. Damals füllte ein Geschäftsmann namens David Gilmour das Wasser als erster unter dem Namen Fiji Water ab. Zu jener Zeit bekam man die Namensrechte noch ziemlich einfach. Heute wäre das ein Ding der Unmöglichkeit. 2004 kaufte das kalifornische Unternehmerpaar Linda und Stewart Resnick das Unternehmen – angeblich für 50 Millionen Dollar (nach heutigem Kurs etwa 43 Millionen Euro). Heute ist Fiji Water ein Vielfaches wert. In dem Inselstaat, der kaum Industrie hat, gehört das Unternehmen mit mehr als 500 Angestellten zu den größten Arbeitgebern. Weltweit wird es in mehr als 50 Ländern verkauft.

Über Abfüllmenge, Umsatz und Gewinn schweigen sich die Resnicks aus. Auch ein Besuch der Quelle ist angeblich nicht möglich – mehrfach gab es Kritik, weil die Zustände dort in Wahrheit nicht so idyllisch sind, wie in der Werbung geschildert. Verkauft wird Fiji Water als „artesisches Wasser“, das fern von jeder Industrie zwischen Gesteinsschichten eingeschlossen war, keinen Kontakt mit Luft hatte und schon gar nicht mit Schadstoffen. Manche Experten behaupten, dass es tatsächlich weicher und geschmeidiger schmeckt. Und der Preis?

„Der Preis“, sagt Firmensprecher Mark Carmel, „spiegelt die Transportkosten und die Premiumqualität wider.“ Angeblich – überprüfen kann man das nicht – wird das meiste Fiji Water mit dem Schiff ins Ausland gebracht und nicht mit dem Flugzeug. Umweltschützer bemängeln trotzdem immer wieder, wie unsinnig es sei, Wasser um den halben Globus zu transportieren. Auch wegen der ausschließlichen Verwendung von Plastikflaschen gibt es viel Kritik.

Für den Südsee-Staat ist das stille Wasser inzwischen jedoch eines der wichtigsten Exportgüter geworden. Vergangenes Jahr wurden hier insgesamt 293 Millionen Liter Wasser abgefüllt. 206 Millionen, mehr als 70 Prozent, gingen ins Ausland. Der Erfolg des Marktführers hat inzwischen auch andere auf den Plan gerufen. Weitere einheimische Abfüller wollen von dem Trend profitieren, mit neuen Premiummarken wie Aqua Pacific, 18 Degrees oder VaiWai. Hinter VaiWai steht ein australisches Paar, das schon seit vielen Jahren auf Fidschi lebt, Cate und Warwick Pleass. Bislang verdienten sie vor allem mit Wasserspendern ihr Geld, wie sie hier in vielen Privathaushalten stehen. Bei Vai Wai – Vai heißt Wasser auf Fidschianisch, Wai auf Polynesisch – ist die Gewinnspanne jedoch deutlich höher. Kürzlich ging in der Nähe der Hauptstadt Suva eine neue Abfüllanlage in Betrieb.

Einzelheiten will auch Cate Pleass nicht verraten. Aber auf Fidschi gibt es die edelgrünen Flaschen, die kompostierbar sind und ein Ökosiegel haben, bereits fast überall. Mittlerweile ist Vai Wai auch schon in den USA und China auf dem Markt. An Europa wird gearbeitet. Erst im Oktober war Pleass auf der weltweit wichtigsten Nahrungsmittelmesse Anuga in Köln. „Fiji Water hat uns den Weg geebnet“, sagt sie. „Den Rest müssen wir selber tun.“ Vom Trend zum teuren Wasser aus der Ferne sind Verbraucherschützer allerdings genauso genervt wie Umweltschützer. „Das ist reines Marketing und pure Geldmacherei“, sagt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW. „Man kann genauso gut Leitungswasser trinken.“ Wichtig sei nur, jeden Tag mindestens 1,5 Liter zu sich zu nehmen. (dpa)