Falco ist 20 Jahre nach dem Crash unvergessen

Der österreichische Popstar Falco bei seinem Auftritt im „WWF-Club in Köln“. Vor 20 Jahren, am 6. Februar 1998, starb er bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik. | Martin Athenstädt/dpa

Das süße Leben der Karibik lockte. Sonne, Strand, Sex und Drogen. Und Falco wollte nur noch weg. Weg aus der Millionenstadt Wien, in der er unter permanenter Beobachtung stand. Die Menschen und die Medien hörten nicht auf, sich für seine Exzesse zu interessieren. Doch das Dasein unter Palmen in der Dominikanischen Republik bekam Falco nicht allzu gut. „Er war alles andere als in Bestform. Es ging ihm nicht wirklich gut“, sagt sein Biograf Peter Lanz.

Am 6. Februar 1998 stieß der betrunkene und zugekokste Sänger am Steuer seines Geländewagens bei der Ausfahrt vom Parkplatz der „Turist Disco“ frontal mit einem Bus zusammen. „Vielleicht hat er in dem Moment den ungewohnten Linksverkehr missachtet“, meint Lanz.

Der Aufstieg des Wieners, sein turbulentes Leben, seine umstrittenen Songs, sein Niedergang, sein Comeback, sein Tod mit nur 40 Jahren – alles Zutaten für ein prominentes Nachleben.

Gerüchte über einen Suizid entbehrten jeder Grundlage, ist der Experte auch 20 Jahre nach dem Tod von Österreichs Poplegende überzeugt. Der Schock in der Musikwelt in Österreich und Deutschland saß tief. 4.000 Fans begleiteten Falco, mit bürgerlichem Namen Hans Hölzel, auf seinem letzten Weg auf dem Wiener Zentralfriedhof. Sie trösteten sich mit dem Kauf des posthum veröffentlichten Albums „Out of the Dark“, das zusammen mit der Single mehr als fünf Millionen Mal verkauft wurde. Der Aufstieg des Wieners, sein turbulentes Leben, seine umstrittenen Songs, sein Niedergang, sein Comeback, sein Tod mit nur 40 Jahren – alles Zutaten für ein prominentes Nachleben. „Das ist wie ein James-Dean-Effekt“, meint Lanz.

Hölzel wuchs in der Obhut seiner dominanten Mutter und seiner Großmutter auf. Als Fünfjähriger spielte er dank absolutem Gehör Dutzende Schlager auf dem Klavier ganz ohne Noten, erinnerte sich in einer ORF-Dokumentation seine 2014 gestorbene Mutter. Mit 16 Jahren verließ er die Schule und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Nach einem kurzen Intermezzo auf dem Wiener Musikkonservatorium ging Hölzel nach Westberlin – und fand den Namen des DDR-Skispringer Falko Weißpflog sexy.

Als Falco begann Hölzel seine Karriere. In „Ganz Wien“ sah er die Bewohner der Millionenstadt auf Heroin, Kokain oder Mozambin. Es war nur ein erster Auftakt für Texte, die wie beim gewaltverherrlichenden „Jeanny“ auch verstörten. 1982 erschien „Der Kommissar“, der erste weltweit erfolgreiche Rapsong eines Weißen. 1985 landete Falco mit „Rock me Amadeus“ seinen größten Hit. 1986 kletterte der Song auf Platz eins der US-Charts. Doch Falcos Leben geriet aus den Fugen. Er kokste und trank. Er war auf einer Entziehungskur, als er von der Geburt seiner Tochter erfuhr und gleich zur Klinik eilte. „Er hat sie irrsinnig verwöhnt“, sagt Lanz. In New York habe er ihr einen großen Plüschbären gekauft, der beim Rückflug im Frachtraum verstaut werden sollte. „Das hat er nicht zugelassen und für das Stofftier ein Ticket für die erste Klasse gekauft.“

Ein Vaterschaftstest 1993 ergab, dass Falco nicht der Erzeuger seiner Tochter ist.

Dann kam ein schlimmer Moment in seinem Leben. Ein Vaterschaftstest 1993 ergab, dass Falco nicht der Erzeuger seiner Tochter ist. „Das hat ihn aus der Bahn geworfen“, ist sein Vater Alois Hölzel überzeugt. Dennoch schaffte Falco noch einmal ein Comeback. 1996 erschien mit „Naked“ seine letzte Nummer zu Lebzeiten. Aber Falco ist nicht tot.

„Als Musikgenie und Künstler ist er lebendiger als je zuvor“, sagt sein Biograf. Die CDs verkaufen sich gut, das durch viele Städte tourende Falco-Musical ist oft ausverkauft, Fernsehsender planen Dokumentationen, der ORF sendet am 2. Februar einen „Falco-Spezialabend“ – im Zentrum das 2017er-Remake des legendären Konzerts von Falco auf der Donauinsel vor 150.000 Menschen 1993.

Falco hatte mindestens zwei Gesichter, mal gab er den Netten, mal war er deutlich weniger nett. Er sei ein zerrissener Typ gewesen, erinnert sich die nicht-leibliche Tochter Katharina. Zum Trost die Drogen? Wie ein lakonischer Warnruf klingt seine Haltung zum Kokain: „Experimentiert habe ich damit nie, ich habe es immer nur genommen. Ich kann euch also berichten, es führt nirgendwo hin. Es kostet Geld und Zeit und ist zum Auslassen.“ (dpa)