EU-Kompromiss ermöglicht Weiterbau

Demnach könnten über Änderungen an der EU-Gasrichtlinie zwar strengere Auflagen für das Milliarden-Projekt beschlossen werden. Zugleich soll aber sichergestellt werden, dass die Fertigstellung der 1.200 Kilometer langen Leitung von Russland nach Deutschland durch die Ostsee dadurch nicht bedroht wird.

Auf den letzten Punkt hatte vor allem die deutsche Bundesregierung gedrungen. Sie wollte eine weitreichende Überarbeitung der Richtlinie eigentlich ganz verhindern, musste sich aber nach einem politischen Kurswechsel Frankreichs auf Verhandlungen einlassen. Der wichtigste EU-Partner Deutschlands war überraschend aus dem Lager der Gegner der Richtlinienänderung in das der Befürworter gewechselt. Frankreich pochte allerdings am Freitag darauf, dass es schon immer Bedenken zu Nord Stream 2 gehabt habe und diese auch gegenüber Deutschland geäußert habe. Berlin und Paris legten schließlich einen gemeinsamen Kompromissvorschlag vor. Die Einigung erfolgte am Freitagnachmittag bei einem Botschaftertreffen in Brüssel. Nach französischen Angaben stimmten 27 der 28 EU-Staaten zu, nur Bulgarien nicht. die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wertete die Einigung trotz der Differenzen mit Paris als gemeinsamen Erfolg Deutschlands und Frankreichs. Wirtschaftsminister Peter Altmaier sieht den Kompromiss als Beleg für Handlungsfähigkeit Europas. Auch Frankreich zeigte sich zufrieden. Die Einigung erlaube es, das Vorhaben unter europäische Kontrolle zu stellen, hieß es aus Kreisen des Präsidialamtes in Paris. „Eine deutsch-französische Krise gibt es nicht.“

Bevor die geplanten Änderungen an der EU-Richtlinie umgesetzt werden, muss noch das EU-Parlament zustimmen. Ob es dort eine Mehrheit für das Projekt geben wird, ist unklar, da viele Abgeordnete die Pipeline eigentlich ganz stoppen wollen. Verhandlungen mit Parlamentsvertretern sollen bereits kommende Woche beginnen.

Die Kritiker von Nord Stream 2 argumentieren, dass die Leitung die energiepolitische Abhängigkeit Europas von Russland unnötig verstärke und den Interessen von osteuropäischen EU-Staaten und Partnerländern wie der Ukraine schade. Letzteres ist dadurch zu erklären, dass russisches Gas bislang durch Osteuropa in Richtung Westen geleitet wird. Länder wie die Ukraine und Polen verdienen daran über sogenannte Durchleitungsgebühren viel Geld.

Länder wie Polen wollten die Richtlinie deswegen eigentlich so ändern, dass die bereits im Bau befindliche Leitung von Russland nach Deutschland über zusätzliche Auflagen gestoppt werden könnte. Mit Nord Stream 2 sollen jährlich bis zu 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland an Drittstaaten wie der Ukraine oder Polen vorbei durch die Ostsee nach Deutschland transportiert werden können. (dpa)

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