Die Konsequenzen aus dem Mont-Blanc-Unglück

Frankreich: Seit dem Unglück werden alle Tunnel, die länger als 300 Meter sind, intensiv überprüft. Experten erstellen in Zusammenarbeit mit Betreiber, Rettungskräften und anderen Verantwortlichen ein Sicherheitsdossier. Dort sind alle möglichen Zwischenfälle und die zu ergreifenden Maßnahmen erfasst. Ermittelt wird auch die Wahrscheinlichkeit bestimmter Folgen beispielsweise von Feuer. In Frankreich ist die Behörde CETU für Tunnelsicherheit zuständig. Sie beschäftigt sich mit allen Techniken und Verfahren im Zusammenhang mit Planung, Bau, Instandhaltung, Betrieb und Sicherheit von Straßentunneln. Außerdem führt sie Studien durch und arbeitet mit Experten im In- und Ausland zusammen, um die Sicherheit von Tunneln zu verbessern. Die Behörde verbreitet auch Hinweise, wie sich Autofahrer in Notsituationen im Tunnel am besten verhalten.

Schweiz:Die Schweiz hat nach dem Mont-Blanc-Unglück und zwei eigenen schweren Unfällen 2001 und 2012 viel in die Verbesserung der Tunnelsicherheit investiert. Seit 2010 waren es eine Milliarde Franken (900 Millionen), mindestens eine weitere halbe Milliarde ist bis 2025 geplant, so das Bundesamt für Straßen. 12 Prozent der Nationalstraßen verlaufen in Tunneln, das sind gut 250 Tunnel mit zusammen rund 250 Kilometern Länge. Alle Tunnel ab 300 Metern Länge werden bis Ende 2019 mit Digitalradioempfang DAB+ ausgestattet. Im Oktober 2001 hatte ein alkoholisierter Lastwagenfahrer im Gotthardtunnel einen Unfall mit anschließendem Brand ausgelöst, bei dem elf Menschen an Rauchvergiftung starben. Dort wurden neue Lüftungsklappen eingebaut und die Voraussetzung geschaffen, Rauch schneller absaugen zu können. Im März 2012 kamen im Tunnel von Sierre 28 Menschen um, darunter 22 Kinder aus Belgien und den Niederlanden auf dem Rückweg von einem Skiurlaub. Der Fahrer war – womöglich nach einem Schwächeanfall – in die Wand am Ende einer SOS-Haltebucht geprallt, ergaben die Ermittlungen. Geprüft wird laut Behördenangaben daher noch, ob an den Mauern Anpralldämpfer angebracht werden sollen.

Italien:Marode Infrastruktur ist seit Langem ein Thema in Italien – der Brückeneinsturz in Genua im vergangenen August erschütterte das Vertrauen vollends. Fragen wurden nicht nur nach der Sicherheit der Überführungen im Land laut, sondern auch nach der der Tunnel. Medien bezifferten die Zahl der problematischen Brücken und Tunnel auf 300. Verkehrsminister Danilo Toninelli von der Fünf-Sterne-Bewegung versprach nach dem verheerenden Unglück einen „Marshallplan“ für die Sicherheit der Infrastruktur im Land. Die Fünf Sterne sind es aber auch, die sich gegen Großprojekte stellen, die die Infrastruktur verbessern würden. Der Widerstand gegen den Alpentunnel für die Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Turin und Lyon stellte die Regierung in Rom kürzlich auf eine harte Probe. Während die rechte Lega für das europäische Projekt ist, ist die populistische Fünf-Sterne-Bewegung dagegen. Sie kritisiert nicht nur die hohen Kosten, sondern befürchtet auch Probleme für die Umwelt. Auch dem Brenner-Tunnel, der bis 2026 fertig gestellt werden soll, stehen die Sterne kritisch gegenüber. In der Vergangenheit bezeichneten sie ihn als „unnütz, schädlich und illegal“. Aussagen einiger Vertreter der Bewegung lassen aber auch immer wieder Zweifel daran aufkommen, wie fundiert die Meinungen über Großprojekte sind. Ausgerechnet Verkehrsminister Toninelli blamierte sich mit einer Aussage, die annehmen ließ, dass der Brenner-Tunnel längst in Betrieb sei. Das brachte ihm den Spitznamen „Tunninelli“ ein.

Österreich: Die Alpenrepublik hat laut Autobahnbetreiber Asfinag in den vergangenen 20 Jahren mehr als vier Milliarden Euro in die Tunnel-Sicherheit investiert. Mehrere Tunnel seien mit einer zweiten Röhre ausgestattet, die Fluchtwege ausgebaut und die technische Überwachung deutlich verbessert worden, so ein Sprecher. In dem mit 14 Kilometern längsten Straßentunnel Österreichs, dem Arlbergtunnel, wurden unter anderem 37 zusätzliche Fluchtwege eingerichtet. Über Vorgaben der EU hinaus sei vielerorts ein akustisches Warnsystem installiert, so ein Asfinag-Sprecher. Das System „Akut“ horche mit seinen Mikrofonen nach verdächtigen Geräuschen. „Ob ein Reifen platzt, Türen zugeschlagen werden oder Autos kollidiert sind.“ Bei Verdacht werde sofort via Kameras kontrolliert. „Man kann mal wegsehen, aber nicht weghören“, so der Sprecher weiter. „Akut“ sei momentan in 20 Tunneln im Einsatz und solle schließlich in mehr als 50 Tunneln verfügbar sein. Insgesamt sind 165 Tunnel in Österreich in Betrieb. Eines der letzten großen Projekte ist die zweite Röhre für den Karawankentunnel zwischen Österreich und Slowenien. Ab 2026 können Autofahrer dort mit neuem Komfort gen Süden fahren. (dpa)

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment