„Einigkeit macht stark“: Balkanland Bulgarien übernimmt 2018 die EU-Ratspräsidentschaft

Bulgarien (Nationalflagge Zweite von links) übernimmt am 1. Januar 2018 erstmals den halbjährlichen EU-Ratsvorsitz. | epa Vassil Donev/EPA/dpa

Das Balkanland setzt sich elf Jahre nach dem EU-Beitritt hochgesteckte Ziele: In stürmischen Zeiten will Sofia zur „Sicherheit, Stabilität und Solidarität“ in Europa beitragen. Zudem sollen die Staaten des Westbalkans eine klare Perspektive für die EU-Integration bekommen.

Bulgarien ist seit 2007 EU-Mitglied, gehört allerdings noch nicht zur Eurozone und zum grenzkontrollfreien Schengen-Raum. Fünf Dinge sollte man noch über das südosteuropäische Land am Schwarzen Meer wissen:

Antike Geschichte: Thraker, Römer, Goten, Byzantiner sowie Türken haben Bulgariens Geschichte mitgeprägt. Die Hauptstadt Sofia, früher Serdika, galt als die Lieblingsstadt des römischen Kaisers Konstantin des Großen (306-337). Er soll gesagt haben: „Serdika ist mein Rom.“ Die Bulgaren bekennen sich mehrheitlich zum orthodoxen Christentum. Zehn Prozent der Bevölkerung sind ethnische Türken aus der Zeit des Osmanischen Reiches.

Aktuelle Herausforderungen: Das einstige Ostblockland bleibt trotz des guten Wirtschaftswachstums 2016 von 3,9 Prozent das ärmste EU-Land. In der Flüchtlingskrise ist Sofia bemüht, die 259 Kilometer lange bulgarische EU-Außengrenze zur Türkei durch einen Drahtzaun zu schützen. Wegen Defiziten bei der Korruptionsbekämpfung und der Justiz steht Bulgarien unter Sonderbeobachtung aus Brüssel – ein umfassendes Antikorruptionsgesetz wurde erst Ende Dezember 2017 verabschiedet.

EU-freundlich: Die Mehrzahl der Bulgaren ist EU-freundlich gestimmt. Nach zehn Jahren in der Union befürworteten einer Umfrage zufolge 77 Prozent der Bulgaren die EU-Mitgliedschaft ihres Landes. In Sofia regiert seit Mai 2017 eine pro-europäische Koalitionsregierung der bürgerlichen Partei GERB von Ministerpräsident Boiko Borissow mit den national-populistischen Vereinigten Patrioten als Juniorpartner.

Kyrillische Schrift: Die Tagungen während des bulgarischen EU-Ratsvorsitzes sollen nach den Worten der zuständigen Ministerin Liljana Pawlowa auf Bulgarisch geführt werden – natürlich mit Übersetzung. Bulgarisch ist mit anderen slawischen Sprachen wie etwa Serbisch oder Russisch verwandt. Die Bulgaren schreiben mit kyrillischen und nicht mit lateinischen Buchstaben. Die Landeswährung Lew (Bulgarisch: Löwe) ist im Verhältnis von 1,95:1 an den Euro gebunden.

Tomaten und lange Strände: Diplomaten und Unternehmer schwärmen von den bulgarischen Fleischtomaten – den sogenannten Bullenherzen. Der Schopska-Salat aus den leckeren Tomaten, Gurken, roten Zwiebeln und Paprika und mit geriebenem weißem Schafskäse und Petersilie ist bei Bulgarien-Urlaubern beliebt. Millionen Europäer genießen im Urlaub die langen Badestrände aus feinkörnigem Sand entlang der bulgarischen Schwarzmeerküste. (dpa)